Die Bank von Japan verzichtete auf eine erneute Lockerung der Geldpolitik. "Die Entscheidung ist eine große Überraschung", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. In den vergangenen Tagen hatten Börsianer auf eine Senkung der Kreditzinsen auf unter null Prozent und neue Geldspritzen zur Ankurbelung der Konjunktur spekuliert. Der Leitindex der Börse Tokio brach um 3,6 Prozent ein. Im Gegenzug wertete die japanische Währung kräftig auf. Ein Dollar verbilligte sich um bis zu drei Prozent auf 108,07 Yen - der größte Tagesverlust seit der Nuklearkatastophe 2011 in Fukushima.
Bei der US-Notenbank Fed bemängelten Börsianer fehlende Hinweise auf den Zeitpunkt der nächsten Zinserhöhung. "Dies ewige Hin und Her ist für Marktteilnehmer nervenaufreibend", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Heino Ruland vom Brokerhaus ICF wies darauf hin, dass die Fed das Gewicht ihrer Argumentation vom Arbeitsmarkt auf das Wachstum verlagere.
Die US-Konjunktur wächst nur noch schwach, was die vorsichtige Haltung der Notenbank bestätigen dürfte. Die Wirtschaftsleistung legte von Januar bis März aufs Jahr hochgerechnet nur noch um 0,5 Prozent zu. Experten hatten mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,7 Prozent gerechnet. An der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag ein schwächerer Börsenstart ab.
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DEUTSCHE BANK NACH ZAHLEN IM AUFWIND - BBVA BRECHEN EIN
Neben den Notenbanken hielt eine Flut von Firmenbilanzen die Anleger in Atem. Die Aktien der Deutschen Bank stiegen um rund drei Prozent, nachdem das Institut im ersten Quartal überraschend in der Gewinnzone geblieben war. Die Zahlen hätten die niedrigen Erwartungen übertroffen, schrieb Equinet-Analyst Philipp Häßler in einem Kommentar. Er halte einen Einstieg bei der Bank dennoch für verfrüht. Schließlich drohten weiterhin hohe Kosten aus Rechtsstreitigkeiten. Auch eine Kapitalerhöhung sei noch nicht vom Tisch.
Für Enttäuschung sorgten dagegen die Banken BBVA und Caixa - die Nummern zwei und drei des spanischen Sektors. Die Gewinne der Institute brachen überraschend stark ein. BBVA-Titel fielen um 8,4 Prozent, und Caixa rutschten um 2,5 Prozent ab.
A400M-PROBLEME SETZEN AIRBUS UNTER DRUCK
Zu den schwächsten Dax-Werten zählten die Versorger. Die AKW-Betreiber hatten die Empfehlungen der Atomkommission für die Finanzierung des Atomausstiegs am Vortag als überzogen zurückgewiesen. "Nachverhandlungen werden von der Politik aber wohl ausgeschlossen, daher eine kleine Enttäuschung", sagte ein Marktteilnehmer. Die Aktien von RWE fielen um mehr als drei Prozent, E.ON gaben 2,6 Prozent nach.
Größter Verlierer im Nebenwerte-Index MDax mit einem Kursabschlag von mehr als sechs Prozent waren die Aktien von Airbus. Der Flugzeugbauer befürchtet noch höhere Kosten durch die Getriebeprobleme seines Militärfrachters A400M.
Reuters