Initiator dieser Aktionärsrevolte ist Enkraft aus Oberhaching bei München. Der aktivistische Investor hatte in einem an Vorstand und Aufsichtsrat gerichteten Brief erhebliche Kritikpunkte vorgebracht. Denen scheinen sich viele Aktionäre anzuschließen.
Energiekontor mit Sitz in Bremerhaven ist ein Branchenpionier und seit 30 Jahren als Initiator von Windkraftbeteiligungen bekannt. Seit 2010 sind auch Solaranlagen im Angebot. Das Geschäft ist dreigeteilt: Energiekontor ist ein Projektierer, der die Anlagen plant, baut und verkauft. Der Bereich Service kümmert sich um den reibungslosen Betrieb der Anlagen. Und letztlich agiert das Unternehmen, weil ein Teil der Anlagen selbst betrieben wird, auch als Stromerzeuger.
Der Druck wird hoch bleiben
Benedikt Kormaier, Branchenkenner und Enkraft-Geschäftsführer, wirft Energiekontor vor, die Potenziale nur ungenügend auszuschöpfen. Die steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien bei sinkender Zahl an Genehmigungen und rekordtiefen Finanzierungskosten führt zu stark steigenden Werten bei bestehenden Anlagen und festgezurrten Projekten. In diesem Umfeld würde Energiekontor fertig entwickelte Projekte verkaufen, anstatt sie selbst zu betreiben und Werte zu heben. Im Moment fließen die Verkaufserlöse in riskante Neuentwicklungen. Hintergrund dieser wenig wertsteigernden Strategie könnten die Privatinteressen der beiden Firmengründer sein, die vor allem auf Machterhalt zielen.
Um das zu ändern, fordert Enkraft die Neubesetzung des Aufsichtsrats mit unabhängigen Experten, eine Neuformulierung der Strategie, die Einstellung der Aktienrückkäufe, um mehr investieren zu können, und letztlich auch ein angemessenes Vergütungsprogramm. Weil die Manager 2019 bei schwächerer Firmenleistung 40 Prozent mehr verdient haben, scheinen sie eher Teil des Systems zu sein.
Es ist davon auszugehen, dass Enkraft durch den Erfolg auf der Hauptversammlung den Druck erhöhen wird. Das Potenzial ist ziemlich hoch. Im Moment werden Windkraftprojekte mit rund zwei Millionen Euro pro erzeugbarem Megawatt bewertet. Energiekontors Kapazitäten betragen rund 280 Megawatt und decken somit den Börsenwert locker ab.