Es sieht so aus, als könnten die Edelmetalle von allen Rohstoff-Sektoren in diesem Jahr die beste Preisentwicklung aufweisen. Gemessen an den S&P GSCI-Indizes liegen sie aktuell vor den Industriemetallen, berichtet die Commerzbank. Vor allem Gold glänzte bis in den Sommer hinein und erreichte Anfang August ein Allzeithoch, heißt es.
Das gelbe Edelmetall sei dabei zum einen als sicherer Hafen im Zuge der Corona-Pandemie und in Folge dessen der wirtschaftlichen Unsicherheiten gefragt gewesen. Zum anderen habe Gold durch seine Eigenschaft als wertstabile Anlage gestochen, nachdem viele Zentralbanken ihre ohnehin schon ultra-lockere Geldpolitik noch expansiver gestaltet und auch viele Regierungen die durch die Corona-Maßnahmen verursachten Probleme mit einer expansiven Fiskalpolitik zu lösen versucht hätten.
Dies habe dazu geführt, dass die Realrenditen weiter in den negativen Bereich abrutschten, was wiederum die Nachfrage nach Gold angefacht habe. Dementsprechend habe die Investmentnachfrage dieses Jahr alle Rekorde gebrochen. Bis zum Jahresende habe Gold allerdings einen Teil seiner zwischenzeitlichen Gewinne wieder abgegeben, da sich die Weltwirtschaft gefangen habe. Zudem habe die Marktstimmung mit Blick auf das kommende Jahr gedreht, nicht zuletzt dank der Impfstoffe gegen das Coronavirus.
Silber habe in diesem Jahr zunächst stark gegenüber Gold an Boden verloren - das Gold/Silber-Verhältnis sei kurzzeitig auf über 120 geklettert-, habe aber später aber deutlich aufgeholt. Auch Silber habe von einer hohen Investmentnachfrage profitiert. Es werde am Ende die beste Preisentwicklung im Edelmetallsektor aufweisen. Im historischen Vergleich sei Silber aber immer noch günstig gegenüber Gold.
Wie es an den Edelmetallmärkten aus der Sicht der Commerzbank-Analysten im kommenden Jahr im Detail weitergehen dürfte, darüber berichtet BÖRSE ONLINE nachfolgend ausführlich.
Silber: Rückläufige Industrienachfrage, rückläufiges Minenangebot
Mit einem Plus von rund 40 Prozent seit Jahresbeginn weist Silber trotz deutlicher Verluste im November die beste Preisentwicklung unter den Edelmetallen auf, so die Commerzbank. Zwischenzeitlich betrug das Plus sogar mehr als 60 Prozent, als Silber im August bei knapp 30 Dollar je Feinunze ein 7½-Jahreshoch erreichte. Vom 11-Jahrestief im März hat sich der Silberpreis mehr als verdoppelt.
Der Silbermarkt hat sich in diesem Jahr wegen einer rekordhohen Investmentnachfrage deutlich angespannt, erklärt Analyst Carsten Fritsch. Dies gilt zwar nicht für den physischen Markt, der nur die "klassischen" Bereiche der Nachfrage berücksichtigt und laut Einschätzung des Silver Institute und von Metals Focus das fünfte Jahr in Folge einen Angebotsüberschuss aufweisen dürfte. Dabei sollen sowohl Angebot als auch Nachfrage sechs Prozent niedriger ausfallen als im Vorjahr.
Auf der Angebotsseite ist dafür eine um sechs Prozent fallende Minenproduktion verantwortlich. Grund hierfür sind die Lockdown-Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in vielen Produzentenländern. Auf der Nachfrageseite durchzieht die Schwäche nahezu alle Bereiche. Die Industrienachfrage als wichtigste Komponente soll um neun Prozent auf 466,5 Millionen Unzen (14,5 Tausend-Tonnen) sinken, den niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
Auch hier hinterlassen die Lockdowns und die zeitweilige Unterbrechung der Lieferketten sichtbare Bremsspuren. Noch etwas stärker soll dabei der Nachfragerückgang in der Photovoltaikindustrie und der Automobilindustrie ausfallen. Die Schmucknachfrage soll sogar auf den tiefsten Stand seit mehr als zehn Jahren fallen. Die physische Investmentnachfrage, also Münzen und Barren, soll dagegen um 27 Prozent auf ein 5- Jahreshoch steigen. Auch hier dürfte die Corona-Pandemie eine wichtige Rolle gespielt haben, die die Nachfrage nach Silber als Anlagemetall begünstigt hat. Insbesondere in den USA war die Nachfrage nach Silbermünzen und -barren ausgesprochen hoch.
