AMS hatte Mitte August mit seiner Offerte von 38,50 Euro je Aktie ein laufendes Gebot der Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle für 35 Euro überboten. Beide Angebote gehen bis 1. Oktober. Osram hatte sich zunächst für die Bain-Carlyle-Offerte ausgesprochen und sich gegenüber AMS skeptisch gezeigt.
Beide Bieter haben sich jeweils zum Ziel gesetzt, mindestens 70 Prozent der Aktien einzusammeln - was als ziemlich ambitioniert gilt. Gegenüber boerse-online.de bekräftigte AMS-Chef Alexander Everke, dass man derzeit nicht an eine Senkung der Annahmequote denke: "Unser Angebot ist finanziell sehr attraktiv und gut durchdacht, daher gehen wir von einer hohen Annahmequote aus", sagte Everke. Nach Vollzug der Übernahme werde ein Delisting von Osram geprüft, ergänzte Everke. Auch die Finanzinvestoren Bain und Carlyle planen, Osram nach einer Übernahme von der Börse zu nehmen.
Wie Anleger jetzt reagieren können
Anleger haben in der aktuellen Lage verschiedene Optionen. Diejenigen, die ihre Papiere nach der ersten Offerte von Bain und Carlyle bereits zu 35 Euro angedient haben, können dies noch rückgängig machen. Risikobereite Investoren könnten darauf setzen, dass die Finanzinvestoren Bain und Carlyle ihre Offerte noch erhöhen, beispielsweise auf 39 oder 40 Euro. Für diesen Fall würde sich die Angebotsfrist noch einmal verlängern. Allerdings besteht die Gefahr, dass keiner der Bieter am Ende genügend Aktien erhält. Wegen der hohen Annahmequote und der Osram-Aktionärsstruktur gilt dieses Szenario als nicht unwahrscheinlich.
Möglich ist aber auch, dass die Bieter ihre Mindestannahmeschwelle noch senken. Falls das nicht geschieht und die Übernahme scheitert, wird der Kurs voraussichtlich fallen. Wer vor diesem Hintergrund auf Nummer sicher gehen möchte, sollte den gestiegenen Kurs lieber zum Ausstieg nutzen. Scheitert die Übernahme, müsste Osram die Sanierung im Alleingang stemmen, was als schwierig gilt. Auch aktivistische Investoren wie Elliott könnten noch auf den Plan treten.
Großaktionäre werden ungeduldig
Unterdessen wird die sich hinziehende Übernahmeprozedur für den ohnehin angeschlagenen Lichtkonzern immer mehr zur Belastung. Auch im Aktionärskreis wächst die Unruhe. Man sei "ungeduldig und dränge auf eine baldige Äußerung von Vorstand und Aufsichtsrat zu den Geboten", heißt es bei einem der größeren Anteilseigner. "Das Unternehmen hat schon Schlagseite bekommen durch den Übernahmekampf."
Zu den größeren Aktionären zählt neben mehreren Fondsgesellschaften auch der Allianz- Vermögensverwalter Allianz Global Investors (AGI), der als größter Einzelaktionär 9,6 Prozent der Osram-Anteile hält. Ein AGI-Sprecher wollte sich auf Anfrage von €uro am Sonntag nicht konkret zu Osram äußern. Man habe aber Interesse an einer zeitnahen Entscheidung. Die Allianz hatte das erste Angebot von Bain und Carlyle als zu niedrig abgelehnt und sich zum AMS-Angebot bislang noch nicht geäußert.