Der neue E.ON-Konzern - "grün und sauber", wie ein UBS-Analyst ihn umschrieb - könnte zum Übernahmeziel werden. "E.ON hat mit seinem Schritt das vorausgenommen, was ein aktivistischer Investor gefordert hätte, wenn er bei E.ON eingestiegen wäre", sagte ein Banker.

Von Interesse sei vor allem das Netzgeschäft - Die Einnahmen aus dem Betrieb der Strom- und Gasnetze sind reguliert und in Zeiten niedriger Zinsen dauerhaft garantiert. Investoren haben bereits in den vergangenen Jahren zugegriffen, wenn es um den Netzbetrieb ging. So hatte sich die australische Bank Macquarie, einer der größten Infratstrukturinvestoren der Welt, den E.ON-Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) unter den Nagel gerissen. Auch die Investoren First State Investment und Borealis interessieren sich für solche Anlagemöglichkeiten.

E.ON will die vom Aussterben bedrohten deutschen Atomkraftwerke ebenso auslagern wie die aus dem Markt gedrängten Gaskraftwerke und die von Umweltschützern kritisierten Kohlemeiler. Kritiker sprechen von einer "Bad Bank" des Versorgers. Fakt ist, dass die E.ON-Kraftwerke unter dem Verfall der Strom-Großhandelspreise leiden. Überkapazitäten und der Ökostrom haben die Preise in den vergangenen Jahre um mehr als die Hälfte nach unten gedrückt. Hinzu kam der beschleunigte Atomausstieg, der den größten AKW-Betreiber der Republik dazu zwang, mehrere Meiler sofort abzuschalten. Seit 2008 ist der Aktienkurs von E.ON um zwei Drittel auf gut 15 Euro gefallen.

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ZUR GROß FÜR EINE ÜBERNAHME?

Mit der Aufspaltung befreiten sich die Düsseldorfer von einer Last, die in der Vergangenheit potenzielle Käufer abgeschreckt habe, hieß es in Branchenkreisen. Übrig bleiben das Ökostromgeschäft und der Netzbetrieb, der dann wohl zwei Drittel des Ergebnisses ausmachen wird. Das Profil des Konzerns sei damit klarer - und die Einnahmen sicherer als die der Kraftwerke, finden Experten. Der neue E.ON-Konzern wäre schlanker und noch 40.000 der heute rund 60.000 Mitarbeiter beschäftigen. "Aus Aktionärssicht wäre die Aufspaltung zu begrüßen, da E.ON dann künftig über zwei trennscharfe Geschäftsmodelle verfügt, die besser zu bewerten sind als das Konglomerat", erklärt Union-Investment-Fondsmanager Thomas Deser. Union ist der siebtgrößte Aktionär von E.ON.

Auch der künftige E.ON-Konzern wird aber ein Schwergewicht sein. Die Ökostromanlagen haben eine Leistung von 4,4 Gigawatt - das entspricht etwa vier Atomkraftwerken. Die Strom- und Gasnetze in Europa haben eine Länge von über einer Million Kilometern. Der Konzern versorgt 33 Millionen Kunden. Die Bank Macquarie schätzt den Wert auf 19,6 Milliarden Euro. Die Experten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass der neue E.ON-Konzern seinen operativen Gewinn von 2016 bis 2020 um ein Fünftel auf 5,5 Milliarden Euro steigern könnte.

Manche Finanzmarktexperten halten den neuen E.ON-Konzern deshalb für zu groß für eine Übernahme. Investoren würden sich eher für einzelne Stücke als für den ganzen Kuchen interessieren, sagt ein Banker. Ein Infrastrukturinvestor, der namentlich nicht genannt werden wollte, widerspricht: "Das ist mit Sicherheit nicht zu groß. Kapital ist in Hülle und Fülle vorhanden."

Reuters