Sollten Benzin- und Dieselmotoren eines Tages ganz ausgemustert werden, könnte ElringKlinger den Wegfall des Dichtungsgeschäfts mit Teilen für den Elektroantrieb oder Leichtbaukomponenten mehr als ausgleichen.
Für manche Analysten gehört ElringKlinger wegen hoher Abhängigkeit von konventionellen Antrieben zu den künftigen Verlierern unter den Zulieferern. Das Unternehmen begann aber schon vor einigen Jahren mit Komponenten für Batterien und Brennstoffzellen Alternativen aufzubauen. Die reinen Elektroantriebsteile trugen zuletzt erst ein Prozent zum Umsatz bei und warfen keinen Gewinn ab. "Es war richtig, ein paar Jahre Verluste hinzunehmen, sodass wir heute, wenn Anfragen kommen, springen können", sagte Wolf. Entscheidungen wie die von Daimler, neue Elektroautomodelle schon bis 2022 auszurollen, könnten dem SDax-Unternehmen Rückenwind verschaffen. In diesem Jahr werde mit der Sparte ein Ergebnisbeitrag erwartet.
Nach Einschätzung von Wolf wird zu Beginn des nächsten Jahrzehnts der Höhepunkt beim Absatz von Verbrennungsmotoren erreicht. Danach sei mit einem Rückgang zu rechnen, auch wenn die abgasproduzierende Antriebsart entgegen der Forderung der Grünen 2030 nicht verschwinden werde. Mit einer neuen Generation von Benzin- oder Dieselmotoren rechnet Wolf nicht mehr. "Wir werden keine bahnbrechenden Neuentwicklungen mehr sehen, nur die bestehenden Motoren werden optimiert."
RÜCKKEHR ZUM GEWINNWACHSTUM ERHOFFT
Nach einem kräftigen Gewinnrückgang 2016 um 14 Prozent auf knapp 79 Millionen Euro und einer um fünf auf 50 Cent gekürzten Dividende gab der Zulieferer eine vorsichtige Wachstumsprognose für das laufende Jahr ab. Im vergangenen Jahr hatten die Kostenprobleme bei der Schweizer Abschirmtechniktochter belastet. Doch hier sei das Gröbste überstanden, sagte Wolf. Ein Teil der Produktion wurde wegen der Engpässe in der Schweiz, die hohe Sonderfracht- und Arbeitskosten verursachten, nach Ungarn verlegt. Nach einer Stagnation des Betriebsgewinns bei rund 140 Millionen Euro wird Wolf zufolge 2017 eine Spanne von 144 bis 165 Millionen Euro angepeilt.
In den vergangenen Jahren musste ElringKlinger seine Jahresprognosen mehrfach senken und verspielte damit viel Vertrauen an der Börse. Um die Erwartungen zu dämpfen, legte sich das Management nicht auf die absoluten Zahlen fest, sondern stellte nur prozentuale Zuwächse in Aussicht. Der Umsatz von zuletzt 1,56 Milliarden Euro soll um zwei bis vier Prozentpunkte stärker wachsen als der globale Markt, der nach Einschätzung des SDax-Konzerns um ein bis zwei Prozent zulegen wird. Die operative Marge soll neun bis zehn Prozent betragen. Finanzchef Thomas Jessulat erklärte die Vorsicht damit, dass die Aussichten für die Autoindustrie wegen des Brexit oder der unklaren Zollpläne in den USA derzeit besonders unsicher seien. An der Börse kam der Ausblick gut an, da Anleger mit trüberen Aussichten gerechnet hatten. Die Aktie setzte sich mit einem Plus von mehr als acht Prozent bei Kursen nahe 19 Euro an die Spitze des Kleinwertesegments SDax. "Die schwierige Phase hat länger gedauert, als wir gedacht haben, aber jetzt sind wir auf einem besseren Weg", sagte Wolf.