Silberpreis auf höherem Niveau etabliert
Silber: Beispiellose ETF-Nachfrage sorgt für rekordhohes Angebotsdefizit
Alles in den Schatten stellt in diesem Jahr allerdings die ETF-Nachfrage, die vom Silver Institute nicht zur physischen Nachfrage gezählt wird. Diese soll auf rekordhohe 350 Millionen Unzen (10,9 Tausend-Tonnen) steigen, was 5,4 Monaten der weltweiten Minenproduktion entspricht. Unter Berücksichtigung der ETF-Nachfrage weist der Silbermarkt in diesem Jahr damit ein bislang nie dagewesenes Angebotsdefizit von 318,5 Millionen Unzen (9,9 Tausend-Tonnen, siehe Grafik) auf, was die eingangs erwähnte positive Preisentwicklung von Silber unterstreicht. Der Prognose des Silver Institute von Mitte November lag die Annahme weiterer ETF-Zuflüsse bis Jahresende zugrunde. Allerdings kam es seither zu kräftigen ETF-Abflüssen, die die Zuflüsse seit Jahresbeginn auf ca. 265 Millionen Unzen haben schmelzen lassen. Von daher dürfte das Angebotsdefizit letztlich nicht ganz so hoch ausfallen. Ein Rekorddefizit wird aber auf jeden Fall zu Buche stehen.
Globaler Silbermarkt wegen rekordhoher ETF-Nachfrage im Defizit
Silber: 2021 dürfte Normalisierung bei Angebot und Nachfrage bringen
Im Jahr 2021 ist mit einer Belebung der Industrienachfrage zu rechnen, da die in diesem Jahr belastenden Faktoren an Einfluss verlieren sollten. So dürfte mit der Verfügbarkeit von wirksamen Impfstoffen und einer voranschreitenden Durchimpfung der Bevölkerung das Risiko neuerlicher Lockdowns und Lieferengpässe erheblich sinken. Eine Normalisierung ist deshalb allerdings auch bei der Minenproduktion zu erwarten. Beide Effekte dürften sich in etwa die Waage halten. Somit kommt es wahrscheinlich auf die anderen Nachfragekomponenten an, in welche Richtung das Pendel bei der Marktbilanz ausschlägt. Eine Erholung ist auch bei der Schmucknachfrage zu erwarten, wohingegen sich die Nachfrage nach Münzen und Barren sowie ETFs nach dem Ausnahmejahr 2020 ähnlich wie bei Gold abkühlen dürfte. Dies spricht für ein deutlich geringeres Angebotsdefizit. Einen Einbruch der Investmentnachfrage erwarten wir allerdings nicht, da die meisten bei Gold aufgeführten Argumente ebenso für ein Investment in Silber sprechen. Zudem ist Silber gegenüber Gold weiterhin relativ preiswert. Das Gold/SilberVerhältnis liegt im hohen 70er Bereich und damit über dem langjährigen Durchschnitt von etwas über 60. Zwischen dem Gold/Silber-Verhältnis und den ETF-Käufen bestand in diesem Jahr ein inverser Zusammenhang, das heißt, ein höheres Gold/Silber-Verhältnis löste ETF-Kaufinteresse aus (siehe Grafik).
"Günstiges" Silber lockt ETF-Investoren
Silber: Wechsel im Weißen Haus könnte Silbernachfrage beflügeln
Perspektivisch könnte auch die Klimapolitik des künftigen US-Präsidenten Biden für Phantasie am Silbermarkt sorgen. Denn Biden wolle die US-Wirtschaft in Richtung CO2-Neutralität umbauen und aus diesem Grund die Solarenergie massiv vorantreiben. So sei in den nächsten fünf Jahren der Bau von 500 Millionen Solarmodulen geplant. Ob diese Pläne umgesetzt werden könnten, hänge aber auch von den Mehrheitsverhältnissen im US-Senat ab, über die Stichwahlen Anfang Januar entscheiden.
