Als einer der wenigen Zulieferer der Automobilindustrie hat ElringKlinger sowohl bei der weiteren Optimierung des klassischen Verbrennungsmotors als auch in der Brennstoffzellentechnologie sowie beim Einsatz von Batterien in den vergangenen Jahren viel Know-how aufgebaut. Ganz nach dem Motto "Komme was wolle" ist der MDAX-Konzern bestens positioniert, um bei allen Optionen der künftigen Antriebstechnologie passende Lösungen präsentieren zu können. Als Anbieter von Zylinderkopfdichtungen, Spezialdichtungen, Hitzeschilde, Abgasreinigungsanlagen sowie Kunststoffspritzgusskomponenten für Automobile und Nutzfahrzeuge bieten die Spezialisten aus Schwaben eine breite Produktpalette an.
Besonders die beständig hohen Investitionen seit der Krise vor rund fünf Jahren dürften sich nun auszahlen und sichern zugleich den technologischen Vorsprung. Allein seit 2008 wurden rund 180 Mio. Euro allein in Grundstücke und Bauten angelegt. Dazu zählen unter anderem neben einem Logistikzentrum und einem zweiten Werk am Hauptsitzt in Dettingen neue Standorte in Indien, Indonesien und Südkorea. Ab dem kommenden Jahr dürften die wesentlichen Investitionen abgeschlossen ein. Lag die Investitionsquote 2010 noch bei knapp 17 Prozent vom Umsatz, rechnet das Bankhaus Lampe in den nächsten Jahren mit einem Faktor von weniger als 10 Prozent. Im Gegenzug dürfte die Free Cash-flow-Generierung sukzessive zunehmen.
Auf Seite 2: Zukäufe auf Rendite getrimmt
Zukäufe auf Rendite getrimmt
Auch bei der Margenentwicklung dürften bald bessere Zeiten anbrechen. Die vor rund drei Jahren getätigten Akquisitionen von Hug, Hummel und Freudenberg führten zunächst zu erheblichen Anlaufverlusten, die entsprechend deutlich auf die nachgelagerten Kennzahlen drückten. Erst seit dem zweiten Halbjahr 2013 glänzen der Schweizer Abgasspezialist Hug als auch Freudenberg mit einem positiven Ebit-Beitrag. Mit dem Kauf der Flachdichtungssparte von Freudenberg nahm ElringKlinger einen preisaggressiven Wettbewerber vom Markt. Prognosen vom Bankhaus Lampe zufolge könnten die Margen im Bereich der Zylinderkopfdichtungen ab 2015 um rund einen Prozentpunkt pro Jahr steigen, dies entspräche einem zusätzlichen Ebit-Beitrag von rund zwei Mio. Euro pro Jahr. Ähnlich sind auch die Zukunftsinvestitionen in das neue Werk in Dettingen zu sehen. Der Fokus liegt auf großvolumigen Teilen wie Ölwannen, Saugrohrmodulen und Zylinderkopfhauben, die mit der Umstellung auf die Euro IV-Abgasnorm nachgefragt werden. Da die Vorgaben erst seit Jahresbeginn verpflichtend geworden sind, war das Werk 2013 zu weniger als 30 Prozent ausgelastet. Bereits für das laufende Jahr rechnen die Finanzexperten mit einer Quote von bis zu 80 Prozent.
Über den weiteren Erfolg entscheidet natürlich maßgeblich die Entwicklung auf dem Fahrzeugmarkt. Rund 80 Prozent der Erlöse hängen an der Automobilindustrie, entsprechend deutlich würde eine erneute Krise durchschlagen. Zumindest die Entwicklung in den vergangenen Monaten zeichnet das Bild einer weltweit soliden Nachfragesituation. So rechnen die Analysten der kanadischen Scotiabank im laufenden Jahr mit einem globalen Absatzplus von fünf Prozent auf 72,2 Mio. Einheiten. Nach Einschätzung von Goldman Sachs dürften die Automobilmärkte in Westeuropa 2018 wieder beinahe das Niveau von 2007 erreichen.
Auf Seite 3: Marge deutlich über dem Durchschnitt
Marge deutlich über dem Durchschnitt
Mit dem Jahresauftakt braucht sich der Konzern jedenfalls nicht zu verstecken. In den ersten drei Monaten entwickelte sich der Umsatz der Gruppe besser als die weltweiten Pkw-Märkte. Anziehende Neuzulassungen in Westeuropa und eine beständig gute Nachfrage aus Asien und Nordamerika führten zu einem organischen Umsatzwachstum von 13,4 Prozent. Das operative Ergebnis legte um 28 Prozent auf 42 Mio. Euro zu, unter dem Strich blieben mit 28 Mio. Euro knapp 20 Prozent mehr hängen.
Für das laufende Jahr rechnet das Management nach 1,18 Mrd. Euro Umsatz in 2013 mit einem über dem Marktwachstum liegen organischen Anstieg der Erlöse von fünf bis sieben Prozent. Dabei kann sich der Konzern auf einen soliden Auftragsbestand stützen, der Ende März mit 603 Mio. Euro um gut 20 Prozent über dem Vorjahreswert lag und zugleich ein Rekordniveau darstellt. Beim operativen Gewinn werden 160 bis 165 Mio. Euro angepeilt nach 145 Mio. Euro im Vorjahr. Börse Online rechnet mit einem Anstieg des Ergebnisses je Aktie in 2015 auf 1,98 Euro. Bezogen auf den aktuellen Kurs werden die Papiere mit einem KGV von 15 bewertet. Im Vergleich zu anderen Unternehmen aus dem Segment ist der Wert auf den ersten Blick nicht mehr als günstig einzustufen. Allerdings ist die Prämie durchaus gerechtfertigt. ElringKlinger weist bereits jetzt eine Ebit-Marge von 13 Prozent auf, vergleichen mit einem Durchschnitt in der Branche von knapp sieben Prozent. Mittelfristig peilt das Management 16 bis 18 Prozent an, eine sehr anspruchsvolle Zielvorgabe.
Genügend Katalysatoren für die Aktie sind zweifellos vorhanden. Für den 7. August werden die Zahlen für das erste Halbjahr 2014 erwartet, hier sollte sich der positive Trend der ersten drei Monate fortsetzen. Börse Online siedelt das Kursziel bei 38 Euro an. Die jüngste Studie von Analysten stammt vom Bankhaus Lampe, hier wurde ein fairer Wert von 40 Euro ausgegeben. Mit einem Stopp bei 24,50 Euro bietet die Aktie für mittelfristige Anleger ein starkes Chance-Risiko-Profil.