"Das ist eine sehr unangemessene Praxis", kritisierte das chinesische Handelsministerium die US-Entscheidung. Ihre Gegenmaßnahmen treffen insgesamt 333 US-Güter, darunter Rohöl, Diesel und Kohle, aber auch Stahlprodukte und Medizintechnik. Dem Büro des US-Handelsbeauftragten zufolge sind insgesamt 279 chinesischen Produktgruppen von den neuen Zöllen betroffen.

US-Präsident Donald Trump stört sich am riesigen Defizit seines Landes im Handel mit China und hat deswegen den Zollstreit vom Zaun gebrochen. Beide Länder haben bereits Güter im Wert von 34 Milliarden Dollar der jeweils anderen Seite mit Strafabgaben versehen.

Der chinesische Überschuss im Handel mit den Vereinigten Staaten hielt sich im Juli ungeachtet des Zwists nahe seinem Rekordhoch, wie aus Daten der Zollbehörde in Peking hervorgeht. Er summierte sich auf gut 28 Milliarden Dollar, nachdem er im Juni mit fast 29 Milliarden Dollar so hoch ausgefallen war wie noch nie. Seit dem 6. Juli gelten US-Strafzölle auf chinesische Importe im Umfang von 34 Milliarden Dollar. Möglicherweise hat die Abwertung der Landeswährung Yuan den Zusatzzolleffekt gedämpft, da sie chinesische Waren günstiger macht.

"EXPORTWACHSTUM DÜRFTE SICH ABKÜHLEN"



Die gesamten chinesischen Exporte wuchsen im Juli um 12,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von zehn Prozent gerechnet. Die Ausfuhren in die USA legten dabei um 11,2 Prozent zu. "Wir erwarten, dass sich das Exportwachstum in den kommenden Monaten abkühlen wird", sagte Julian Evans-Pritchard vom Analysehaus Capital Economics. "Darin spiegeln sich in erster Linie schwächere globale Wachstumsraten wider und nicht die US-Zölle, deren direkte Auswirkungen größtenteils durch die jüngste Abwertung des Yuan gedämpft wurde." Die chinesischen Einfuhren legten im Juli sogar um 27,3 Prozent zu. Experten hatten hier nur mit 16,2 Prozent gerechnet.

Trump wirft China seit längerem unfaire Handelspraktiken, erzwungenen Technologietransfer von US-Firmen und Diebstahl geistigen Eigentums vor. Trotz massiver gegenseitiger Anschuldigungen und angedrohter Vergeltung für Importzölle haben beide Seiten immer wieder durchblicken lassen, dass sie versuchen wollen, die Probleme über Verhandlungen zu lösen.

Chinas größte Staatszeitungen kritisierten in einem Kommentar auf ihren Titelseiten die von Trump verhängten Zölle. Die Weltwirtschaft sei vernetzt und niemand könne sich isolieren, hieß es im Text der Nachrichtenagentur Xinhua, der in den Blättern unter der Überschrift "Deklaration" veröffentlicht wurde. Dem würden sich "gewisse Leute zu ihrem persönlichen Nutzen" widersetzen. So werde "mutwillig das Hindernis der Zölle erhöht" und "überall der Stab der Hegemonie erhoben". Dies erschwere die Beseitigung wirtschaftlicher Ungleichgewichte und die Lösung "anderer, tiefverwurzelter Probleme". Der Kommentar fiel im Ton milder aus als die persönlichen Angriffe gegen Trump in den staatlichen Medien der vergangenen Tage - er wurde in dem neuen Kommentar namentlich nicht genannt.

rtr