Die Wurzel des Unternehmens ist das Resellergeschäft, bei dem Telekommunikationskapazitäten gekauft und zu geringfügig höheren Preisen an Privat- und Geschäftskunden weitervermarktet wurden. Von diesem Geschäft ist heute noch der Großhandelsbereich geblieben, der aber nur geringe Deckungsbeiträge liefert.
Die Musik spielt woanders. Ecotel bietet Geschäftskunden ein breites Leistungszentrum an. Momentan offerieren die Rheinländer Sprach- und Datendienste an rund 18 000 Kunden. Dabei adressiert Ecotel vor allem kleine und mittlere Unternehmen, hat aber auch schon Aufträge von großen Konzernen wie dem Versicherungsriesen Allianz eingeheimst. Zu Ecotel gehört außerdem die Firma Easybell. Die relativ profitable 51-prozentige Tochter vermarktet Internet- und Telefondienste an Privatkunden. Die zweite Tochter Nacamar, die bisher weitgehend unbedeutend ist, bietet Streamingdienste an.
Weit unter Wert gehandelt
Ecotel wird an der Börse mit rund 28 Millionen Euro bewertet. Das ist relativ wenig, schließlich wird für das laufende Geschäftsjahr mit einem Betriebsergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern zwischen sieben und acht Millionen Euro gerechnet. Bis 2020 soll dieses bis auf zehn Millionen Euro steigen.
Dass Börsianer aktuell eher an der Seitenlinie stehen, hat zwei Gründe. Zum einen entstehen durch Easybell hohe Anteile Dritter, sodass ein großer Teil des Betriebsergebnisses nicht bei den Aktionären ankommt. Punkt zwei ist die Umstellung von ISDN-Kunden, die Ecotel derzeit ins eigene sogenannte All-IP-Umfeld transferiert. Das kostet erst einmal Geld. 2019 sollte der Vorteil dieser Maßnahme aber in den Büchern ersichtlich werden. Mit dem eigenen virtuellen Netz erzielt Ecotel viel höhere Margen. Aktuell liegt die Rohertragsmarge bei 48 Prozent. Nach der Transformation könnte sie auf über 60 Prozent steigen. Die Differenz sind drei bis vier Millionen Euro mehr Ergebnisbeitrag. Bei dem geringen Börsenwert ist das ein schöner Hebel.
Auch der Aktionärskreis verspricht Spannung. Vorstand Peter Zils hält knapp unter 30 Prozent. Zuletzt hatte sich auch Großaktionär Andrey Morozov an die 30-Prozent-Schwelle vorgetastet. Es ist vorstellbar, dass zumindest durchgerechnet wird, die Firma von der Börse zu nehmen. Dazu wäre ein Bewertungsgutachten nötig, das zu einem deutlich höheren Wert kommen müsste.