Ein zu schwacher Betonboden und hohe Luftfrachtkosten bereiten dem schwäbischen Autozulieferer ElringKlinger mehr Sorgen als der VW-Dieselskandal. Der Absatz von Volkswagen selbst könnte nach Einschätzung von ElringKlinger-Chef Stefan Wolf zwar sinken. "Aber das sollte sich auf uns kaum auswirken", sagte Vorstandschef Stefan Wolf am Montag. Was am aktuellen Umsatzanteil des Wolfsburger Konzerns von acht Prozent verloren gehen könnte, will der schwäbische Dichtungs- und Hitzeschildproduzent von anderen Autoproduzenten hereinholen, denn Wolf rechnet mit einem Umstieg von VW-Kunden auf andere Marken. Viel gravierender sind für ElringKlinger Kapazitätsengpässe bei der Schweizer Tochter, die Wolf zufolge knapp 30 bis 40 Millionen Euro Sonderkosten im Gesamtjahr verursachen werden.
Das Management des 2008 übernommenen Schweizer Spezialbetriebs für Abschirmtechnik in Fahrzeugen hatte Wolf zufolge zu lange mit Investitionen gewartet, sodass es jetzt zu Kapazitätsengpässen komme. Sonderschichten, Luftfrachtkosten und Kontrolleure von Autoherstellern, die der Zulieferer ins Werk lassen und bezahlen muss, treiben die Kosten. Die Erweiterung der Produktion in Frankreich kam Wolf zufolge nicht so schnell wie geplant voran, weil der Boden für die schweren neuen Maschinen verstärkt werden musste. Zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr und ein Rückgang der operativen Rendite um drei Prozentpunkte auf zehn Prozent lagen größtenteils an der Kostenlast der Hitzeschild-Produktion. Im ersten Vierteljahr seien weitere zehn Millionen Zusatzkosten zu erwarten. "Wir werden das alles hinter uns haben ab dem zweiten Quartal."
Der Gewinn des Konzerns fiel von Juli bis September nicht so stark wie von Analysten geschätzt. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank trotz eines Umsatzanstiegs um zwölf Prozent um 14 Prozent auf 35,4 Millionen Euro. Von Reuters befragte Analysten hatten mit nur 30,7 Millionen Euro gerechnet. Die Aktien des Zulieferers waren deshalb gefragt und setzten sich mit einem Plus von mehr als vier Prozent an die Spitze des Nebenwerteindex MDax. Seit Jahresbeginn haben die Papiere 23,5 Prozent an Wert eingebüßt, während der Index um mehr als 25 Prozent zulegte.
Die Krise des VW-Konzerns wird nach Einschätzung von Wolf dem gesamten Automobilmarkt im vierten Quartal jedoch zu schaffen machen. Die Kunden seien verunsichert und zögerten mit dem Ordern neuer Autos womöglich bis zum Frühjahr. Autobauer verkauften derzeit aus den Lagerbeständen und planten Produktionspausen um Weihnachten herum. Die Zulieferer hätten deshalb vom Schlussquartal nicht mehr zu erwarten als vom abgelaufenen. "Natürlich ist es nicht hilfreich, wenn wir jede Woche negative Neuigkeiten hören wie in der vergangenen Woche", kritisierte der ElringKlinger-Chef, der im Interview mit Reuters VW schon davor gewarnt hatte, die Lieferanten zu schröpfen.
Reuters