Auch in Europa dürfte der Trend zu klimafreundlicher Energie anhalten und einen weiteren Zubau von Solarkapazitäten begünstigen. Die Bäume für die Silbernachfrage aus der Photovoltaik würden dennoch nicht in den Himmel wachsen. Denn der Silbereinsatz pro Solarmodul sei in den letzten zehn Jahren deutlich reduziert worden. Aktuell liege er bei etwa sieben Gramm. Die CRU Group sei daher in einer Studie für das Silver Institute zum Ergebnis gekommen, dass die Silbernachfrage aus der Solarindustrie ihr Hoch im Jahr 2019 bei 100 Millionen Unzen gesehen habe und in den nächsten Jahren leicht rückläufig sein dürfte.
Die Argumente für einen weiter steigenden Silberpreis sind nach Einschätzung der Commerzbank überwältigend. Die Flut billigen Geldes dürfte neben Gold auch Silber steigen lassen, das zudem gegenüber Gold noch über Nachholpotenzial verfüge. Eine Erholung der Konjunktur dürfte darüber hinaus die Industrienachfrage anschieben.
Die Commerzbank erwartet daher, dass Silber seinen im Herbst unterbrochenen Aufwärtstrend wieder aufnimmt und bis Ende nächsten Jahres auf 28 Dollar je Feinunze steigen wird. Das Gold/Silber-Verhältnis falle damit auf 75. Zwischenzeitlich sei auch ein niedrigeres Gold/Silber-Verhältnis vorstellbar. Für das vierte Quartal 2022 kalkuliert man übrigens sogar mit Silberpreisen von 32,00 Dollar je Feinunze.
Gold: Aufwärtstrend dürfte nur kurzzeitig unterbrochen sein
Der Goldpreis wird laut Commerzbank das Jahr 2020 trotz der im Herbst erlittenen Verluste mit einem stattlichen Plus abschließen. Vom Anfang August bei 2.075 Dollar je Feinunze verzeichneten Rekordniveau hat sich Gold zwar zehn Prozent entfernt, so Fritsch. Mit gut 20 Prozent falle der Zuwachs seit Jahresbeginn aber noch etwas größer aus als im Vorjahr.
Im November habe Gold den stärksten Monatsrückgang seit vier Jahren verzeichnet. Wesentlicher Katalysator dafür seien Hoffnungen gewesen, dass mit der Bereitstellung von Impfstoffen die Corona-Pandemie im Verlauf von 2021 eingedämmt werde und damit eine allmähliche Rückkehr zur Normalität erfolgen könne.
Die Commerzbank sieht darin allerdings nicht das Ende des Mitte 2019 begonnenen Bullenmarktes bei Gold. Denn die Rahmenbedingungen dürften Gold auch 2021 Rückenwind geben. Eine Änderung der ultra-expansiven Geld- und Fiskalpolitik erwartet Fritsch trotz der bevorstehenden Impfungen nicht. Vielmehr bleiben die Regierungen und Zentralbanken weiterhin gefragt, die negativen Auswirkungen der Anti-Corona-Maßnahmen auf die Wirtschaft und die Gesellschaft abzufedern.
Sollten die erforderlichen fiskalischen Stimulierungsmaßnahmen aufgrund von Widerständen im Gesetzgebungsverfahren nicht rechtzeitig beschlossen werden, würde der Druck auf die Zentralbanken steigen, ihrerseits mit weitergehenden Lockerungsmaßnahmen in die Bresche zu springen. Mögliche Optionen wären Zinssenkungen, sofern dies überhaupt noch möglich sei, sowie eine Ausweitung der Anleihekäufe bis hin zu einer Kontrolle der Zinskurve nach dem Vorbild Japans.
Die zu beobachtende Tendenz zur Besetzung der geldpolitischen Gremien der Zentralbanken mit ehemaligen Finanzpolitikern dürfte dieser Entwicklung Vorschub leisten. Die Verflechtung von Geld- und Fiskalpolitik gehe auch andersherum. Die vom künftigen US-Präsidenten Biden als Finanzministerin nominierte Janet Yellen war von 2014-2018 Fed-Vorsitzende und zuvor lange Jahre Mitglied des FOMC bei der US-Notenbank, wo sie als ausgesprochene Befürworterin einer lockeren Geldpolitik gegolten habe. Ihren jüngsten Äußerungen zufolge dürfte sie weitere fiskalpolitische Impulse präferieren. Ihre engen Kontakte zur Fed dürften zudem die Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen erleichtern.
