Das spiegelt sich im Börsenkurs wieder. Wurde die Metro-Aktie unmittelbar vor der Aufspaltung noch mit mehr als 29 Euro gehandelt, so notierten die Aktien der Nachfolgeunternehmen in dieser Woche zusammengerechnet unter 19 Euro. Vor allem die Aktie der neuen Metro hat drastisch an Wert eingebüßt.
Ein Grund: Der Konzern schockte die Börse im Frühjahr mit einer Gewinnwarnung - ausgelöst durch massive Probleme im wichtigen Russlandgeschäft und den anhaltenden Tarifstreit bei der Supermarkt-Tochter Real. Ceconomy wiederum hatte unter anderem mit einem enttäuschenden Weihnachtsgeschäft zu kämpfen.
Dennoch zeigten sich die Spitzen beider Unternehmen anlässlich des Jahrestages der Aufspaltung am 12. Juli weiter vom Nutzen der Trennung überzeugt. Metro-Chef Olaf Koch sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Der Schritt, die beiden Unternehmen aufzuteilen, macht aus heutiger Sicht sogar mehr Sinn als zuvor." Der Wettbewerb im Handel habe noch weiter an Intensität zugenommen. Da sei es wichtig, dass sich die Unternehmen auf ihre eigenen Themen konzentrieren könnten. "Da ist jede Ablenkung vom Kerngeschäft schädlich."
Auch Ceconomy-Chef Pieter Hass ist nach wie vor vom Nutzen der Aufspaltung überzeugt: "Unsere Strategie stimmt und wir haben einen klaren Plan, den wir konsequent abarbeiten", schrieb er anlässlich des Jahrestages in einem Brief an die Mitarbeiter.
Durch die Aufspaltung erhofften sich die Unternehmen ursprünglich mehr Wachstum und mehr Börsenwert. Mehr Wachstum, weil die getrennten Unternehmen sich besser auf ihre jeweilige Kundengruppe konzentrieren und dynamischer agieren könnten. Mehr Börsenwert, weil Mischkonzerne wie die alte Metro an der Börse in der Regel schlechter bewertet werden als klar fokussierte Unternehmen.
Doch erweist sich der Weg schwieriger als erwartet. Vor allem die Metro hat zu kämpfen. "Wir haben im russischen Markt Fehler gemacht, deswegen haben wir Federn gelassen", sagt Koch. Der Konzern habe in Russland mit einer falschen Preisstrategie Kunden vergrault. Auch auf dem Heimatmarkt hat der Konzern Probleme. Die Bemühungen, mit der Gewerkschaft Verdi über eine neue Lohnstruktur bei Real zu verhandeln, sind gescheitert. Jetzt versucht die Metro, mit der Brechstange niedrigere Löhne für neueingestellte Mitarbeiter durchzusetzen. Allerdings muss das Unternehmen für diese Strategie dieses Jahr erst noch einmal tief in die Tasche greifen.
Doch sieht Metro-Chef Koch die Talsohle inzwischen durchschritten. In Russland habe der Konzern mit einem neuen Management das Ruder herumgerissen. "Ich bin absolut sicher, dass wir in naher Zukunft unser Geschäft in Russland verbessern werden", meint er. Allerdings werde es erfahrungsgemäß einige Monate dauern, bis sich die Auswirkungen der neuen Strategie in den Zahlen niederschlügen. Das internationale Geschäft außerhalb Russlands laufe ohnehin gut.
Auch Real sieht der Manager auf gutem Weg. Durch die Entwicklung eines tragfähigen Geschäftsmodells, die wachsende Online-Präsenz und die nun wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen seien die wesentliche Voraussetzungen für eine positive Entwicklung erfüllt.
Auch Ceconomy war mit einigem Ballast in die Selbstständigkeit gestartet, hat jedoch einen Teil seiner Hausaufgaben bereits gemacht. So wurde der schwächelnde Online-Händler Redcoon abgewickelt, eine Lösung für das defizitäre Russlandgeschäft und die Probleme in der Türkei gefunden. Außerdem machte der Konzern durch die Beteiligung an dem französischen Elektronikhändler Fnac Darty und dem Einstieg beim russischen Wettbewerber M.Video erste Schritte zur internationalen Konsolidierung der Elektronikbranche.
Aber auch bei Ceconomy gibt es noch einiges zu tun. Das Geschäft in Schweden läuft nach wie vor schlecht. Der Dauerkonflikt mit den Erben des Media-Markt-Mitbegründers Erich Kellerhals schwelt weiter. Und die 10-prozentige Beteiligung an der Metro, die Ceconomy einst als Mitgift erhielt, belastet angesichts der schwachen Kursentwicklung das Unternehmen. Erst vor wenigen Wochen verschaffte sich Ceconomy mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld, um etwas Spielraum zu gewinnen.
In seinem Brief an die Mitarbeiter schrieb Haas: "Wir wollen nach oben und wir wollen oben bleiben. Aktuell sind wir vom Gipfelkreuz noch ein deutliches Stück entfernt."/she/rea/DP/zb