Noch ist die Milliarden-Transaktion aber nicht in trockenen Tüchern: So müssen die Aufsichtsräte der Versorger zustimmen. Diese berieten am Sonntag über die Pläne, Beschlüsse werden am Montag erwartet. Auch die Beschäftigten müssen noch überzeugt werden. Die Experten von Bernstein rechnen mit Einsparungen von 500 Millionen Euro - vor allem beim Personal. "Die Zeiten werden unruhig", hieß es im Lager der Arbeitnehmer. E.ON sei aber berechenbarer als ein Versorger aus Südeuropa. Ein Branchenkenner sagte, vor allem in dem künftig bei E.ON gebündelten Vertriebsgeschäft könnten Jobs gestrichen werden.
ARBEITNEHMERVERTRETER SEHEN CHANCEN UND POCHEN AUF JOBS
In Kreisen der Arbeitnehmervertreter wurden die Pläne auch als Chance gesehen. "Durch die Neuordnung bieten sich Perspektiven, die Geschäfte weiter zu entwickeln", sagte ein Arbeitnehmervertreter Reuters. E.ON und RWE hätten alleine nicht ausreichend Mittel, um die Erneuerbaren Energien sowie das Netz-und Vertriebsgeschäft voranzubringen.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet begrüßte das Vorhaben, mahnte aber zugleich laut einem Vorabbericht der "Rheinischen Post" (Montagausgabe), dass die Interessen der Beschäftigten von größter Bedeutung seien. "Ich habe mit den Verantwortlichen in der Unternehmungsführung und den Gewerkschaften bereits am Wochenende über die Sicherung des Standorts und der Arbeitsplätze gesprochen. Erfolgreich lässt sich der neue Weg nur mit den Gewerkschaften und den Beschäftigten gestalten." Die kommunalen Anteilseigner bei RWE reagierten überrascht. "Die Pläne müssen erst einmal geprüft werden", sagte Wolfgang Schäfer, Geschäftsführer des Verbands der kommunalen RWE-Aktionäre (VkA) in Westfalen, der Nachrichtenagentur Reuters. Erst danach könne es eine Entscheidung geben.
"Der Deal läuft auf eine interessante Neuordnung der Stromversorgerlandschaft hierzulande raus", sagte Union Investment Portfolio-Manager, Thomas Deser. Eine Konsolidierung sei logisch, um Größenvorteile auch im europäischen Maßstab zu erreichen. Auf den ersten Blick sehe es nach einem vorteilhaften strategischen Schritt für E.ON aus. Aber auch RWE bekomme mit dem Ökostromanlagen eine Ergänzung zu dem rückläufigen Atom- und Braunkohlegeschäft. Ein beteiligter Banker sagte, E.ON sehe bei dem Deal etwas besser aus. "E.ON bekommt die stabilen Netze und RWE das etwas risikoreichere und wettbewerbsintensive Geschäft mit den Erneuerbaren." RWE habe sich mit den ebenfalls interessierten ausländischen Versorgern Enel, Engie und Iberdrola nicht einigen können und unter Druck gestanden.
RWE SETZT WEITER AUF KOHLE- UND GASKRAFTWERKE
Innogy hat derzeit einen Marktwert von rund 19 Milliarden Euro. RWE hält noch rund 77 Prozent. Für die übrigen Anteile will E.ON ein freiwilliges Übernahmeangebot in bar von 40 Euro je Aktie vorlegen, was ingesamt 5,2 Milliarden Euro kosten könnte. Nach der Grundsatzeinigung soll RWE zunächst eine Beteiligung an E.ON von 16,67 Prozent erhalten. Zudem solle RWE den weitgehenden Teil von E.ONs Erneuerbare-Energien-Geschäfts erhalten, das gesamte Erneuerbare-Energien-Geschäft von Innogy, das Innogy-Gasspeichergeschäft sowie den Anteil am österreichischen Versorger Kelag. Auch solle RWE die von der E.ON-Tochter PreussenElektra gehaltenen Minderheitsbeteiligungen an den von RWE betriebenen Kernkraftwerken Emsland und Gundremmingen erhalten. Innogy, RWE und E.ON legen von Montag bis Mittwoch ihre Bilanzen vor. RWE hatte Innogy mit den Geschäften Ökostrom, Netze und Vertrieb 2016 an die Börse gebracht.
RWE-Chef Rolf Martin Schmitz hat zwar dem Konzern mit dem Ökostrom ein weiteres Standbein verschafft. Er setzt aber weiter auf Kohle- und Gaskraftwerke. RWE schaut sich Insidern zufolge Kraftwerke von EnBW und Engie an, worüber auch das "Handelsblatt" vorab berichtete. Schmitz hatte zudem ein Auge auf Anlagen von Uniper geworfen für den Fall, dass der finnische Angreifer Fortum diese bei einer Übernahme abstoßen will.