In den Frankfurter Zwillingstürmen, dem Herz der Bank, wird später vom "Düsselgate" die Rede sein. Stärker hätte Fitschen die Spekulationen über die Neuausrichtung seines Hauses und einen Verkauf der Postbank nicht anheizen können. Seit dieser Woche ist klar, warum Fitschen nun anders redet: Wenn es kommt wie im engsten Führungszirkel diskutiert, wird die "neue" Deutsche Bank wie folgt aussehen: Vermögensverwaltung und Investmentbanking statt Filialgeschäft mit Postbeamten. Keine Riesenbank mehr, sondern eine schlagkräftige Truppe. Manche sagen: ein bisschen mehr wie Goldman Sachs.

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KEIN ZUFALL

Das wäre kein Zufall. Finanzkreisen zufolge hat die Debatte um die Strategie der Bank nämlich der mächtige Aufsichtsratschef Paul Achleitner angestoßen, selbst viele Jahrelang bei der US-Investmentbank in Lohn und Brot. Achleitner sei, berichten Insider, mit der Arbeit der seit 2012 amtierenden Doppelspitze Jürgen Fitschen und Anshu Jain zunehmend unzufrieden. Und nicht nur er. Mehr und mehr Großinvestoren mosern, weil Aktienkurs und Dividende stagnieren. Die Rendite bleibt mau. Die Kosten sind zu hoch, ein großer Stellenabbau wurde bislang gescheut.

Ganz anders sieht es bei Goldman aus. Das US-Institut fährt im Jahr zweistellige Milliardengewinne ein, die Deutsche Bank nicht. Dabei beschäftigen die Frankfurter drei Mal so viele Menschen - fast 100.000 weltweit. Es gibt Anteilseigner der Deutschen Bank, die glauben, dass mindestens zehn Prozent davon verzichtbar sind. Der Druck steigt: Vorsorglich hat Achleitner deshalb Marcus Schenk vom US-Erzrivalen geholt, der bald den Posten des Finanzchefs übernimmt. "Wenn Fitschen und Jain es jetzt nicht schaffen, sind sie weg vom Fenster", warnt einer der größten Aktionäre der Bank.

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DROHKULISSE

Der große Wurf muss also her, auch wenn man damit eventuell die Politik vergrault, weil sich das Universalbank-Modell in der Finanzkrise als ausgesprochen stabil erwiesen hat. Intern wird eine Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts inklusive Postbank durchgespielt. Die Scheidung könnte per Börsengang erfolgen, berichten Personen, die mit den Überlegungen vertraut sind. Nicht alle großen Anteilseigner würden das unterstützen, manche aber schon.

Die Postbank scheint angezählt. Denn das geltende deutsche Trennbankengesetz sieht vor, dass die Geldinstitute bis Juli 2016 ihr Einlagengeschäft und ihr auf eigene Rechnung betriebenes Investmentgeschäft in eigenständige Töchter aufteilen müssen. Quersubventionierung von Spekulationen durch Kundeneinlagen ist dann nicht mehr möglich. Im Finanzministerium würde man diese Regelung - mit Blick auf die Deutsche Bank - gerne aufweichen. Doch dagegen sperrt sich die SPD. Der Streit in der Koalition gewinnt an Fahrt, weil die künftige EU-weite Regelung schwächer ausfallen dürfte als das deutsche Gesetz. Dann könnte die größte deutsche Bank ins Hintertreffen geraten. Gedankenspiele, das Privatkundengeschäft abzugeben, wirken da wie eine Drohung, sagen Finanzpolitiker.

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SCHRUMPFKUR

Vieles spricht aber dafür, dass die politische Debatte gar nicht mehr so zentral für die Strategie der Deutsche Bank ist. Das Privatkundengeschäft steht wegen der anhaltenden Zinsflaute erheblich unter Druck. Viel scheint auf absehbare Zeit nicht zu holen. Kunden, die mit dem Ersparten noch Investments wagen und damit Provisionen in die Kasse spülen, sind ohnehin eher in der Vermögensverwaltung angesiedelt. Hier gilt schon die Devise: so viel wie möglich mit den Investmentbankern zusammenarbeiten. Wie bei Goldman Sachs: Die New Yorker beraten Firmen bei Fusionen und Übernahmen, bei Kapitalmaßnahmen und stellen Finanzierungen zur Verfügung. Sie handeln mit Wertpapieren und sie helfen privaten und institutionellen Kunden bei der Vermögensanlage.

Weil sich bei einer Aufspaltung der Deutschen Bank die Refinanzierung der Investmentbank spürbar verteuern würde, wäre eine Schrumpfkur logische Konsequenz. Selbst beim Anleihehandel, ihrer wichtigsten Domäne, könnten sich die Frankfurter wohl noch mehr beschränken, ohne zu große Einbußen hinzunehmen, sagt ein Fondsmanager. "Man muss nicht mehr alles machen."

Reuters