Auch wenn die Aktie in den letzten Wochen Boden gutmachen konnte, liegt sie auf Sicht von drei Jahren noch im Minus.
Die Reederei wurde 1893 gegründet. Der Börsengang erfolgte 2005 unter dem Dach der Finanzgesellschaft HCI. Das entpuppte sich als Flop. Das Unternehmen kam unter Ernst Russ 2017 wieder auf den Markt und hat sich 2020 zum reinen Investmentmanager für Containerschiffe entwickelt. Die Immobilienaktivitäten wurden verkauft. Ernst Russ hat heute 16 Containerschiffe in Eigenbesitz. Zudem gibt es wesentliche Beteiligungen an weiteren 14 Schiffen. Darüber hinaus verwaltet das Unternehmen 40 weitere Schiffe, die in Besitz von Fondsgesellschaften sind. Mit dieser Substanz geht die Firma in einen Markt mit deutlich erhöhten Charterraten. Ein explosives Gemisch.
Gewinne steigen deutlich an
Wie das zünden kann, hat Ernst Russ schon in den Zahlen zum dritten Quartal gezeigt. Das Betriebsergebnis betrug neun Millionen Euro. So viel wie im gesamten Vorjahr. Damit dürfte die Prognose für das Betriebsergebnis in Höhe von 9,7 Millionen Euro für 2020 locker übertroffen werden. Doch damit nicht genug. Die Schiffe haben in der Regel eine langfristige Charter. Das heißt, dass Preiserhöhungen bei den Raten mit einer Zeitverzögerung auf Umsatz und Ergebnis wirken. Werden die aktuellen Charterraten als Basis genommen, dürften die Erlöse des Unternehmens 2021 deutlich zweistellig ansteigen können, und bei unveränderten Raten würde das auch bis 2022 wirken. Dem Löwenanteil des Zuwachses stehen keine Kostensteigerungen gegenüber, die Mehrerlöse landen ungebremst auf der Gewinnebene. Der Hebel wird noch erhöht, indem 2021 zwei zusätzliche Schiffe unterwegs sind. Die Steigerung der Charter wirkt, ähnlich wie Mietsteigerungen bei Immobilien, positiv auf die Marktwerte der Schiffe. Im Kurs ist das nicht angekommen, trotz jüngster Avancen.
Ernst Russ wird an der Börse mit 39,6 Millionen Euro bewertet. Das Eigenkapital beträgt 73,6 Millionen Euro. Damit handelt die Firma unter Buchwert, obwohl ihre Substanz gerade an Wert gewinnt. Mit der zu erwartenden Dynamik im Rücken müsste die wenig liquide Aktie mit einem Aufschlag zum Buchwert gehandelt werden - sie kann sich verdoppeln. Aufträge streng limitieren.