Wie so viele andere führende Aktienindizes weltweit steckt auch der Dax in einem Seitwärtstrend fest. Nach etlichen nervenaufreibenden Phasen in der Zeit dazwischen bewegt sich der deutsche Leitindex letztlich nur auf einem bereits vor zwei Jahren gültigen Niveau. Charttechnisch gesehen befinden sich die Notierungen damit im Niemandsland und Charttechniker warten vor einer umfassenden Neupositionierung ab, ob sich die Kurse letztlich für einen Ausbruch nach unten oder nach oben entscheiden werden.

Die fundamental orientierten Analysten von Jefferies sind aber schon jetzt im Vergleich mit anderen Weltbörsen bullisch gestimmt für die weiteren Aussichten am deutschen Aktienmarkt. Volkwirtschaftlich gesehen schöpft die US-Investmentbank dabei Zuversicht aus den real steigenden Haushaltseinkommen. Denn das stärke den heimischen Konsum. Positiv hervorgehoben wird auch der Bausektor, der mit einer überraschend guten Auftragslage überzeuge.

Selbst die Bankkredite hätten zuletzt etwa angezogen, wobei der Anstieg verglichen mit früheren Aufschwüngen aber nur sehr moderat ausfalle. Das größte Risiko für die Wachstumsaussichten könnte von der Exportseite ausgehen, doch zuletzt hätten sich die Ausfuhren robust präsentiert. Angesichts einer steigenden Geldmenge, steigenden Löhnen und steigenden Immobilienpreise sei auch die Inflation im Auge zu behalten, wobei die Teuerung bis jetzt noch nicht angesprungen sei.

Beim Blick auf Einzelaktien zeige sich außerdem, dass etliche deutsche Unternehmen als werthaltig einzustufen seien. Zudem böten sie nicht selten auch einen vernünftigen freien Cash Flow. Gemessen daran sei die Bewertung verglichen mit dem Renditen am lokalen Anleihemarkt weltweit mit am attraktivsten. Man rate deshalb dazu, Umschichtungen von Anleihen in den DAX vorzunehmen. Sonstige Bewertungskennziffern werden wie folgt angegeben: Ein geschätztes Markt-KGV von 13,9, ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,55, eine geschätzte Eigenkapitalrendite von 11,2 Prozent und eine geschätzte Dividendenrendite von 2,95 Prozent.

Auf den nachfolgenden Seiten stellt Börse Online fünf deutsche Einzelaktien vor, bei denen Jefferies zum Kaufen rät.



Jefferies Deutschland-Favorit, Nummer eins: Ströer SE & Co. KGaA (WKN: 749399, 47,38 Euro, alle nachfolgenden Angaben beziehen sich auf den Stand vom 16.05.2016)



Gleich beim ersten Mitfavoriten Ströer handelt es sich um einen Titel der momentan kontrovers diskutiert wird. Das hat mit den von dem US-Hedgefonds Muddy Waters erhobenen Vorwürfen zu tun, der Außenwerber habe in der Vergangenheit falsche Angaben unter anderem zu Wachstum und Cashflow gemacht. Das Papier war daraufhin deutlich eingebrochen, bevor sich die Notiz zuletzt wieder etwas erholt hat, nachdem der Vorstand die Vorwürfe als haltlos zurückgewiesen hat.

Bei Jefferies hat man sich von alledem bisher aber unbeeindruckt gezeigt. Verwiesen wird auf steigende Gewinnschätzungen und intern hat man zuletzt im April die Prognosen für Umsatz und Gewinn leicht angehoben. So wird beim verwässerten Gewinn je Aktie für 2016 mit 2,79 Euro gerechnet. 2017 und 2018 sollen es dann 3,33 Euro und 3,85 Euro werden. Auf dieser Basis werden als Kursziel nach wie vor 73 Euro genannt. Daraus errechnet sich theoretisch ein Kurspotenzial von satten 54 Prozent. Zur Kaufempfehlung heißt es grundsätzlich von Seiten der zuständigen Analystin Lisa Hau auch, der Außenwerbespezialist profitiere von ermutigenden Konsumtrends in den Schlüsselmärkten.

