Seit Wochen präsentiert sich Chinas Aktienbörse so stark wie lange nicht mehr. Auf den ersten Blick ist das eine erstaunliche Entwicklung - schließlich wächst die Wirtschaft im Reich der Mitte immer langsamer. Von Juli bis September legte Chinas Bruttosozialprodukt mit einem Plus von 7,3 Prozent so langsam zu wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Erstmals seit 15 Jahren scheint jetzt das Wachstumsziel der Regierung in Gefahr. Die fordert einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 7,5 Prozent.
Doch am Aktienmarkt blicken die Akteure wie immer nach vorne. Sie hoffen auf Geldspritzen von Zentralbank und Regierung. "Weitere geldpolitische Impulse der Zentralbank werden zunehmend wahrscheinlicher", sagt Ökonom Frederik Kunze von der NordLB. Dazu gehöre auch eine Senkung der Mindestreserveanforderungen. Wenn Geldhäuser weniger Kapital als Mindestreserve bereithalten müssen, ist auch weniger Geld als Sicherheit gebunden. Dies bedeutet, dass mehr Mittel für Kredite bereitsteht.
Unterdessen will der Staat mit milliardenschweren Investitionen in die Infrastruktur der Konjunktur neuen Schwung verleihen. In den vergangenen drei Wochen habe die Reformkommission NDRC 21 Projekte mit einem Gesamtvolumen von umgerechnet 113,2 Milliarden Dollar bewilligt, meldete die Nachrichtenagentur Xinhua. Darunter seien 16 Bahnhöfe und fünf Flughäfen. Zudem kündigte Präsident Xi nach einem Treffen mit Staats- und Regierungschefs aus mehreren Nachbarstaaten an, mit 40 Milliarden Dollar den Aufbau eines regionalen Infrastrukturfonds zu fördern. Damit solle "der verkehrstechnische Flaschenhals" in Asien beseitigt werden.
Auf Seite 2: Wie Anleger auf den Durchbruch in China setzen können
Europäische Anleger, die auf den Durchbruch in Fernost setzen wollen, können nicht ohne weiteres Aktien in Shanghai ordern. Leichten Zugang zur chinesischen Börse erhalten sie dagegen mit einem ETF. Interessant ist etwa der kürzlich aufgelegte ETF der britischen Gesellschaft ETF Securities. Er enthält chinesische A-Aktien, also Aktien chinesischer Unternehmen, die an der Börse Shanghai notieren. Obwohl die A-Aktien rund 75 Prozent von Chinas Aktienmarktkapitalisierung ausmachen, haben Ausländer zu diesen Papieren bislang nur sehr begrenzt direkten Zugang.
Der ETFS MSCI China A GO (ISIN: DE000A1XEFE1) enthält dagegen 460 dieser A-Aktien. Der ETF ist an der Deutschen Börse (Xetra) und der Londoner Börse notiert, kann aber auch an anderen Börsen geordert werden. Der ETF bildet die Entwicklung des MSCI China A Index nach. Die enthaltenen Aktien notieren an den Börsen von Shanghai und Shenzhen in der chinesischen Währung Renminbi.
Im Vergleich zu ähnlichen ETFs bietet dieser China-ETF eine breitere Abdeckung und Sektordiversifizierung. Die jährlichen Kosten des ETFs betragen 0,88 Prozent der Anlagesumme. Dafür erwirbt der Fonds tatsächlich nahezu alle Aktien im MSCI China A Index und bildet den Index nicht mit Derivaten nach.