Nach dem Einbruch im März vergangenen Jahres war die Aktie des Ingenieurdienstleisters Bertrandt der Hot Deal. In der Folge legte der Wert um 120 Prozent zu. Viel schwächer entwickelten sich die Anteilscheine des Wettbewerbers EDAG Engineering Group. Denn das Unternehmen weist eine höhere Verschuldung und eine schwächere Bilanz auf. Nun hat EDAG gemeldet, dass es einen im November 2020 vereinbarten Unternehmenskredit der KfW in Höhe von 60 Millionen vorzeitig kündigen will - ein starkes Signal. Die Gesellschaft kann die Auswirkungen der Corona-Krise hinter sich lassen und die Aktie ihre Aufholjagd starten.
EDAG ist ein unabhängiger Dienstleister für die globale Fahrzeugindustrie. Entstanden aus dem Zusammenschluss vieler Firmen, ist die Gesellschaft seit 2015 an der Börse in Deutschland notiert, obwohl EDAG den rechtlichen Sitz in der Schweiz hat. Die Ingenieure liefern vollständige Prozessketten von der Konzeption über die Entwicklung bis hin zur Errichtung einer Fabrikation. Zielgruppen sind Auto-, Nutzfahrzeug- und Motorradhersteller sowie große Zulieferer.
Weil die Kunden mit neuen Projekten zauderten, musste EDAG im Jahr 2020 einen Rückgang der Erlöse um fast 17 Prozent auf 600 Millionen Euro verkraften. Operativ gingen 4,7 Millionen Euro verloren. Im Jahr zuvor standen noch 33 Millionen Euro Gewinn zu Buche.
Höhere Dynamik in Sicht
Das Krisenjahr nutzte EDAG jedoch zur Stabilisierung der Finanzen. Der hohe Cashflow tilgte alle Finanzverbindlichkeiten. Zudem wurden die Kosten gesenkt und die Software- und Digitalisierungskompetenzen zusammengeführt. Das zeigte schon im ersten Quartal Wirkung. In den Bereichen Fahrzeugentwicklung und Elektronik wurden die Ergebnisse gesteigert. Nur der Bereich Produktionsdienstleistungen liegt unter Vorjahr und schreibt rote Zahlen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Tal hier im zweiten Quartal durchschritten wird. Die Fahrzeugindustrie hat ihre Budgets erhöht, um neue Produkte mit Elektroantrieb auf den Markt zu bringen. Auch viele Newcomer brauchen Produktions-Know-how. Deshalb sollte EDAG im Laufe des Jahres Dynamik entfalten und besser abschneiden als 2020. Das Ergebnis sollte deutlich in der Gewinnzone landen.
Schon im nächsten Jahr könnte EDAG in Umsatzregionen von über 700 Millionen Euro vordringen. Bei einer erzielbaren Marge von fünf Prozent sollte ein Unternehmenswert von 350 Millionen Euro erreichbar sein. Das wären gut 50 Prozent mehr als der aktuelle Börsenwert und entspräche ungefähr dem charttechnischen Aufholpotenzial gegenüber der Bertrandt-Aktie.
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