E.ON-Aktie und Deutsche Post: Wo die Insider kräftig zukaufen
· Börse Online RedaktionWährend der DAX im Oktober ein neues Rekordhoch erklommen hat, schaffte der DAX-Versorger E.ON "lediglich" ein neues Zweijahreshoch. Besonders bemerkenswert: Trotz des erhöhten Kursniveaus scheinen die vier Vorstände Karsten Wildberger, Marc Spieker, Leonhard Birnbaum und Johannes Antonius Teyssen von den weiteren Perspektiven "ihres" Unternehmens ausgesprochen überzeugt zu sein. Insgesamt investierten die vier Manager in der ersten Oktoberwoche nämlich mehr als 2,5 Millionen Euro in E.ON-Aktien. Wichtig: Es handelte sich nicht um variable Gehaltskomponenten oder Optionspläne. Dass die beiden volumenträchtigsten Käufe vom Vorstandschef Teyssen (rund 105.000 Aktien) und vom Finanzchef Spieker (102.000 Aktien) getätigt wurden, sollten Anleger dabei auf keinen Fall außer Acht lassen. Grundsätzlich kann man als Außenstehender die Insiderkäufe als ausgesprochen starken Vertrauensbeweis interpretieren.
Aus charttechnischer Sicht erzielte die E.ON-Aktie auf Sicht von einem Jahr unter sämtlichen DAX-Werten die drittbeste Performance, auf Sicht von drei Jahren landete sie hingegen auf dem drittletzten Platz. Anfang dieses Jahres gelang dem DAX-Wert mit dem Ausbruch aus dem Abwärtstrendkanal und dem Überwinden der langfristigen 200-Tage-Linie ein starkes Trendwechselsignal. Mitte 2017 drehte zudem die langfristige Durchschnittslinie nach oben, was als Bestätigung des Signals zu werten ist. Mittlerweile hat der Versorgertitel sein im November 2016 markiertes Mehrjahrestief um über 60 Prozent übertroffen. Durch die rasante Kursrally generierte der Timingindikator Relative-Stärk-Index 2017 bereits dreimal ein Verkaufssignal. Diese Signale erwiesen sich jedoch allesamt als "Bärenfalle".
Auf Seite 2: Vorstand Tim Scharwath investiert kräftig
Beim Logistikunternehmen Deutsche Post kaufte Vorstand Tim Scharwath, der für die Bereiche Global Forwarding und Freight verantwortliche Vorstand, eine große Position an Deutsche-Post-Aktien. Er bezahlte für 15.000 Anteilsscheine zum Kurs von 37,17 Euro mehr als 550.000 Euro. Am 21. August wurde er schon einmal aktiv und erwarb insgesamt 2.500 Post-Aktien im Gegenwert von über 87.000 Euro. Vorstandskollege John Gilbert (Vorstand Supply Chain) scheint diesen Optimismus eher nicht zu teilen, schließlich trennte er sich im Juni von insgesamt 35.000 Papieren und erlöste dadurch mehr als 1,1 Millionen Euro. Nun darf man gespannt sein, wer das "bessere Näschen" gehabt hat.
Aus charttechnischer Sicht kann man der Aktie der Deutschen Post seit Februar 2016 einen dynamischen Aufwärtstrend ohne allzu große technische Korrekturen attestieren. Während dieses Zeitraums zog der DAX-Wert in der Spitze um über 93 Prozent an. Seit über einem Jahr weist zudem die 200-Tage-Linie eine steile Aufwärtstendenz auf, was chartorientierte Anleger als Indiz für einen anhaltenden Aufwärtstrend interpretieren. Zur Vorsicht mahnt derzeit aber der Relative-Stärke-Index, der vor wenigen Tagen mit dem Unterschreiten der Marke von 70 Prozent ein klares Verkaufssignal ausgelöst hat. Ein Bruch des Aufwärtstrends wäre aber erst beim markanten Verletzen von 34,50 Euro der Fall. Aktuell notiert die Aktie noch neun Prozent über dieser "Gefahrenregion".
Auf Seite 3: Munich Re-Vorstand Peter Röder in Verkaufslaune
Am 13. September sprach das Management von Munich Re eine Gewinnwarnung aus, am 6. Oktober trennte sich Vorstand Peter Röder, verantwortlicher Vorstand für "Globale Kunden und Nordamerika", von insgesamt 3.000 Munich Re-Aktien und wurde dadurch um über 540.000 Euro reicher. Dies stellte den volumenträchtigsten Verkauf eines Unternehmensmanagers seit über 18 Monaten dar. Im März 2016 trennte sich Torsten Jeworrek von über 3.700 Aktien. Damals erhielt er pro Aktie über 184 Euro, heute notiert sie praktisch auf identischem Niveau. Grundsätzlich sollte man hinsichtlich der Perspektiven des weltgrößten Rückversicherers aber nicht zu schwarzsehen, schließlich gab es allein im Juni 2017 kumulierte Insiderkäufe von über 10.000 Aktien zu beobachten, während lediglich etwas mehr als 3.000 Aktien verkauft wurden.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.