Wie weiter ausgeführt wird, verfüge Ströer auch über ausreichend finanziellen Spielraum. Denn das Verhältnis von Nettoverschuldung zu EBITDA bewege sich mit 1,4 deutlich unterhalb der Zielgröße von 2,0 bis 2,5. Das eröffne die Möglichkeit, die Aktionäre in der Form von Aktienrückkäufen oder Dividenden zu beglücken. Noch mehr Geld zur Verfügung stehen könnte außerdem dann, falls das Türkeigeschäft verkauft werden sollte. Das könnte weitere 150 Millionen Euro einspielen. Passend dazu wurde von den Verantwortlichen jüngst auch bereits ein mögliches Aktienrückkaufprogramm anvisiert.

Gebremst wurde der zwischenzeitliche Kursverfall außerdem mit Hilfe den vorgelegten Quartalszahlen. Für die ersten drei Monat wurde ein kräftiges Wachstum gemeldet, außerdem wurde der Vorstoß in die Gewinnzone vollzogen. Konkret stieg der Umsatz um 40 Prozent auf 226,2 Millionen Euro, wobei das organische Wachstum 11,5 Prozent betrug. Unter dem Strich stand beim Gewinn ein Plus von 5,1 Millionen Euro zu Buche, während im ersten Quartal 2015 noch ein Verlust von 3 Millionen Euro angefallen war.

Nach einem gut angelaufenen zweiten Quartal wurde außerdem die Jahresprognose beim so genannten operational EBITDA von bisher 270-280 Millionen Euro auf mehr als 280 Millionen Euro angehoben. Trotzdem gibt es bei diesem Wert nach wie vor noch viele Shortpositionen. Wie die bestehende Kaufempfehlung sowie das hohe Kursziel zeigen, geht man bei Jefferies aber davon aus, dass diese Wetten auf sinkende Notierungen bei Ströer letztlich nicht aufgehen werden.



Jefferies Deutschland-Favorit, Nummer zwei: ThyssenKrupp AG (WKN: 750000, 18,68 Euro)



Anders als bei Ströer stehen beim zweiten Mitfavoriten ThyssenKrupp in diesem Jahr bisher dicke Gewinne zu Buche. Getrieben werden die Kurse dabei von kräftigen gestiegenen Stahlpreisen, die für steigende Gewinnschätzungen und positive Analystenkommentare sorgen.

Zu den Fürsprechern zählt auch Jefferies-Analyst Seth Rosenfeld. Dessen Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 25,00 Euro garniert, was der Notiz ein Aufwärtspotenzial von theoretisch fast 34 Prozent beschert. Auch Rosenfeld setzt darauf, dass sich die höheren Stahlpreise positiv bemerkbar machen und sich in den nächsten Quartalen nach und nach positiv in den Ergebniszahlen niederschlagen werden. Kredit gibt er ThyssenKrupp außerdem für die zuletzt erreichte Margenverbesserung, was auf Kosteneinsparungen und einen veränderten Produktmix zurückzuführen sei.

Was die geplante Veräußerung von Geschäftseinheiten angehe, seien mittelfristig Vollzugsmeldungen denkbar. Zur Bewertung heißt es, verglichen mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA von 5,0 bei ThyssenKrupp betrage der durchschnittliche Branchen-Multiplikator 6,2. Das Kursziel unterstelle ein künftig wieder höheres Verhältnis von 6.3. Hingewiesen wird auch auf einen Wert von unter 0,3 beim Verhältnis von Börsenwert zu den Umsätzen.

Als Risiken werden ein sich wieder eintrübender Stahlmarkt genannt sowie eine allgemeine Verlangsamung bei den industriellen Aktivitäten. Um den jüngsten Kursaufschwung nicht zu gefährden, wird es außerdem darf ankommen, dass sich der erwähnte Preisanstieg beim Stahl nicht wieder verflüchtigt. Skeptiker haben in dieser Hinsicht noch Zweifel, weil sie den jüngsten Preisanstieg eher auf einen Lageraufbau zurückführen und weniger auf ein strukturell verbessertes Angebots-/Nachfrage-Verhältnis.

Aus dem charttechnischen Blickwinkel heraus muss dieser DAX-Vertreter losgelöst von den diesjährigen Kursbewegungen natürlich erst noch den Beweis erbringen, dauerhaft als Investmentalternative in Frage zu kommen. In den vergangenen 20 Jahren wurde dieser Beweis allerdings nie erbracht. Denn die Kurse bewegen sich auf den bereits vor 20 Jahren gültigen Niveaus.



