Doch die Finanzaufsicht BaFin will die Transaktion genau prüfen. Das könnte Monate dauern, wie der für Versicherungen zuständige Exekutivdirektor Frank Grund betonte. "Durch einen Unternehmensverkauf darf kein Versicherungsnehmer schlechter gestellt werden. Dies stellen wir bei Bedarf durch geeignete Maßnahmen sicher." So werde nicht nur die Bonität des Käufers geprüft, sondern auch dessen Kapitalkraft und die Fähigkeit, einen so großen Bestand zu verwalten. Der Finanzexperte der Grünen, Gerhard Schick, mahnte die BaFin, bei dem Verkauf "ganz genau hinzusehen": "Der vorgesehene Verkauf erweckt in einem so sensiblen Bereich kein Vertrauen. Schließlich haben sich Kunden beim Vertragsabschluss ganz bewusst für einen Versicherer entschieden."
Bisher waren nur sechs kleinere Lebensversicherer an drei verschiedene Bestandsmanager gegangen. Mit Kapitalanlagen von rund 37 Milliarden Euro wäre Generali der mit Abstand größte. Das Neugeschäft hatte Generali Leben bereits Anfang des Jahres eingestellt. Viridium verwaltet bisher eine Million Verträge im Volumen von 16 Milliarden Euro, mit Generali würde sich der Bestand vervielfachen.
GENERALI WILL BEI VIRIDIUM EINSTEIGEN
Generali Leben, in der auch die ehemalige Volksfürsorge aufgegangen ist, werde mit bis zu einer Milliarde Euro bewertet, teilten die künftigen Partner mit. Generali Deutschland behält aber 10,1 Prozent der Anteile, der Konzern übernimmt zudem für 275 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre das Management der Kapitalanlagen für Generali Leben. Generali will sich mit bis zu zehn Prozent an Viridium beteiligen. Die Prüfung der Bücher sei "nur eine Sache von Wochen", sagte Liverani. Laut Insidern würden die Italiener Cinven einen Teil seiner 80-Prozent-Beteiligung abkaufen.
"Dies ist der finale Schritt im strategischen Turnaround der Generali in Deutschland", sagte Liverani. "Diese Transaktion kann bei uns Energien freisetzen, um zu wachsen und stärker zu werden." Generali sieht sich als Nummer zwei auf dem deutschen Markt hinter der Allianz. Doch die Garantien auf klassische Lebensversicherungen belasten die Bilanz wegen der Dauer-Niedrigzinsen. Generali Deutschland will sich deshalb auf fondsgebundene, Hybrid- und Risiko-Policen konzentrieren - und auf die Sachversicherung. Der Verkauf an Viridium werde die Kapitalquote in Deutschland um 43 Prozentpunkte verbessern.
Dem Triester Mutterkonzern fließen bis zu 1,9 Milliarden Euro zu, unter dem Strich bleibt ein Gewinn von 275 Millionen. Die Generali-Aktie legte am Donnerstag um 2,2 Prozent zu.
Für die Kunden von Generali Leben werde sich nichts ändern - "und wenn, dann zum Besseren", sagte Liverani. "Den Kunden wird bald klar sein, dass das die beste Lösung ist." Der Versicherer hatte die Verzinsung der Policen für 2018 auf den branchenweit einmaligen Wert von 1,25 Prozent gesenkt. Generali habe ein Interesse, dass die Lebensversicherungs-Kunden gut aufgehoben seien - schließlich blieben viele von ihnen Generali-Kunden in der Sach-Sparte, sagte der Deutschland-Chef.
NACHAHMER GESUCHT
Für Viridium könnte die Übernahme der Durchbruch werden. "Die aktuellen Ereignisse könnten den Bann für den deutschen Versicherungsmarkt brechen und weitere Nachahmer auf den Plan rufen", erklärte die Beratungsgesellschaft Wills Towers Watson. Viele Versicherer schreckten bisher vor dem Negativ-Echo zurück. So hatte die Münchener-Rück-Tochter Ergo einen Verkauf ihrer Tochter Ergo Leben (Victoria, Hamburg-Mannheimer) erwogen, die Pläne aber wieder zurückgezogen. "Der Run-off bewegt die Gemüter, verständlicherweise. Finanziell aber ist er häufig sinnvoll - für Versicherer und Kunden", sagte Towers-Watson-Experte Michael Klüttgens. Die Abwickler setzen auf eine effiziente IT und Größenvorteile, so dass für die Kunden am Ende mehr übrigbleibe.
Mit dem Verkauf wechseln 300 Generali-Mitarbeiter in München und Hamburg zu Viridium. Für sie gelte - wie für alle anderen Beschäftigten - eine Beschäftigungs- und Standortgarantie bis 2023, sagte Liverani.