Die Internationale Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) schätzt, dass Wasserstoff bis zum Jahr 2050 rund zwölf Prozent des weltweiten Energieverbrauchs abdecken und für zehn Prozent der Reduktion von Treibhausgas-Emissionen verantwortlich sein wird. Mindestens zwei Drittel des Wasserstoffs werden dann "grün" erzeugt werden, also unter Verwendung von Strom aus erneuerbaren Energien. Ein Drittel soll aus "blauer" Produktion stammen, das heißt aus Erdgas unter Abscheidung und Speicherung des dabei entstehenden Kohlendioxids.
Die Agentur erwartet durch diese Entwicklung starke Veränderungen auf dem globalen Energiemarkt, die neue Akteure, Handelsbeziehungen und Transportnetze hervorbringen. Über die kommenden knapp 30 Jahre werden in den Aufbau der gesamten Wertschöpfungskette fast elf Billionen Euro investiert, so die IRENA in ihrer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie.
Die Nachfrage nach Wasserstoff wird nach Ansicht der Experten erst in den 2030er-Jahren spürbar anziehen, die 2020er-Jahre dürften noch vom Rennen um die Technologieführerschaft und dem Ausbau der Infrastruktur geprägt sein. Anders als bei der Förderung von Öl dürfte dabei ein viel stärkerer Wettbewerb mit mehr Akteuren entstehen, heißt es in der Studie. Das spiegelt sich aktuell auch in der Entwicklung typischer Wasserstoffaktien wie Nel Asa oder Plug Power wider: Nach einem starken Hype Anfang 2021 sind die Kurse stark zurückgekommen, da viele Investoren realisiert haben, dass nennenswerte Gewinne noch in weiter Ferne liegen und gleichzeitig die Konkurrenz zunimmt.
Rohstoffe für Elektrolyseure
Für Anleger kann es sich deshalb lohnen, anstelle der Brennstoffzellen- und Elektrolyseur-Anbieter deren Rohstoffzulieferer näher unter die Lupe zu nehmen. Die Kapazität der Anlagen, die Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff spalten, muss laut IRENA global von derzeit 0,3 auf 5.000 Gigawatt gesteigert werden. Für die Elektroden der Elektrolyseure sind verschiedene Rohstoffe nötig: seltene Erden, Nickel, Kobalt, aber vor allem Platin.
Risikofreudige Anleger können daher das Wasserstoff-Thema auch über die Aktien von Platinproduzenten spielen. Zu den größten zählen Anglo American Platinum (ISIN: ZA E00 001 318 1) und Impala Platinum (ISIN: ZA E00 008 364 8). Diese Rohstofftitel sind zwar, genau wie reine Wasserstoffwerte, schwankungsanfällig. Im Gegensatz zu den Hype-Firmen haben sie jedoch reale Gewinne vorzuweisen und schütten diese auch recht großzügig an die Aktionäre aus: Die Dividendenrendite von Anglo American Platinum liegt aktuell bei etwa sieben, die von Impala bei rund zehn Prozent.