Jefferies Deutschland-Favorit, Nummer drei: Metro AG (WKN: 725750, 28,45 Euro)



Bei nächsten Mitfavoriten Metro fechten Bullen und Bären schon lange einen Kampf miteinander aus, bei dem sich bisher letztlich keine Seite entscheidend durchsetzen konnte. Das ist auch in diesem Jahr nicht anders, in dem im ersten Quartal erst die Bären und dann die Bullen die Oberhand hatten.

Blickt man auf das Ergebnis, gibt es zunächst auch keinen überzeugenden Grund für eine grundsätzliche Neueinschätzung. Verbuchte der Handelskonzern doch im zweiten Quartal wegen negativer Wechselkurse sowie Portfolioeffekte einen um 0,9 Prozent auf 13,57 Milliarden Euro rückläufigen Umsatz. Beim Nettoergebnis ergab sich zwar eine Verbesserung von zehn Millionen Dollar, unter dem Strich stand aber noch immer ein Verlust von 57 Millionen Euro zu Buche. Auf dieser Basis wurde die Jahresprognose bestätigte, die für den Umsatz und das bereinigte EBIT im Geschäftsjahr 2015/16 (per Ende September) währungsbereinigt ein leichtes Plus vorsehen.

Für mehr Furore als diese Geschäftszahlen sorgten am Markt die Ende März bekanntgegebenen Pläne zur Aufteilung des Konzerns in zwei Teile. Dieses Vorhaben wurde in einer ersten Reaktion positiv aufgenommen, weil man auf eine Beseitigung des Konglomerats-Abschlages hofft, mit dem der Titel derzeit nach Ansicht von Anlegern behaftet ist. Diese Hoffnung basiert wiederum auf der Annahme, dass die Bewertungs-Multiples für einzeln notierten Tochterunternehmen nicht selten höher ausfallen als für einen Gesamtkonzern.

Auch Jefferies-Analyst James Grzinic bezeichnet die angekündigte Aufspaltung in Lebensmittel- und Elektronikgeschäft als richtigen Schritt. Denn dadurch reduziere sich die Komplexität, gleichzeitig verbesserten sich die Übernahmemöglichkeiten in einer Zeit großer Umbrüche. Möglich sei die Aufspaltung auch durch die großen Fortschritte beim Schuldenabbau. Gerade das Elektronikgeschäft MMS (Media Markt und Saturn) sei ein attraktives Übernahmeziel und dürfte gesondert von der Konzernaufspaltung profitieren. Der Prozess könnte in der ersten Jahreshälfte 2017 abgeschlossen sein, so die Analysten. Die mit 49,9 Prozent beteiligten Eigentümerfamilien hätten bereits ihre Zustimmung signalisiert.

Bei Jefferies setzt man für die Jahre 2016 bis 2018 auf Gewinne je Aktie von 1,77, 2,20 und 2,64 Euro. Als Kursziel werden im Zuge einer Kaufempfehlung 32,00 Euro genannt. Eine Vorgabe, die sich um 12,5 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen bewegt. Allerdings passt das, was charttechnisch am Ende der Besprechung zu ThyssenKrupp geschrieben wurde, leider auch zur Metro-Aktie. Will heißen, auch hier bewegen sich die Notierungen auf bereits vor 20 Jahren gültigen Niveau und statt von einem aufwärts gerichteten Dauerläufer muss hier eher von einem dauerhaften Leerlauf gesprochen werden. Bis zum Beweis des Gegenteils sind solche Titel damit eher etwas für Markt-Timer als für langfristige Investoren. Zumindest solange, bis es gelingt, einen überzeugenden längerfristigen Aufwärtstrend aufzubauen. Wobei das aber nicht heißen soll, dass im Zuge einer nie auszuschließenden zyklischen Erholung das Jefferies-Kursziel nicht erreicht werden kann.



Jefferies Deutschland-Favorit, Nummer vier: HeidelbergCement (WKN: 604700, 75,18 Euro)



Probleme damit, richtig durchzustarten hatte lange Zeit auch HeidelbergCement. Doch seit Anfang 2009 geht es hier letztlich aufwärts mit der Notiz und zuletzt ist es in einem weiterhin seitwärts tendierenden Gesamtmarkt sogar gelungen, auf ein neues Mehrjahreshoch vorzudringen. Das Chartbild sieht bei dem Baustoffhersteller somit zumindest mittelfristig betrachtet konstruktiv aus.

