Zwei US-Pharma-Werte machen am Mittwoch von sich reden – und zwar sehr unterschiedlich. Während die Aktie von Impfstoff-Hersteller Novavax kollabiert, springt das Papier von Sarepta Therapeutics massiv nach oben. Was hinter den extremen Kursbewegungen steckt, fasst BÖRSE ONLINE im folgenden zusammen.
Die Aktien des US-Biotech-Unternehmens Novavax leiden unter den düsteren Aussichten, die vom Management selbst verbreitet werden. Novavax hat Zweifel an der weiteren Geschäftstätigkeit des Unternehmens geäußert. Es gebe erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf die Einnahmen in diesem Jahr, die Finanzierung durch die US-Regierung sowie mit Blick auf ein noch anhängiges Schiedsverfahren mit der Impfstoff-Allianz Gavi.
Erwartete Millionen-Einnahmen kommen nicht
Die US-Regierung will ihren Vertrag mit dem Corona-Impfstoffhersteller nicht über 2023 hinaus verlängern, wodurch ein Teil der verbleibenden 416 Millionen Dollar aus diesem Vertrag gefährdet ist. Novavax droht zudem eine Rückzahlung der gesamten oder eines Teil der rund 700 Millionen Dollar, die das Unternehmen von Gavi für die Herstellung von Impfdosen für ärmere Länder erhalten hatte. Gavi hatte Novavax vorgeworfen, seinen Lieferverpflichtungen nicht nachgekommen zu sein.
Novavax galt als Option für Impfskeptiker, da es der erste proteinbasierte Covid-19-Impfstoff auf dem Markt war. Die Nachfrage blieb aber weit hinter den Erwartungen zurück. Die Markteinführung des Vakzins wurde auch durch Probleme bei der Herstellung und Verzögerungen bei der Zulassung beeinträchtigt. Für das Unternehmen war es das erste vermarktete Produkt nach mehr als 35 Jahren Geschäftstätigkeit.
Novavax-Aktien brechen massiv ein
Nun will das Unternehmen seine Kosten massiv senken und prüft auch einen Stellenabbau. Die im laufenden Jahr erwarteten Verluste könnten jedoch auch so weit führen, dass der Fortbestand des Unternehmens gefährdet ist.
Im Handel an der Frankfurter Börse brechen die Novavax-Papiere am Mittwoch um 26 Prozent auf 6,48 Euro ein. Im vorbörslichen US-Handel an der Wall Street stehen sie um etwa ein Viertel niedriger bei 6,98 Dollar (vgl. Drei-Jahres-Chart). BÖRSE ONLINE rät von einem Engagement in der Novavax-Aktie ab.
In der Pandemie stieg der Börsenwert von Novavax in der Spitze 2021 auf mehr als 20 Milliarden Dollar und liegt nun nur noch bei knapp 790 Millionen Dollar.
Völlig anders zeigt sich die Entwicklung von Sarepta Therapeutics. Das US-Unternehmen, das sich der Entwicklung von wirksamen Gentheraputika ("precision genetic medicines") vor allem zur Behandlung von seltenen neuromuskulären Erkrankungen verschrieben hat, glänzt mit guten Geschäftszahlen.
Analysten-Erwartungen übertroffen
Für das Gesamtjahr wurde zwar ein Verlust je Aktie in Höhe von 8,03 Dollar vermeldet. Im Vorjahr waren es minus 5,15 Dollar. Doch beim Umsatz wurde für das Gesamtjahr mit 933 Millionen gegenüber 701,9 Millionen Dollar aus 2021 ein ordentliches Plus erwirtschaftet. Analysten hatten einen Verlust von 8,06 Dollar je Aktie erwartet sowie einen Umsatz von 924,7 Millionen Dollar.
Zudem steht Sarepta nun kurz davor, eine erste Gentherapie zur Behandlung von Duchenne-Muskel-Dystrophie auf den Markt zu bringen. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat eine entsprechende Genehmigung im beschleunigten Verfahren in Aussicht gestellt. Schon Ende Mai dürfte die Freigabe erfolgen.
Kurssprung um etwa ein Fünftel
Die Analysten von Morgan Stanley haben daraufhin ihr Kursziel für die Sarepta-Aktie von 141 auf 187 Dollar erhöht und sagen "Overweight". Der Kurs springt vorbörslich um rund 20 Prozent auf 146,55 Dollar (vgl. Drei-Jahres-Chart). Ausgehend davon hat die US-Aktie immer noch Potenzial von etwa 27 Prozent. Im deutschen Handel verteuert sich die Sarepta-Aktie am Mittwoch zeitweise um mehr als 20 Prozent auf gut 138 Euro.
BÖRSE ONLINE hält die Aktie durchaus für aussichtsreich. Anleger sollten jedoch zwischenzeitlich mit hohen Schwankungen in beide Richtungen rechnen.
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(Mit Material von Reuters)
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Novavax.