Kernpunkt der angekündigten BoJ-Maßnahmen sind Veränderungen bei den Wertpapierkäufen. Dadurch soll die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihen auf dem aktuellen Niveau von rund null Prozent stabilisiert und diejenigen kürzer laufender Titel tiefer gedrückt werden. "Je deutlicher die Zinsen im langlaufenden Bereich über den kurzen Zinsen liegen, desto besser für die Banken", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. Investmentmanager Michael Moen vom Vermögensverwalter Aberdeen wertete die Pläne als Versuch, die negativen Folgen der ultra-lockeren Geldpolitik abzufedern.
Wegen der niedrigen Zinsen verdienen Banken im klassischen Kreditgeschäft kaum noch etwas. Die geringen Anleihe-Renditen erschweren es Versicherern und Pensionsfonds, genügend Geld zu erwirtschaften, um ihre Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen.
STROHFEUER ODER TRENDWENDE? - FED RÜCKT INS RAMPENLICHT
Finanzmarkt-Experte James Helliwell von der Lex van Dam Trading Academy warnte aber vor überzogenen Erwartungen. Eine dauerhafte Lösung der großen Probleme - geringe Ertragskraft der Banken und schwächelnde Konjunktur - böten die geplanten Maßnahmen nicht. Adam Cole, Chef-Anlagestratege für die großen Industrieländer bei der Investmentbank RBC Capital Markets, bezweifelte, dass die BoJ nach Jahrzehnten der Wirtschaftskrise ihr Ziel einer Inflationsrate von zwei Prozent und einer anziehenden Konjunktur bald erreicht. "Sie nutzt praktisch dieselben Instrumente, abgesehen von kleinen Veränderungen."
Am Devisenmarkt verpuffte der Effekt der Notenbank-Entscheidung bereits nach wenigen Stunden. Der Dollar, der zunächst kräftig aufgewertet hatte, verbilligte sich bis zum frühen Nachmittag um 0,6 Prozent auf 101,13 Yen. Der Euro kostete mit 1,1147 Dollar ungefähr so viel wie am Vorabend.
Gleichzeitig stieg die Spannung wegen der anstehenden US-Zinsentscheidung am Abend (MESZ). Nur eine Minderheit der Anleger rechnet mit einer Zinserhöhung. "Da sich die US-Wirtschaft trotz einiger schwacher Konjunkturdaten erholt, könnte es der Fed aber schwer fallen, eine Beibehaltung der Zinsen zu rechtfertigen, sofern sie nicht eine Anhebung im Dezember signalisiert", betonte Volkswirtin Ana Thaker vom Brokerhaus PhillipCapital. Ein Schritt im November gilt wegen der zeitlichen Nähe zur US-Präsidentschaftswahl als ausgeschlossen.
DEUTSCHE BANK UND RBS VOM BRANCHENTREND ABGEKOPPELT
Im EuroStoxx50 kamen acht der zehn größten Gewinner aus dem Banken- und dem Versicherungssektor. Ganz oben standen die niederländische Bank ING und der französische Allianz -Rivale Axa mit einem Kursplus von jeweils etwa 3,5 Prozent. "Mit dem BoJ-Vorhaben, die Zinskurve zu beeinflussen, steigt nun auch der Druck auf die Europäische Zentralbank, ähnliche Ziele zu verfolgen, um die europäischen Banken ebenfalls zu stützen", betonte Konstantin Oldenburger, Analyst des Online-Brokers CMC Markets.
Deutsche Bank und Royal Bank of Scotland (RBS) stagnierten dagegen. Ersterer drohen milliardenschwere Strafen in den USA wegen Tricksereien im Devisenhandel und am Immobilienmarkt. Letztere litten unter einem Bericht der "Financial Times", dem zufolge die spanische Bank Santander sich aus den Verhandlungen um den Kauf der RBS-Tochter Williams & Glyn zurückgezogen hat.
rtr