Wenn der Impfstoff zugelassen wird, soll die Auslieferung voraussichtlich noch Ende dieses Jahres beginnen. "Das bringt uns einer nachhaltigen Lösung der Pandemie näher", sagte Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Die Bundesregierung rechnet mit bis zu 100 Millionen Impfdosen für Deutschland, auch über eine bilaterale Vereinbarung mit BioNTech.
Ein ranghoher EU-Beamter sagte der Nachrichtenagentur Reuters, die EU werde pro Impfung weniger als 19,50 Dollar (umgerechnet rund 16,50 Euro) zahlen und damit weniger als die USA. Dieser Preis spiegele teilweise die finanzielle Unterstützung der EU und Deutschlands für die Entwicklung des Impfstoffs wider. Die USA haben einen Preis von 19,50 Dollar pro Dosis für 100 Millionen Dosen vereinbart. Sie haben eine Option zum Kauf weiterer 500 Millionen Impfstoffdosen, die Konditionen dafür sind aber noch nicht ausgehandelt. Die EU-Komission und die beiden Firmen wollten sich dazu nicht äußern.
Die Mainzer Biotechfirma BioNTech und ihr US-Partner Pfizer hatten am Montag als weltweit erste Unternehmen positive Ergebnisse aus einer entscheidenden Studie mit einem Corona-Impfstoff verkündet. Demnach bot ihre Impfung einen mehr als 90-prozentigen Schutz vor Covid-19. Weltweit hatte diese Nachricht für Euphorie gesorgt und ein Kursfeuerwerk an den Börsen ausgelöst. Die Impfstofflieferung für die EU soll in den Produktionsstätten von BioNTech in Deutschland sowie in den Werken von Pfizer in Belgien hergestellt werden. Die beiden Partner gehen davon aus, weltweit rund 1,3 Milliarden Impfstoffdosen bis Ende 2021 liefern zu können.
Die Europäische Kommission hatte bereits im September Sondierungsgespräche mit den Unternehmen über bis zu 300 Millionen Dosen abgeschlossen. Deutschland bekommt nicht nur aus dem EU-Vertrag Impfstoffdosen von BioNTech, sondern auch über eine bilaterale Vereinbarung im Rahmen der Forschungsförderung. Das Gesundheitsministerium beziffert die Gesamtzahl der Dosen für Deutschland auf 90 bis 100 Millionen. BioNTech erhält im Rahmen eines Sonderprogramms des Bundesforschungsministeriums zur Beschleunigung der Corona-Impfstoffentwicklung in Deutschland bis zu 375 Millionen Euro vom Bund.
Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums verwies darauf, dass Deutschland bei der Kommission die Abnahme von bis zu 100 Millionen Dosen angegeben habe. Sollte dies nicht möglich sein, weil auch alle anderen EU-Staaten Impfstoff abnehmen wollten, werde man mit dem Unternehmen "bilateral nachverhandeln". Man sei sehr zuversichtlich am Ende ausreichend Impfstoff zu haben.
BioNTech und Pfizer wollen noch im November in den USA eine Notfallgenehmigung für ihren Impfstoff beantragen. Der Einreichungsprozess bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA wurde im Oktober eingeläutet. Bislang ist international noch kein Impfstoff gegen das Coronavirus, an dem weltweit mehr als 1,27 Millionen Menschen gestorben sind, auf dem Markt. Ein solcher wird aber als entscheidend angesehen, um die Pandemie zu beenden.
Bundesforschungsministerin Anja Karliczek betonte erneut, dass bei der Prüfung von Corona-Impfstoffen keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht würden. "Es gibt überhaupt keine Abweichung bei den Prüfkriterien", sagt die CDU-Politikerin. Impfstoffe würden zwar derzeit schnell entwickelt, die Überprüfung werde aber wie immer ablaufen. Hintergrund ist, dass die Bundesregierung keine Impfpflicht will und deshalb auf die freiwilligen Impfung setzt. Dafür will sie bis zur Zulassung erster Impfstoffe durch Aufklärung Ängste ausräumen. Kanzlerin Angela Merkel hatte gesagt, dass man eine Immunität in der Bevölkerung von 60 bis 70 Prozent brauche.
Die Europäische Kommission hat bereits mit einer Reihe von anderen Pharmakonzern Liefervereinbarungen über Millionen Corona-Impfdosen unterschrieben. Dazu gehören AstraZeneca, Sanofi/GlaxoSmithKline sowie Johnson & Johnson. Sondierungsgespräche wurden zudem mit der Tübinger CureVac und dem US-Biotechkonzern Moderna abgeschlossen.
rtr