Der Energiekonzern E.on hat im ersten Quartal vor allem wegen höherer Beschaffungskosten weniger verdient. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) sei um 15 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro gesunken, teilte der Konzern am Mittwochmorgen mit.

Im Bereich Kundenlösungen sei der operative Gewinn sogar um 44 Prozent auf 414 Millionen Euro geschrumpft. Bei den Netzen habe E.on mit einem Gewinn von 1,5 Milliarden Euro vier Prozent weniger eingefahren. Unterm Strich blieb im ersten Quartal ein bereinigter Konzernüberschuss von 679 Millionen Euro und damit 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Der Vorstand bestätigte allerdings seine Jahresziele für 2022. E.on peilt ein bereinigtes Ebitda von 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro an nach zuletzt 7,9 Milliarden Euro. Von Finanzchef Marc Spieker hieß es: "Wir sind trotz der Herausforderungen im ersten Quartal auf Kurs."

Im ersten Quartal hatten vor allem die hohen Strompreise einen großen Einfluss auf Eons Geschäfte. Zum einen stieg deshalb der Umsatz trotz rückläufiger Mengen um 60 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro. Insbesondere das Segment Kundenlösungen wuchs kräftig und steuerte so erneut den Großteil zu E.ons Umsätzen bei. In dem Geschäftsbereich stellen die Essener die Lieferung von Energie sowie Energie-Konzepte für Städte und Industrie bereit. Rückenwind für den Umsatz kam auch von der zentralen Beschaffungseinheit Energy Markets.

In der im Oktober 2020 gegründeten Einheit bündelt E.on die Energiebeschaffung der ehemaligen E.on- und Innogy-Geschäfte. Gleichzeitig drückten aber die hohen Energiepreise im ersten Quartal auf die Gewinnmarge.

Einschätzungen zur E.on-Aktie


Die E.on-Aktie verliert am Mittwochvormittag zeitweise über vier Prozent und markiert bei 9,43 Euro das tiefste Niveau seit März 2021. Dann berappelte sich der Kurs wieder ein wenig auf 9,66 Euro.

Die Analysten der Investmentbank Goldman Sachs merkten an, dass der Jahresausblick angesichts der Quartalszahlen herausfordernd sei. Die Essener müssten im Rest des Jahres einen Überschuss von 1,75 Milliarden Euro erwirtschaften, um den Mittelpunkt der eigenen Zielspanne noch zu erreichen, rechnete Alberto Gandolfi vor. Dies sei in den vergangenen drei Jahren auf bereinigter Basis von April bis Dezember nie gelungen.

Das Analysehaus Jefferies hat die Einstufung für E.on nach den Zahlen zum ersten Quartal auf "Hold" mit einem Kursziel von 9,80 Euro belassen. Das operative Ergebnis des Energiekonzerns habe die Markterwartungen verfehlt, schrieb Analyst Ahmed Farman in einer ersten Reaktion. Allerdings habe das Unternehmen seine Ziele für das laufende Jahr bekräftigt, obwohl der Bereich Kundenlösungen schwach abgeschnitten habe.

Börse Online hatte die E.on-Aktie mehrfach zum Kauf empfohlen und dabei eine Stop-Loss-Marke von 9,45 Euro ausgegeben. Diese wurde nun unterschritten. Da sich zudem ein charttechnisches Todeskreuz andeutet, bei der die 90-Tage-Linie die 200er von oben kreuzt (siehe Chart), könnte es in den kommenden Monaten zu weiteren Kursverlusten kommen. Anleger sollten deshalb vorerst an der Seitenlinie verharren.

mmr mit dpa und rtr