Zumindest kleinere Kursgewinne hat in diesem Jahr auch der italienischen Öl- und Gaskonzern ENI S.p.A. (WKN: 897791, 18,69 Euro) vorzuweisen, zu einem Ausbruch aus der seit dem zweiten Halbjahr 2008 gültigen Seitwärtsrange hat es hier aber noch nicht ganz gereicht. Aber immerhin hat sich ein kurzfristiger Aufwärtstrend herausgebildet und die Aktie hat den mittelfristigen Abwärtstrend geknackt. Das darf als ein wichtiges charttechnisches Signal der Stärke gewertet werden.
Auf Seite 2: Reserven reichen derzeit für elf Jahre
Reserven reichen derzeit für elf Jahre
Ob es noch für viel mehr reicht, bleibt abzuwarten, denn fundamental betrachtet gibt es bei dem bei einem Marktwert von fast 68 Milliarden Euro größten italienischen Konzern neben Plus- auch Minuspunkte. Zu letzterem gehört bei dem neben der Exploration & Förderung auch im Raffinerie- sowie Petrochemie-Geschäft und in den Bereichen Ölfeldservices und Stromerzeugung tätigen Gesellschaft die jüngste Ergebnisentwicklung. So fiel der Nettogewinn im vierten Quartal bereinigt um die Wertveränderungen bei Ölvorräten und Einmaleffekte aus Assetverkäufen von 1,46 Milliarden auf 1,3 Milliarden Euro und der Umsatz um 19 Prozent auf 26,3 Milliarden Euro. Die Öl- und Gasproduktion sank gegenüber dem Vorjahresquartal um fast zehn Prozent auf 1,577 Millionen Barrel Öläquivalent pro Tag. Wie WGZ Bank-Analyst Stephan Sporkmann ist ausdrückt, zählt ENI damit zu den kleinen unter den großen multinationalen Energiekonzernen. Die Gesellschaft ist zwar in mehr als 90 Ländern aktiv und mehr als drei Viertel der Umsätze werden außerhalb von Italien generiert, ein Großteil der Produktion kommt dabei aber aus afrikanischen Ländern, die ein höheres länderspezifisches Risiko tragen.
Relativ günstig gestaltet sich dafür aber das Verhältnis von Neuentdeckungen zur Jahresproduktion. 2013 belief sich diese Rate auf 105 Prozent. Die Lebensdauer der Reserven beträgt rund elf Jahre. Bis 2017 soll die Produktion zudem laut Sporkmann jährlich um drei Prozent, danach sogar um vier Prozent steigen. Nach den in den Vorjahren getätigten Portfoliobereinigungen konnte die Nettoverschuldung deutlich gesenkt werden und Ende 2013 belief sich das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital auf rund 25 Prozent. Wie immer bei Aktien aus dem Ölsektor hängt die weitere Entwicklung auch stark vom Ölpreis ab. Geht es nach dem derzeit noch amtierenden Eni-Chef Paolo Scaroni, dann sind die Aussichten in dieser Hinsicht allerdings eher dürftig. Intern rechnet man in den kommenden Jahren wegen einem steigenden Angebot mit einem Preisrückgang bis auf 90 Dollar. Vor diesem Hintergrund will sich Scaroni stärker auf die Exploration konzentrieren und auf Zukäufe verzichten.
Auf Seite 3: Dividende soll kontinuierlich steigen
Dividende soll kontinuierlich steigen
Allerdings wird sich erst noch zeigen müssen, will lange diese Vorgabe noch Gültigkeit haben wird. Denn der im Mai auslaufende Vertrag von Scaroni, der gerade wegen einer im Konzernverbund begangenen vorsätzlichen Umweltverschmutzung zu drei Jahren Haft verurteilt wurde, wird vom Staat, der 30,1 Prozent der Anteile an ENI hält, im Zuge einiger personeller Veränderungen bei Staatsunternehmen nicht verlängert. Manche Marktteilnehmer, wie etwa jene bei der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas glauben aber ohnehin, dass Eni mit einem neuen Management die Restrukturierung und die Verbesserungen in den Bereichen außerhalb der Exploration und Produktion schneller vorantreiben könnte. Der Plan, mit Claudio Descalzi den bisherigen Vorstand für Exploration und Produktion zum neuen Chef zu machen, stößt jedenfalls auf breite Zustimmung.
Positiv heben die Analysten von Exane BNP Paribas zudem die Dividende hervor, denn die gebotene Rendite sei die höchste im Sektor. Für 2013 wurde die Dividende trotz Gewinnrückgang um zwei Cent auf 1,10 Euro angehoben und wenn es nach Scaroni geht, soll bei ausbleibenden unvorhergesehenen Ereignissen die Dividende auch in den kommenden vier Jahren erhöht werden. Die Analysten von Independent Research rechnen für 2014 mit einem Ausschüttungssatz von 1,12 Euro, woraus sich für die Sparaktien auf aktueller Kursbasis eine Rendite von sechs Prozent errechnet. Das ist ansehnlich und sollte ebenso wie der im Januar angestoßene Aktienrückkauf im Volumen von bis zu sechs Milliarden Euro den Kurs stützen.
Auch die Bewertung ist mit einem geschätzten KGV von 13,4 noch vertretbar. Unter dem Strich hinterlässt die ENI-Aktie somit einen soliden Eindruck. Wunderdinge sind beim Aktienkurs zwar nicht unbedingt zu erwarten, für Dividendenjäger eignet sich der Titel aber als interessante Alternative.