Vom Geldhaus befragte Analysten gehen im Schnitt davon aus, dass Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing für das dritte Jahresviertel ein Vorsteuerergebnis von rund 460 Millionen Euro und auch unter dem Strich schwarze Zahlen präsentieren kann. Rückenwind dürfte der Umstand gegeben haben, dass die Corona-Krise insgesamt die Geschäfte weniger belastet hat als 2020 in der Branche befürchtet worden war. Das könnte sich unter anderem positiv in der Risikovorsorge niederschlagen. Die großen US-Banken hatten dank der Konjunkturerholung und sprudelnden Einnahmen mit der Beratung bei Fusionen und Übernahmen unlängst starke Gewinnzahlen vorgelegt.

Ergebnistreiber im Sommerquartal dürfte auch beim Frankfurter Finanzkonzern erneut das Investmentbanking-Geschäft gewesen sein. "Die Deutsche Bank hat die letzten Quartale im Investmentbanking immer gut gelegen und hat Marktanteile hinzugewonnen", meint etwa Deka-Portfoliomanager Andreas Thomae. "Es sollte mich wundern, wenn das im abgelaufenen Quartal anders gewesen ist." Das Institut habe sich dort auf seine Stärken im Fixed Income Geschäft konzentriert, hier vor allem auf den Credit-Bereich.

Mit dem Sommerquartal 2020, als die Erträge im Investmentbanking um 43 Prozent nach oben geschnellt waren, dürfte das Geldhaus aber wohl nicht mithalten. Im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren war damals wegen der Corona-Krise die Nachfrage nach Anleihen von Staaten und Unternehmen ungewöhnlich hoch gewesen. Die Deutsche Bank hat bereits erklärt, dass die Erträge im Investmentbanking im dritten Jahresviertel um etwa zehn Prozent unter Vorjahr liegen würden.

US-BANKEN MELDEN STARKE GEWINNZAHLEN


In den USA hatte die Branche zum Teil glänzende Zwischenzahlen vorgelegt. Die großen amerikanischen Rivalen hatten für den Zeitraum Juli bis September deutliche Gewinnzuwächse gemeldet, die über den Erwartungen an der Wall Street lagen. Zusätzlich angetrieben wurden die Ergebnisse dadurch, dass wegen der wirtschaflichen Erholung Milliarden an Rückstellungen für Kreditausfälle aufgelöst werden konnten. Beim US-Branchenprimus JP Morgan kletterte der Überschuss im Sommerquartal um 24 Prozent, bei Morgan Stanley um rund 38 Prozent. Die Nummer Eins im Investmentbanking, Goldman Sachs, meldete sogar einen Gewinnschub von 63 Prozent.

Die US-Finanzkonzerne profitierten dabei von einer regelrechten Welle an weltweiten Übernahmen und Fusionen. Auch bei der Deutschen Bank wird deshalb mit einem florierenden Beratungsgeschäft gerechnet. Im zweiten Quartal waren die Erträge in diesem Geschäftsfeld bei den Frankfurtern um mehr als 100 Prozent nach oben geschnellt. Allein in Deutschland wurden bis Mitte September Fusionen und Übernahmen im Volumen von runs 170 Milliarden Dollar angekündigt, wie aus Daten des Finanzinformations-Dienstleisters Refinitiv hervorgeht. Das sind 36 Prozent mehr als im Corona-Jahr 2020.

ANALYSTEN BLICKEN AUF KOSTEN- UND ERTRAGSZIELE


Im Blick stehen am Mittwoch auch die Kosten- und Ertragsziele des Konzerns. "Das Unternehmen hat von einem günstigen Kapitalmarkt-Umfeld 2020-21 profitiert und von Einmal-Erträgen, aber die langfristigen Ertrags- und Kostenziele erscheinen ambitioniert", meint etwa Citibank-Analyst Andrew Coombs. Deutsche-Bank-Chef Sewing hat dem Finanzkonzern eine harte Rosskur verordnet. So wurden umfangreiche Sparschritte angeschoben, ganze Abteilungen geschlossen und riskante Teile des Investmentbankings abgestoßen. Weltweit fallen bis 2022 rund 18.000 Arbeitsplätze weg.

Die Aufwand-Ertrags-Relation soll dann bei 70 Prozent liegen. Das bedeutet, dass für jeden Euro Ertrag 70 Cent aufgewendet werden müssen. Zudem strebt Sewing für 2022 eine Nachsteuerrendite von acht Prozent an. Bis dahin dürfte es aber noch ein weiter Weg sein. So hatte Finanzchef James von Moltke im September zusätzliche Umbaukosten von rund 700 Millionen Euro im Zusammenhang mit der IT, Abfindungszahlungen und für die Reduktion von Büroflächen angekündigt. Bislang trauen vom Bankhaus befragte Analysten dem Finanzinstitut im Schnitt für 2022 lediglich eine Nachsteuerrendite von 5,3 Prozent zu. Dabei wird eine Aufwand-Ertrags-Relation von 75,1 Prozent erwartet.

rtr