Blickt man auf den Geschäftsverlauf, dann ist diese Entwicklung durchaus nachzuvollziehen. 2016 ist der Baustoffhersteller Heidelbergcement jedenfalls besser als erwartet gestartet und aufbauend darauf konnte sogar die Ergebnisprognose für das laufende Jahr erhöht werden. Als Stütze erweist sich dabei das anhaltend starke US-Geschäft. Der Umsatz war in den ersten drei Monaten zwar mit 2,8 Milliarden Euro nur stabil, aber immerhin ist es gelungen, den Verlust im traditionell schwachen ersten Quartal von 123 Millionen auf 72 Millionen Euro zu verringern.

Im Gesamtjahr sollen beim operativen Ergebnis vor Währungs- und Konsolidierungseffekten sowie beim bereinigten Jahresüberschuss jetzt moderat bis deutliche Zuwächse herausspringen. Das entspricht Steigerungen im hohen einstelligen bis zweistelligen Bereich. Bislang hatte das DAX-Mitglied einen moderaten Anstieg angekündigt.

Jefferies- Analyst Mike Betts reagiert auf das vorgelegte Zahlenwerk mit einer bestätigten Kaufempfehlung sowie mit einer Anhebung des Kursziels von 94,00 auf 95,00 Euro. Damit birgt das Kursziel ein Potenzial von 26,4 Prozent. Auch die Gewinnschätzungen für das laufende Jahr und für 2017 wurden etwas erhöht. Beim Gewinn je Aktie geht er jetzt von 5,29 Euro sowie von 5,63 Euro aus. Hervorgehoben wird auf der Bewertungsseite ein als moderat eingestuftes Kurs-Buchwert-Verhältnis von rund eins.

Als Risiken nennt Betts unter anderem einen sich möglicherweise schlechter als erwartet entwickelnden Zementpreis. Eine Gefahr stellten außerdem negative Nachrichten bei Italcementi für den Fall dar, falls die Übernahme des italienischen Konkurrenten genehmigt werde.



Jefferies Deutschland-Favorit, Nummer fünf: E.ON SE (WKN: ENAG99, 8,38 Euro)



Mit einer Kaufempfehlung für EON stemmt sich Jefferies gegen die vorherrschende Marktmeinung und einem seit Jahren nach unten gerichteten Kurstrend bei diesem im DAX enthaltenen deutschen Versorger. Der zuständige Analyst Ahmed Farman geht aber offensichtlich davon aus, dass sich ein seit längerer Zeit laufender Bodenbildungsversuch in anschließend zumindest etwas steigenden Notierungen auflösen wird. Zum Ausdruck kommt diese Zuversicht in einer Kaufempfehlung sowie in einem Kursziel von 9,50 Euro, das um 13,5 Prozent höher liegt als die derzeit gültigen Notierungen.

Die jüngsten Quartalszahlen waren hier wegen etlicher Verzerrungen wenig aussagekräftig, am Markt wird derzeit aber ohnehin verstärkt darauf geachtet, was aus der Aufspaltung des Konzerns wird. In diesem Zusammenhang wurde das konventionelles Geschäft sowie der Energiehandel bereits auf die zum Jahresanfang gestartete Tochter Uniper übertragen. Der Mutterkonzern konzentriert sich nun auf die erneuerbaren Energien, den Vertrieb und das Netzgeschäft. Im Juni sollen die Aktionäre bei der Hauptversammlung über die Aufspaltung abstimmen. Geplant ist es bisher, noch 2016 rund 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse zu bringen.

Farmann zeigte sich nach einem kürzlich vom Unternehmen abgehaltenen Kapitalmarkt-Tag überzeugt, dass die Aufspaltung die richtige Entscheidung ist. Ähnlich wie bei der Aufspaltung von Metro geht man davon aus, dass zwei stärker fokussierte Unternehmen einen höheren Mehrwert für die Aktionäre schaffen können als das bestehende Konglomerat.

E.ON traut er im neuen Gewann in den nächsten drei Jahren ein Gewinnplus von fünf bis zehn Prozent p.a. zu. Damit bewegten sich die Gewinnaussichten im Branchenvergleich am oberen Rand. Trotzdem räumt natürlich auch Farmann ein, dass es bei E.ON noch etliche Risiken gibt. Die große Unbekannte sind dabei vor allem die Kosten für den Atomausstieg. Eventuell sind deswegen eine Kapitalerhöhung und/oder der Verkauf von Unternehmensteilen erforderlich. Die Risiken sind hier somit weiterhin hoch und für einen eindeutigen Kurstrend wird vermutlich erst mehr Klarheit zu den Rahmenbedingungen nötig sein, unter den man künftig operiert.