Noch ist der US-Präsident in seiner liebsten Rolle: Drohen, Sanktionieren und Hinhalten. Das geplante Handelsabkommen mit China verzögert sich. Frankreich wird mit hohen Strafzöllen auf Champagner und Käse belegt, weil die französische Digitalsteuer US-Unternehmen trifft. Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus Brasilien und Argentinien werden wieder in Kraft gesetzt. Trump beschuldigt die beiden südamerikanischen Länder, mit ihren schwachen Währungen den US-Farmern zu schaden. Die leiden schwer unter den stark gesunkenen Preisen für Agrarrohstoffe und den Exportbeschränkungen nach China. Trumps Beratern ist aber klar, dass die US-Wirtschaft durch die Polterpolitik zunehmend Schaden nimmt. Der Einkaufsmanagerindex deutet bereits auf eine Verlangsamung der Konjunktur hin. Um seine Wiederwahl auf die Schiene zu bringen, wird der Präsident im neuen Jahr schnell auf eine Einigung drängen. Das könnte eine Rallye beim Industriemetall Kupfer auslösen. Wegen der Handelshemmnisse notiert Kupfer gut ein Viertel unter den Höchstkursen aus dem Juni 2018.
Weniger Angebot treibt den Preis
China ist der größte Kupferimporteur. Die Lagerbestände sind auf sehr niedrigem Niveau. Die chinesischen Konjunkturprogramme greifen, die Wirtschaft ist auf dem Weg zur Stabilisierung. Eine Belebung der Nachfrage aus dem Reich der Mitte würde sich positiv auf den Kupferpreis auswirken. Ein wichtiger Katalysator ist die Angebotsseite. Chile und Peru bringen es zusammen auf die Hälfte der weltweiten Kupferproduktion. Beide Länder kämpfen mit innenpolitischen Konflikten, mit ungewissem Ausgang. Glencore, einer der größten Rohstoffkonzerne, rechnet bereits mit Rückgängen bei der Fördermenge im neuen Jahr. Streiks in den Minen begleiten die Unruhen in den Ländern. Ein reduziertes Angebot könnte also auf eine steigende Nachfrage treffen. Das kann zu starken Kurssprüngen führen. Der Rohstoff wird in Dollar gehandelt. Bei unverändertem Preis ist ein fester Dollar von Vorteil, eine Dollarschwäche beschert Euroanlegern Verluste.