Im ersten Halbjahr 2019 stieg der Ökostromanteil auf ein Rekordhoch. 44 Prozent des deutschen Stromverbrauchs wurden mit Wind, Sonne und Wasser erzeugt. Am meisten Strom produzierten Windräder gefolgt von Solaranlagen.

Geradezu beste Bedingungen für Encavis. Das Hamburger Unternehmen betreibt 175 Solaranlagen und 69 On-Shore-Windparks (also Anlagen, die auf Land gebaut sind) in zehn europäischen Ländern mit einer Erzeugungskapazität von rund zwei Gigawatt. Das Geschäftsmodell zielt auf langfristige und gut planbare Erträge. Die Risiken reduzieren die Hamburger indem sie sich bei Investitionen auf Anlagen konzentrieren, die kurz vor dem Netzanschluss stehen oder bereits an das Netz angeschlossen sind. Nachdem die Preise für die Komponenten von Solar- und Windkraftanlagen in den vergangenen Jahren immer günstiger und die Anlagen immer effizienter werden, wird der Betrieb immer wirtschaftlicher. Indirekt profitiert Encavis auch von den Klimaschutz-Maßnahmen. Der bestehende Kraftwerkspark mit Solaranlagen gewinnt im Vergleich zu konventionellen Energieerzeugung an Wert. Die Lebensdauer der Anlagen verlängert sich und dadurch dürften auch die Einnahmen höher ausfallen.

Daneben verfügt Encavis über rund 170 Millionen Euro freie Liquidität. Die soll für strategisches Wachstum genutzt werden. Dabei zielen die Hamburger vor allem auf privatwirtschaftliche Stromabnahmeverträge. Die sogenannten PPAs sind Vereinbarungen, die langfristig den Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien zu einem festen Preis an einen privaten Abnehmer regeln. Zunehmend lösen diese Vereinbarungen die bislang üblichen staatlich garantierten Einspeisevergütungen ab.

Im ersten Halbjahr steigerten die Hamburger ihre Erlöse um 17 Prozent. Der operative Gewinn vor Abschreibungen legte um 29 Prozent zu. Das Management hob bereits zum zweiten Mal dieses Jahr die Prognose an. Die Erlöse sollen von mindestens 260 auf über 270 Millionen Euro steigen. Die Erträge werden der Entwicklung folgen.

Seit dem Dezember-Tief bei 5,50 Euro hat die im SDax notierte Aktie rund 45 Prozent zugelegt. Im Sommer wurde der langjährige Widerstand bei Sechs Euro nach oben überwunden. Der Weg zum historischen Hoch von 9,19 Euro aus dem November 2015 ist frei.

Encavis beteiligt seine Aktionäre mit einer Dividendenrendite von drei Prozent. Doch das Geschäftsmodell und die Aussichten macht die Klima-Aktie auch für Firmenkäufer interessant. Gerade fließt sehr viel Geld in den Bereich erneuerbare Energien. Das zeigen die Übernahmegespräche von Morgan Stanley Infrastructure mit dem Windkraftprojektierer PNE. Gut möglich, dass auch Encavis längst in den Fokus geraten ist. Dann wäre sicher ein deutlich zweistelliges Gebot angemessen.


Kursziel: 9,30 Euro
Stopp: 5,50 Euro