Goldpreis erneut mit stattlichem Jahresgewinn
Gold: Weiterhin Rückenwind durch ultralockere Geldpolitik der Zentralbanken
Selbst wenn es wie intern erwartet gelinge, die Corona-Pandemie im zweiten Halbjahr 2021 durch hinreichende Immunisierung der Bevölkerung weitgehend unter Kontrolle zu bringen, blieben die durch die Corona-Politik verursachten enorm gestiegenen Schuldenberge der Staaten und die aufgeblähten Bilanzsummen der Zentralbanken noch für lange Zeit bestehen, heißt es. Die US-Notenbank Fed habe bislang seit Pandemiebeginn im März Anleihen im Umfang von rund drei Billionen Dollar erworben (siehe Grafik).
Die US-Geldmenge wachse in der Folge um mehr als 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die EZB habe mit ihren Anleihekäufen von rund zwei Billionen Euro seit dem Frühjahr quasi die Neuverschuldung der Euro-Staaten finanziert. Die Rückkehr zu einer "normalen" Geldpolitik sei den Zentralbanken dadurch auf lange Sicht verbaut. Die Fed wolle ohnehin ihre Geldpolitik erst ändern, wenn die Inflation über einen längeren Zeitraum etwas über zwei Prozent liege und gleichzeitig Vollbeschäftigung herrsche. Beide Kriterien zusammen waren in den letzten 20 Jahren nur selten erfüllt worden.
Kurzfristig dürfte das monatliche Anleihekaufvolumen von derzeit 120 Milliarden Dollar eher angehoben werden, falls sich der Kongress nicht auf weitere Stimulierungsmaßnahmen einigen sollte, was inzwischen aber bereits geschehen sei. Bestenfalls dürfte es im Laufe des nächsten Jahres zu einer Reduktion des Anleihekaufvolumens kommen, wenn sich die wirtschaftliche Lage mit dem Zurückdrängen des Coronavirus deutlich verbessern sollte. Fed-Chef Powell habe sich gegen eine vorschnelle Rückführung der Anleihekäufe ausgesprochen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei daher nicht absehbar, ob und wann die Fed damit beginne. An Zinserhöhungen ist in den nächsten Jahren nach Erachten der Commerzbank erst recht nicht zu denken.
Anleihekäufe lassen Bilanzsummen der Zentralbanken kräftig steigen
Gold: Negativzinsumfeld bleibt auch 2021 bestehen
Auch in der EZB werde über eine Strategieänderung nachgedacht, die es ihr ermöglichen solle, noch deutlich länger an der ultraexpansiven Geldpolitik festzuhalten und den hochverschuldeten Staaten der Eurozone die Schuldenaufnahme zu erleichtern. Dass die EZB nach der Einführung eines Impfstoffes ihre Geldpolitik ändere, sei nicht zu erwarten. EZB-Präsidentin Lagarde habe bereits klargestellt, dass ein Impfstoff kein "Game-Changer" sei.
Für EZB-Chefvolkswirt Lane habe das schnelle Erreichen der geldpolitischen Ziele oberste Priorität. Dazu zähle insbesondere eine höhere Inflation. Die Inflationsentwicklung dürfte aus Sicht der EZB weiterhin enttäuschend verlaufen. Die Commerzbank rechnet deshalb mit einer nochmaligen Verlängerung der EZB-Anleihekäufe. Das Volumen des Notfall-Kaufprogrammes PEPP dürfte daher im Dezember um weitere 600 Milliarden Euro aufgestockt werden.
Zudem erwartet man weitere, die Liquidität erhöhende Langfristtender. Die Politik des zügellosen Gelddruckens dürfte sich 2021 somit auf beiden Seiten des Atlantiks fortsetzen. Die Nominalrenditen dürften daher in den USA extrem niedrig und in den meisten Ländern der Eurozone negativ bleiben. Das Volumen der Anleihen mit negativer Rendite liege laut Bloomberg bereits bei rekordhohen 17,5 Billionen Dollar. Zum Vergleich, das weltweit verfügbare Gold habe bei aktuellen Preisen einen Marktwert von rund 12 Billionen Dollar.
