von Andreas Büchler




Chart 1 - DAX Intradaychart



Exakt an die erste Unterstützungszone bei 10.585/10.595 Punkten korrigierte der Deutsche Aktienindex gestern, bevor er sich stabilisierte. Der Bereich, an dem vor allem Ende der vergangenen Wochen bereits einige Wendepunkte lagen, diente auch diesmal wieder zahlreichen Investoren als Orientierungsmarke und bestätigte damit, dass eine Analyse des Charts für das tägliche Handeln an der Börse unabkömmlich ist.

Auch heute kommt diesem Areal eine gesteigerte Bedeutung zu: Es ist trotz einer starken vorbörslichen Tendenz des Marktes nicht davon auszugehen, dass die Kurse dies Zone das letzte Mal gesehen haben. Ein Kursplus von 15 Prozent seit dem Zwischentief vom 6. Januar reizt zum Kasse machen. Zwar werden viele Anleger in den Startlöchern stehen, um bei einer kleinen Korrektur etwas günstiger noch in den Markt einzusteigen - denn so mancher Börsianer dürfte von dem steilen Anstieg überrascht worden sein und Nachholpotenzial haben. Doch mit verstärkter Nachfrage von dieser Seite ist erst zu rechnen wenn die Kurse sich noch ein bisschen weiter ermäßigen.

In der aktuellen Rally-Laune des Marktes rechnen wir nicht mit einem starken Einbruch, es sei denn es kommen extrem negative Nachrichten von außen. Doch die nächste markantere Zone im Chart bei rund 10.280/10.320 Punkten ist selbst für ungeduldigere Schnäppchenjäger nicht weit entfernt. Und auch wenn gierigere Hände schon früher zupacken, was zu befürchten ist, bleibt zumindest bis an die Notierungslücke bei rund 10.450/10.500 Luft. Diese so genannten Gaps, entstanden durch Sprünge im Kursverlauf bieten vielen Anlegern eine Orientierungsmarke, obwohl sie eigentlich bedeutungslos sind - die selbsterfüllende Prophezeiung lässt grüßen.

Doch ist keinesfalls zu erwarten, dass die Kurse sofort weiter fallen. Relativ sicher ist nur, dass die laufende Aufwärtswelle sich nicht mehr mit der bisherigen Intensität weiter fortsetzen kann, da die Kurse statistisch betrachtet eine extreme Abweichung zu ihrem mittleren Trend hinter sich haben (erkennbar im Tageschart auf Seite 2 dieser Analyse). Der Markt ist noch immer rund sechs Prozent von seiner 21-Tage-Linie, dem Monatsdurchschnittskurs, entfernt. Abweichungen nach oben von 9 Prozent sind nur in vier Fällen im vergangenen Jahrzehnt messbar gewesen, danach war das Risiko einer Zwischenkorrektur des Marktes sehr hoch.

Das exakte Timing einer Konsolidierung ist aber unmöglich. Heute könnte der Markt daher durchaus auch noch weiter steigen, allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass es dann nur noch mit gebremstem Schwung aufwärts geht. Im Fokus stehen in diesem Fall zunächst die in den vergangenen Tagen umkämpften Zonen bei 10.700/10.725 und 10.760/10.770 Punkten. Immer, wenn eine dieser Barrieren durchbrochen wird, reicht das Kurspotenzial zur jeweils nächsten (siehe unten).

Ein Anstieg über die ebenfalls als Verkaufsbereich dienende 10.800er-Marke oder gar über das Allzeithoch vom Montag bei 10.807 Punkten kann nicht ausgeschlossen werden, ist aber angesichts der Überhitzung des Marktes zumindest das unwahrscheinlichere Szenario. Und selbst wenn es dazu kommt, haben die Kurse nicht mehr viel Luft. Anleger, die neu einsteigen wollen, sollten sich daher eher gedulden, oder auf aussichtsreiche Einzelwerte setzen. Selbst in der gestrigen Korrektur wollten sich viele von spannenden Titeln wie der Deutschen Börse, K+S, ThyssenKrupp oder der Münchener Rück nicht trennen - Selektion wird in der nahen Zukunft immer wichtiger.

Chart 2 - DAX-Intradaychart auf Ein-Minuten-Basis



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Seit dem Ausbruch über die 10.100er-Marke ist der Weg nach oben frei, der mittelfristige Trend hat von "seitwärts" auf "aufwärts" gedreht. Neue Hürden müssen sich erst ausbilden, da der Markt ein Allzeithoch markiert hat und keine Orientierungsmarken durch vergangene Kursbewegungen mehr abzuleiten sind. Ein Kursziel lässt sich vorerst nur durch die Schwankungen um längerfristige Durchschnitte wie die 200-Tage-Linie berechnen (siehe Wochenchart auf Seite 3). Kurzfristigere Kursziele liegen im Idealfall aktuell im Bereich der 11.000er-Marke und ergeben sich durch den Abstand des DAX zum Monatsdurchschnittskurs (21-Tage-Linie), der mittlerweile im Vergleich zu den vergangenen Jahren auf einem sehr hohen Niveau ist. Nur in wenigen Fällen (siehe senkrechte Markierungen im Chart) hat sich der Index noch weiter von seinem Mittelwert nach oben abgesetzt. Das Potenzial nach Norden ist daher vorerst begrenzt.

Wird das Angebot auf lange Sicht noch einmal höher als die Nachfrage, ist die erste stärkere Kaufzone im Bereich der 8900er-Marke erkennbar. Dort haben sich seit Ende 2013 zahlreiche Zwischentiefs ausgebildet, auch bei einem erneuten größeren Rückschlag dürften Anleger sich wieder an dieser Zone orientieren. Dieses Szenario ist allerdings vorläufig eher unwahrscheinlich.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Wie weit kann es langfristig nach den neuen Allzeithochs nun noch gehen? Die Statistik hilft, diese Frage zu beantworten: Unter dem Kursverlauf des DAX haben wir im Wochenchart den Abstand der Kurse zur 200-Tage-Linie (entspricht etwa dem 40-Wochen-Durchschnitt) abgebildet. Mit dieser Methode lassen sich Kursziele auf der Oberseite bei etwa 11.000 bis maximal rund 11.500 Zähler errechnen - diese Werte entsprechen den in der Vergangenheit im Idealfall gemessenen 14 bis 20 Prozent Abstand des Index zu seinem langfristigen Durchschnittspreis.

Der Chart auf Wochenbasis zeigt gleichzeitig auch die Bedeutung der Zone um 8000/8150 Zähler als Unterstützung im Falle eines erneuten größeren Rückschlags, ebenso wird die 7500er-Marke als weiterer Haltebereich sichtbar. In beiden Arealen waren in der Vergangenheit mehrere markante Wendepunkte erkennbar. Auch aus den Abweichungen zur 200-Tage-Linie nach unten würde sich ein erstes Kursziel in dieser Zone errechnen lassen, falls die Stimmung wieder nachhaltig kippt. Damit lässt sich das Risiko für langfristige Anlagen gut abschätzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände




























































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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