von Klaus Buhl
Liebe Anlegerinnen und Anleger,
heute sieht es ganz danach aus, als wäre der Ausflug des DAX über die Marke von 10.000 Punkten nur ein kurzes Vergnügen gewesen. Zu stark sind die Widerstände zwischen 10.050 und 10.200. Insofern ist noch längst kein Ende der Schaukelbörse der vergangenen Tage in Sicht - obwohl das übergeordnete technische Bild weder die Käufer noch die Verkäufer eindeutig im Vorteil sieht.
Insgesamt ist es also kein Wunder, dass wir in diesen Tagen an fast allen Orten und in den üblichen Medien mit dem alten Sprichwort "Sell in May…" genervt werden.
Und dabei gibt es doch gerade in diesem Jahr ein ungewöhnlich deutliches Korrelationsmuster, welches seit Monaten die Märkte bewegt: der Zusammenhang zwischen Erdöl und Aktien. Monatelang standen die internationalen Indizes fast so stark unter Druck wie der Ölpreis. Erst als Mitte Januar der Ölpreis seinen freien Fall aufgab und einen Boden bildete, begannen die Aktien ihre starke Rallye Anfang Februar. Da sich die ebenfalls als Konjunkturindikator geltenden Rohstoffe erholten, ebenfalls der wichtige und konjunktursensitive Sektor der Transportaktien, ist gerade heute ein kritischer Blick auf den Ölpreis wichtig für uns Anleger.
Auf Seite 2: Ölpreis wieder im Aufwärtstrend
Ölpreis wieder im Aufwärtstrend
Während in den Medien diskutiert wird, ob sich die Geschichte des vergangenen Jahres bzw. des schwachen Sommers wiederholt, hat sich der Preis für das amerikanische Rohöl der Sorte WTI still und heimlich über die negative Widerstandsgerade geschoben.
Damit handeln wir heute wieder auf dem Preisniveau des vergangenen Frühjahrs. Damals bäumte sich der Ölpreis noch einmal kurz auf, nur um dann in Verbindung mit der Panik um die konjunkturelle Situation in China förmlich einzubrechen. Erst Kurse von etwa 27 US-Dollar wurden als Übertreibung angesehen und die Leerverkäufer begannen, ihre Positionen einzudecken. Rasch bildete sich eine positive Unterstützungsgerade und vor wenigen Tagen wurde sogar die negative Widerstandsgerade bei 42 übersprungen. Nun kann aus Sicht der P & F Charts nicht mehr von einem Abwärtstrend gesprochen werden und ein Test des deutlichen Widerstands bei etwa 50 $ ist wahrscheinlich. Darauf deutet auch das jüngste Kaufsignal, welches sich bildete als die aktuelle X- Spalte bei 42 USD die vorhergehende überstieg. Nach einem Pullback von oben auf die neue Unterstützung bei etwa 42, gehe ich davon aus, dass die Bullen auch das markante Zwischenhoch aus dem Mai 2015 sehen wollen.
Da der Ölpreis trotz (oder gerade wegen?) aller Bedenken und Ängste der Marktteilnehmer in einem stabilen Aufwärtstrend verläuft, gehe ich davon aus, dass sich nach einer kurzen Konsolidierung der Aktien diese weiter erholt werden.
Auf Seite 3: Transportaktien atmen aus
Transportaktien atmen aus
Da die internationalen Indizes - von außen betrachtet - keine klaren Signale geben und bestenfalls seitwärts tendieren, lohnt sich heute ein Blick auf die konjunktursensitiven Transportaktien. Bekanntlich laufen diese häufig in kritischen Situationen vor den übergeordneten Indizes.
Wie Ihnen der gelassene P & F Chart zeigt, haben die Transportaktien schon vor den anderen Indizes ihren Aufwärtstrend aufgenommen. Kurse unterhalb von 6. 500 wurden abgelehnt und es etablierte sich eine steigende Aufwärtstrendgerade. Erst im April geriet der Trend ins Stocken und es bildete sich eine Seitwärtsbewegung zwischen 7.600 und 8.100 Punkten. Vor dem Hintergrund der dynamischen Rallye seit Jahresanfang ist die aktuelle Seitwärtsbewegung kein Aufreger, sondern vielmehr eine normale Konsolidierung - vor allem da sie sich exakt in der Umgebung der 200- Tage- Linie abspielt. Wichtig für die Investoren ist es nun, die untere Begrenzung der Seitwärtsbewegung bei 7.650 zu verteidigen. Unterhalb von diesem Niveau würde ein Verkaufssignal der P & F Technik ausgelöst, welches auch den mittelfristigen Aufwärtstrend in Gefahr bringen würde. Erst unterhalb dieser Geraden, also bei etwa 7.500 Punkten, würden sich negative Auswirkungen der Transportaktien auf die anderen Sektoren bemerkbar machen. Bis dahin würde ich die aktuelle Kursbewegung als Konsolidierung und üblichen Ausdruck einer Neu- Orientierung der Anleger interpretieren.