Nach Abzug der Inflationsrate lägen die Realzinsen sowohl in den USA als auch in Europa im negativen Bereich (siehe Grafik). Die finanzielle Repression dürfte sich 2021 mit steigenden Inflationserwartungen noch verstärken, da die Zinserwartungen wegen der genannten Gründe nicht entsprechend mitziehen würden.
Realzinsen auf beiden Seiten des Atlantik negativ
Gold: Investmentnachfrage bricht alle Rekorde
Dieses Umfeld spreche für eine weiterhin robuste Investmentnachfrage, auch wenn diese 2021 voraussichtlich nicht wieder das rekordhohe Niveau des zu Ende gehenden Jahres erreichen dürfte. Nach den ersten drei Quartalen 2020 habe diese laut Daten des World Gold Council (WGC) und des auf Edelmetalle spezialisierten Research-Unternehmens Metals Focus bereits 30 Prozent höher gelegen als im gesamten Vorjahr. Treiber sei die Nachfrage nach Gold-ETFs gewesen, auf die in den ersten zehn Monaten allein gut 1.000 Tonnen entfallen sei (siehe Grafik). Zwei Drittel der Zuflüsse sei dabei in Nordamerika gelistete ETFs erfolgt, allein 375 Tonnen sei in den SPDR Gold Trust geflossen, der überwiegend von institutionellen Investoren als Anlagevehikel genutzt werde.
Die Nachfrage nach Münzen und Barren habe 627 Tonnen erreicht und damit in etwa das Niveau von 2009. Insbesondere die USA, Europa und die Türkei hätten eine deutliche Zunahme verzeichnet. Damit dürfte die Investmentnachfrage in diesem Jahr die Schmucknachfrage als wichtigste Nachfragekomponente deutlich übertreffen, was nicht mal im Krisenjahr 2009 der Fall gewesen sei. Auch die im November erfolgten kräftigen Abflüsse aus den Gold-ETFs dürften daran nichts ändern. Dies unterstreiche die Ausnahmesituation, die das Jahr 2020 darstelle.
Gold-ETFs verzeichnen beispiellose Zuflüsse
Gold: Schmucknachfrage dürfte sich erholen
Etwas besser dürfte sich dagegen im nächsten Jahr die Schmucknachfrage entwickeln. Diese habe nach drei Quartalen 2020 gemäß WGC und Metals Focus lediglich bei 904 Tonnen gelegen, was dem niedrigsten Niveau seit Beginn der Aufzeichnungen entspreche und 30 Prozent unter dem bisherigen Rekordtief aus dem besagten Krisenjahr 2009 liege.
Besonders schwach sei die Schmucknachfrage in den beiden wichtigsten Nachfrageländern China und Indien gewesen. In China habe die Nachfrage nach Goldschmuck in den ersten drei Quartalen 43 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen, in Indien sogar um 57 Prozent. In beiden Ländern sei die Nachfrage, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten, durch die Folgen der Corona-Pandemie und rekordhohe lokale Preise ausgebremst worden.
Doch es gebe Grund zur Annahme, dass die Talsohle durchschritten sei. In China habe sich die Schmucknachfrage vom Tief im 1. Quartal verdoppelt und habe im 3. Quartal "nur" noch 25 Prozent niedriger gelegen als im Vorjahr. Die kräftige Erholung der chinesischen Wirtschaft von der Corona-Pandemie spreche auch für eine weitere Belebung der Schmucknachfrage.
In Indien sei dagegen die Nachfrageerholung noch im Anfangsstadium. Hoffnung auf bessere Zeiten mache hier die gute Monsunsaison, die sich positiv auf die Einkommen der Landbevölkerung niederschlagen dürfte. Mit den seit September fallenden Infektionszahlen und der Öffnung der Juweliergeschäfte sollte auch die Bereitschaft zum Goldkauf wieder zunehmen, zumal sich auch die lokalen Preise deutlich von ihren Hochs entfernt hätten. Angesichts unzähliger wegen der Corona-Pandemie verschobener Hochzeiten habe sich zudem ein beträchtliches Nachholpotenzial aufgebaut, sollte sich das öffentliche Leben mit einem Impfstoff wieder halbwegs normalisieren.
