In der Pressemeldung zum Geschäftsjahr 2018/2019 war zwar von einem "schwierigen Jahr" die Rede, diverse Konzernkennzahlen wiesen dennoch eine durchaus positive Tendenz aus. So meldete die britische Airline zum Beispiel bei den Passagierzahlen mit 96,1 Millionen (+8,6 Prozent) einen neuen Rekordwert. Ähnlich starke Zuwächse konnte das Management hinsichtlich des erzielten Konzernumsatzes vermelden. Dieser kletterte nämlich innerhalb eines Jahres von 5,898 Milliarden auf 6,385 Milliarden Pfund (+8,3 Prozent). Mit Blick auf die vorgelegten Ergebnisse überwogen allerdings die negativen Vorzeichen. Besonders auffällig: Beim Ergebnis vor Steuern war angesichts eines Rückgangs von 578 Millionen auf 427 Millionen Pfund ein dickes Minus von 26 Prozent zu beklagen. Deshalb soll die Dividende von 58,6 auf 43,9 Pence (-25,1 Prozent) gekürzt werden. Grundsätzlich sollte man bei dem vorgelegten Zahlenwerk aber positiv honorieren, dass die vom Management gemachten Prognosen zumindest erfüllt und nicht enttäuscht wurden. Trotz Brexit, Thomas-Cook-Pleite und Klimadiskussionen hat sich der Billigflieger in einem widrigen Marktumfeld summa summarum recht gut behauptet.

Die zuvor erwähnten "bad news" haben den Börsianern zunächst aber gar nicht gefallen und den anfänglichen Verlust der ersten Handelsstunden verursacht. Eine Nachricht mit erheblicher Tragweite ging dabei völlig unter. So kündigte Unternehmenschef Johan Lundgren an, dass Easyjet als erste bedeutende Airline künftig sämtliche Flüge klimaneutral durchführen wird. Außerdem wurde verlautbart, dass Easyjet aufgrund der Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook eine neue Firmensparte für Paketreisen britischer Kunden ins Leben gerufen hat. Im kommenden Jahr soll das Angebot in einem weiteren großen Markt eingeführt werden. Analysten der Schweizer Bank Credit Suisse haben die vorgelegten Easyjet-Geschäftszahlen zum Anlass genommen, ihr Kursziel für die Aktie von 1.206 auf 1.431 Pence anzuheben und ihre bisherige Einstufung ("Outperform") zu bekräftigen. Der zuständige Analyst rechnet nun mit höheren Ergebnissen und traut dem Unternehmen den Gewinn weiterer Marktanteile zu.

Charttechnische Hochspannung


Unter charttechnischen Gesichtspunkten fällt bei der Easyjet-Aktie vor allem eines auf: Um die Marke von 1.300 Pence verläuft derzeit eine signifikante Widerstandszone. Im Herbst 2017 und Anfang 2019 prallte der Titel genau hier ab und ging in einen Sinkflug über. Sollte sich dieses Szenario erneut wiederholen, würde sich Abwärtspotenzial bis in den Bereich der leichten Unterstützungszone von 1.200 Pence eröffnen. Den Blick noch weiter nach unten gerichtet, kann man der Easyjet-Aktie bei 1.100 Pence einen massiven Boden attestieren. Zuversichtlich stimmt hingegen die langfristige 200-Tage-Linie. Nachdem Anfang Juni mit 855 Pence noch der tiefste Stand seit über acht Jahren verzeichnet worden war, vollzog die Aktie eine mehrmonatige Bodenbildungsphase. Mit dem im September erfolgten Sprung über die 200-Tage-Linie wurde zum einen ein starkes Kaufsignal generiert. Zum anderen hatte die nachfolgende Kursrally in Richtung 1.350 Dollar den angenehmen Nebeneffekt, dass die langfristige Durchschnittslinie nach oben gedreht hat. Dies interpretieren chartorientierte Investoren als Trendwechselsignal. Fazit: Alles in allem halten sich bei der Easyjet-Aktie positive wie negative Aspekte in etwa die die Waage - deshalb erst einmal abwarten.