Der Versorger soll binnen zwei Jahren in zwei börsennotierte Gesellschaften aufgespalten werden. Politik, Analysten und Anleger begrüßten den Schritt, der auch Vorbild für andere Versorger in Europa sein könnte. E.ON-Aktien gewannen zeitweise mehr als sechs Prozent.
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel sieht in der Aufspaltung des Versorgers keine Gefahr für den Verbraucher. Die Versorgungssicherheit in Deutschland sei gewährleistet, sagte eine Sprecherin Gabriels. Zudem müsse nach einer Aufspaltung von E.ON der neue Eigentümer der Atomkraftwerke sicherstellen, dass ausreichend Rückstellungen für deren Abbau und Entsorgung vorhanden sind. Die Regierung gehe davon aus, dass dies der Fall sei, sagte die Sprecherin. Derzeit seien dafür 36 Milliarden Euro vorhanden. "Es ist zu begrüßen, wenn E.ON sich den Herausforderungen der Energiewende offensiv stellt", betonte NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin. Der SPD-Politiker pochte zudem auf einen Erhalt der Arbeitsplätze.
Nach den Plänen Teyssens soll der Kohle- und Atom-Konzern 2016 von E.ON abgespalten und an die Börse gebracht werden. Die Mehrheit der Aktien werden den E.ON-Aktionären dann ins Depot gebucht. Die restlichen Anteilsscheine will E.ON danach in kleineren Schritten über die Börse verkaufen. Die Abspaltung soll auch die Rückstellungen für den Abriss der Kernkraftwerke übernehmen. Dies könnte die Idee einer Atomstiftung erneut anfachen, in der die AKW-Betreiber E.ON, RWE, EnBW und Vattenfall ihre Risiken auslagern.
Der bei E.ON bleibende Teil repräsentiere eine "saubere, nachhaltige, komplexe und dynamische" neue Energie-Welt, bilanzierte Teyssen. Gleichzeitig werde die konventionelle Energieversorgung auf absehbare Zeit "Rückgrat" der Stromerzeugung sein. Mit der Abspaltung der Atom-, Kohle- und Gaskraftwerke reagiert Teyssen auf den Preissturz bei den Strom- Großhandelspreisen. Diese sind wegen der Überkapazitäten an Kraftwerken und dem Ausbau des Ökostroms allein seit Anfang 2013 um mehr als ein Viertel gefallen. "Das bisherige breite Geschäftsmodell von E.ON wird den neuen Herausforderungen nicht mehr gerecht", räumte Teyssen ein. Ein Stellenabbau sei mit der Neuaufstellung nicht verbunden, versicherte er. Mit dem Spin-Off folgt E.ON dem Beispiel von Bayer mit Lanxess oder Siemens mit der Lichttochter Osram.
Auf Seite 2: ANALYSTEN - NEUE GESELLSCHAFT IST EINE ART "BAD BANK"
ANALYSTEN - NEUE GESELLSCHAFT IST EINE ART "BAD BANK"
Zu der abgespaltenen Gesellschaft würden auch der globale Energiehandel sowie die Bereiche Exploration und Produktion gehören. Das Unternehmen soll 20.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Analysten von Bernstein Research sprachen von einer Art "Bad Bank". Das unter der Rubel-Schwäche leidende Geschäft in Russland gehört ebenso dazu wie die Verluste schreibende Beteiligung in Brasilien. Aber auch das Geschäft mit der Wasserkraft schlägt Teyssen der neuen Gesellschaft zu - es handele sich auch hier um große Kraftwerke.
Offen ist, was aus der Gas- und Ölförderung in der Nordsee wird. E.ON will dies noch vor der Neuaufstellung strategisch überprüfen. Analysten spekulierten umgehend, dass das Geschäft im Paket verkauft wird - wie die RWE-Tochter Dea.
Das verbleibende Unternehmen mit 40.000 Mitarbeitern soll noch aus der Erzeugung von Ökostrom sowie dem Betrieb der Strom- und Gasnetze und dem Vertriebsgeschäft bestehen. E.ON hat bereits seit 2007 in das Geschäft mit der Erneuerbaren Energie rund zehn Milliarden Euro investiert.
In den vergangenen Jahren hatte der Energieriese rund 20 Milliarden Euro aus Beteiligungsverkäufen eingenommen. Dennoch drücken den Konzern Schulden in Höhe von 31 Milliarden Euro. E.ON hatte unter anderem Milliardensummen bei Zukäufen in Südeuropa versenkt. Die Geschäfte in Spanien und Portugal verkaufte der Versorger nun an den australischen Investor Macquarie für einen Firmenwert von 2,5 Milliarden Euro.
E.ON muss aber wohl im laufenden Quartal noch Abschreibungen in Höhe von 4,5 Milliarden Euro vornehmen, nachdem es bereits im bisherigen Jahresverlauf rund 700 Millionen Euro waren. Damit dürfte das Geschäftsjahr 2014 mit einem deutlichen Verlust abgeschlossen werden. Für die Jahre 2014 und 2015 sollen die Aktionäre eine Dividende von 50 Cent je Aktie erhalten. Danach soll es mit der Aufspaltung eine neue Dividendenpolitik geben, sagte Finanzchef Klaus Schäfer.
Reuters