Auf Seite 4: DAX-Anleger weiter unentschlossen
DAX-Anleger weiter unentschlossen
Der gelassene P & F Chart zeigt Ihnen besonders gut die Unentschlossenheit der Anleger.
Kurse oberhalb von 10.100 wurden eindeutig abgelehnt und von den Akteuren als Verkaufsgelegenheit interpretiert. Offenbar "sitzen" noch zu viele Anleger auf Verlusten aus dem vergangenen Sommer, die auf aktuellem Niveau realisiert werden. Zu groß war offenbar der Widerstand der hier nicht erkennbaren 200 -Tage- Linie, die bei etwa 10.100 Punkten verläuft. Immerhin ist die bereits einmal unterbrochene Unterstützungsgerade noch intakt, ebenfalls das Ende April bei 10.100 ausgelöste Kaufsignal. Nun gilt es für die Bullen, die wichtige Unterstützung bei 9.750 und natürlich die wichtige Trendgerade zu verteidigen. Unterhalb dieser befindet sich eine bedeutende Unterstützung bei 9.500, die von den Käufern unbedingt verteidigt werden muss um nicht auch übergeordnet ins Hintertreffen zu geraten.
Umgekehrt wäre es natürlich sehr positiv, wenn der Widerstand bei 10.100 und vielleicht sogar der Pivot-Punkt bei 10.400 zurück erobert werden könnte. Dies wäre mehr als eine Vorentscheidung auf dem Weg zum wichtigen Zwischenhoch von Dezember 2015 bei etwa 10.800 Punkten, wo außerdem der Widerstand einer großen Kurslücken lauert.
Da die äußeren Charts in verschiedene Richtungen zeigen und sich bestenfalls seitwärts bewegen, lohnt sich heute noch mehr als üblich der Blick auf den inneren Markt.
Auf Seite 5: Der innere Markt der Nasdaq zeigt auf die Verkäufer
Der innere Markt der Nasdaq zeigt auf die Verkäufer
Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation der an der Nasdaq 100 gehandelten Aktien, die auf einem Kaufsignal der P & F Technik notieren. Wie Sie unschwer im rechten Bereich der Grafik erkennen, ist den Bullen bei etwa 84 % "die Puste" ausgegangen. Daraufhin hat sich die bis dahin gültige positive X-Achse in eine negative 0-Spalte gewandelt. Es hat sich kürzlich ein klassisches Verkaufssignal gebildet, als die angesprochene 0-Spalte unter die kritische Grenze von 70 % gefallen ist. Dies bedeutet, dass ein Umdenken im Markt stattfindet unter zunehem . Dieser wird nun vom Angebot gelenkt und nicht mehr von der Nachfrage. Tendenziell wird derzeit Kapital abgezogen und die großen Anleger halten sich aus uns unbekannten Gründen zurück.
Mittlerweile notieren nur noch 59 % der Aktien auf einem Kaufsignal - Tendenz fallend, wie Ihnen die negative 0-Spalte zeigt. Daran konnte auch der fulminante Spurt von Amazon und die Stabilisierung von Microsoft nichts ändern.
Im Sinne der Philosophie des inneren Marktes gibt es demnach keinen Grund, jetzt aggressiv ins Lager der Käufer zu wechseln. Jedenfalls nicht in der Breite des Marktes für die Wachstumsaktien. Höchstens spezielle Titel mit hoher relativer Stärke wie Amazon sind derzeit interessant, da sich in der Regel höchstens 15 % der Aktien von ihrem übergeordneten Index abkoppeln können.
Wegen der großen Bedeutung der Wachstumsaktien für die globalen Märkte macht es durchaus Sinn, die Nasdaq 100 und vor allem ihren inneren Markt bei allen Investitionsentscheidungen stets im Blick zu behalten. Hier sehen Sie, wo die Märkte wirklich stehen und wie hoch die potentielle Fallhöhe ist.
Falls Sie sich für die Philosophie der P & F Charts und des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch mein Gratis E-Book und den Newsletter dazu.
Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit Ihren Investitionen und einen angenehmen Tag.
Ihr Klaus Buhl
Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".