Gold: Kaufzurückhaltung der Zentralbanken wohl nur temporär
Auch die Zentralbanken sollten 2021 wieder mehr Gold kaufen. Nach zwei Jahren mit extrem hohen Goldkäufen sei das Interesse der Zentralbanken 2020 merklich abgekühlt. Nach drei Quartalen lagen deren Netto-Käufe laut WGC und Metals Focus lediglich bei 220 Tonnen, so Fritsch. Das sei nicht mal halb so viel gewesen wie im entsprechenden Vorjahreszeitraum und so wenig wie zuletzt im Jahr 2010 (siehe Grafik).
Im dritten Quartal habe es sogar erstmals seit fast zehn Jahren wieder Netto-Gold-Verkäufe gegeben. Während vormals große Käufer wie China und Russland schon seit längerer Zeit kein Gold mehr gekauft hätten, seien die Zentralbanken der Türkei und Usbekistans zuletzt als Verkäufer aufgetreten. Trotzdem sei die Türkei mit fast 150 Tonnen noch immer der wichtigste Goldkäufer unter den Zentralbanken in diesem Jahr.
An den Argumenten für Gold habe sich für die Zentralbanken nichts geändert. Die in den Devisenreserven gehaltenen Dollar-Anleihen würden kaum noch positive Nominalrenditen abwerfen, die Realverzinsung dieser Anleihen sei sogar nahezu durchweg negativ. Die auf Euro lautenden Anleihen hätten sogar eine negative Nominalverzinsung.
Die Preisentwicklung von Gold in diesem herausfordernden Jahr habe außerdem gezeigt, dass Gold als integraler Bestandteil in den Währungsreserven große Vorzüge biete. Der US-Dollar sei aufgrund der Sanktionspolitik der US-Regierung zudem nicht mehr ohne Risiko, so dass eine Hinwendung zum vor derartigen Sanktionen sicheren Gold für viele Zentralbanken durchaus Sinn mache.
Es bleibe abzuwarten, ob die neue US-Regierung eine weniger aggressive Sanktionspolitik betreiben werde. Gewisse Zweifel sind laut Commerzbank angebracht, insbesondere was den Umgang mit China und Russland angehe. Gerade in China sei der Anteil von Gold in den Währungsreserven mit weniger als fünf Prozent noch immer vergleichsweise niedrig. Die momentane Kaufzurückhaltung der chinesischen Zentralbank dürfte daher nur von begrenzter Dauer sein.
Zentralbanken kaufen dieses Jahr deutlich weniger Gold
Gold: Das gelbe Edelmetall sollte nächstes Jahr neue Rekordhochs erreichen
Während die Geldmengen weltweit wegen der Anleihekäufe der Zentralbanken mit einem beispiellosen Tempo ausgeweitet werden, steigt das weltweite Goldangebot nur um rund zwei Prozent pro Jahr, erklärt Fritsch. Das in den Gold-ETFs gehaltene Gold habe nach den kräftigen Zuflüssen und dem Preisanstieg in diesem Jahr aktuell einen Marktwert von rund 240 Milliarden Dollar. Das sei nur ein Bruchteil der Marktkapitalisierung von Aktien oder Anleihen. Von daher seien hier weitere Zuflüsse zu erwarten.
Die Zinsen würden noch für lange Zeit auf sehr niedrigem Niveau verharren und daher Gold als zinslose Anlage keine Konkurrenz machen. Die hochbewerteten Tech-Aktien (allein Tesla ist an der Börse mehr wert als die gesamten Gold-ETFs) seien reif für zwischenzeitliche Korrekturen.
Die Commerzbank erwartet, dass der Goldpreis wegen der positiven Rahmenbedingungen seinen Aufwärtstrend im nächsten Jahr wieder aufnehmen und bis zur Jahresmitte die Marke von 2.000 Dollar je Feinunze erreichen wird. Ende 2021 erwarten die Analysten einen Goldpreis von 2.100 Dollar. Das Rekordniveau aus diesem Sommer würde damit also übertroffen. Die Vorhersage für das vierte Quartal 2022 bewegt sich im Übrigen bei 2.300 Dollar je Feinunze.