Arg hat es die Chemiebranche in den letzten Monaten gebeutelt und die Angst vor dem Gasausfall und hohen Energiepreisen haben Bewertungen in surreale Tiefen getrieben. Doch ist dies jetzt eine Einstiegschance für die Covestro-Aktie? Von Johann Werther
Das Geschäftsmodell
Polymerwerkstoffe sind die Grundlage des modernen Lebens. Sie stecken in fast jedem Produkt, das wir tagtäglich in den Händen halten. Als weltweit führender Hersteller dieser Produkte ist Covestro von der Bayer Abspaltung zum Weltkonzern angewachsen. Dabei bietet das Unternehmen inzwischen mehr als 2000 individuelle Produkte an, die man an über 30 weltweiten Produktionsstandorten herstellt.
Kriterienanalyse der Covestro-Aktie
Doch egal wie gut ein Geschäft sein kann, am Ende sind für Aktionäre die Zahlen entscheidend. Deswegen hier ein Blick auf die Kriterienanalyse:
Performance
Zwar sind vergangene Entwicklungen niemals ein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen, allerdings hat die Covestro-Aktie in der Vergangenheit keine Performance gezeigt. In den vergangenen fünf Jahren liegt das Papier mit 58 Prozent im Minus und musste seit Anfang des Jahres ca. 34 Prozent des Wertes abgeben. Dies ist natürlich auch zum Großteil durch die Gaskrise bedingt.
Deswegen 0 von 2 Punkten für die Aktie.
Kontinuität & Steigerung der Dividende
Aktuell beträgt die erwartete Dividendenrendite der Aktie 7,26 Prozent. Das ist eine der höchsten Dividendenrendite im Dax. Zudem zahlt das Unternehmen schon seit 2016 Ausschüttungen an Aktionäre, welche in diesem Jahr das Vor-Corona-Niveau wieder sehr deutlich überstiegen haben.
Deswegen 2 von 2 Punkten für die Aktie.
Streubesitz
Ein Punkt auf den Aktionäre nur zu selten achten ist der Streubesitz. Wenn zum Beispiel unter 50 Prozent der Aktien dem Freefloat angehören, kann dies das Risiko von Übernahmen und Squeeze-outs erhöhen. Bei der Covestro ist dies allerdings nicht gegeben, da der Streubesitz bei 79,49 Prozent liegt.
Deswegen 1 von 1 Punkt für die Aktie.
Bewertung
Über eine Bewertung bei deutschen Chemiewerten zu reden erscheint immer als ein Schnäppchen. Und tatsächlich ist das KGV von sechs es, was vielen Anlegern die Finger jucken lässt. Allerdings sind hier auch einige Risiken eingepreist. So zum Beispiel eine ausfallende Gasversorgung und noch weiter steigende Preise.
Deswegen 1 von 2 Punkt für die Aktie.
Newslage
Und damit kommen sind wir schon beim nächsten Punkt: der Newslage. Während die Aktie in der ersten Hälfte des Jahres an der Newslage aus Russland hing, ist es nun die Inflation, in Form steigender Energiepreise, die dem Unternehmen zu schaffen macht. Hier spricht man bereits von “dunklen Monaten”, die der Branche bevorstehen werden.
Deswegen 0 von 1 Punkt für die Aktie.
Zukunft des Geschäftsmodells
Polymerwerkstoffe sind essentielle Bestandteile unseres täglichen Lebens und werden auch nicht so bald verschwinden. Und auch Covestro wird mit diesem Geschäftsmodell nicht gleich die Pleite bevorstehen. Allerdings fragt sich bei den hohen Energiepreisen natürlich, ob ein Produktionsstandort in Deutschland noch besonders sinnvoll ist.
Deswegen nur 1 von 2 Punkten für die Aktie.
Fazit zu Covestro
Damit erreicht Covestro in diesem Ranking 5 von 10 Punkten. Die Platzierung im Mittelfeld zeigt ganz deutlich, welcher Trade-Off vor Covestro-Aktionären liegt. Einerseits gibt es eine Menge Probleme wie die allgemeine Stimmung und die steigenden Energiekosten etc.. Auf der anderen Seite winkt Anlegern eine günstige Bewertung und hohe Dividendenrendite, bei der sich das Zuschlagen eventuell sogar lohnen könnte. Wie es aber mit der Aktie weitergeht werden die operativen und kurstechnischen Entwicklungen der nächsten Monate zeigen.