EURO UNTER DRUCK



Anders als in den USA ist in der Euro-Zone der Nullzins längerfristig zementiert. Daher dürfte die Gemeinschaftswährung wohl tendenziell weiter abwerten. Hiervon profitieren die Exporteure aus der Euro-Zone, da ihre Produkte im Dollar-Raum günstiger werden. BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels erwartet, dass der Euro unter die im März erreichten Jahrestiefstände von rund 1,05 Dollar rutschen wird. Andere Börsianer sehen den Euro sogar erstmals seit 2002 wieder unter der Marke von einem Dollar, der sogenannten Parität. Aktuell kostet die Gemeinschaftswährung rund 1,09 Dollar.

VERSCHULDUNG IN DOLLAR WIRD ZUM BUMERANG



"Höhere US-Zinsen bedeuten höhere Finanzierungskosten für Firmen, die sich in Dollar verschuldet haben", betont Thomas Gerhardt vom Vermögensverwalter Edmond de Rothschild. Eine zusätzliche Belastung sei es für jene Unternehmen, die keine oder nur geringe Dollar-Einnahmen hätten. Firmen in China halten Schätzungen zufolge ein Viertel ihrer Unternehmenskredite in Dollar, machen ihre Gewinne aber in Yuan.

SCHWELLENLÄNDER UNTER DRUCK



Deren Regierungen müssen sich darauf einstellen, dass verstärkt Geld aus ihren Ländern abfließt. Sie gehörten zu den Profiteuren der bisherigen Fed-Politik, da sie lange ausländische Anleger mit hohen Zinsen und starkem Wirtschaftswachstum anlockten. Nun ziehen Investoren ihr Geld wieder ab und stecken es in US-Papiere, weil diese jetzt weiter steigende Renditen versprechen und als weniger riskant gelten.

KAUM NOCH IMPULSE FÜR WALL STREET



Nach Einschätzung von Stefan Kreuzkamp, dem Chef-Anlagestrategen des Vermögensverwalters der Deutschen Bank, hat die Wall Street kaum noch Luft nach oben. Dazu seien die dortigen Aktien bereits zu teuer.

DEUTSCHE BANKEN BLEIBEN GELASSEN



Die deutschen Privatbanken erwarten keine direkten Auswirkungen der Fed-Entscheidung auf ihre Geschäfte. "Die Ertragsunterschiede zwischen US-Banken und deutschen Instituten sind nicht auf die Geldpolitik in beiden Ländern zurückzuführen", sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands deutscher Banken. Die Hauptgründe für die geringere Profitabilität der hiesigen Häuser sieht er im harten Wettbewerb und in der schwächeren Konjunktur in Europa. Die Fed sei beim Ankurbeln der Wirtschaft erfolgreicher gewesen.

RÜCKENWIND FÜR VERSICHERER



Für Versicherer ist die US-Zinswende positiv. Denn nach Einschätzung des neuen Chefvolkswirts des Branchenverbandes GDV, Klaus Wiener, werden nun die Renditen der US-Anleihen moderat steigen. Tendenziell würden auch die Zinsen der Bundesanleihen anziehen. Für Assekuranzen bedeute das mehr Anlagechancen. Kosten für die Absicherung des Währungsrisikos zehrten allerdings einen Teil des Zinsvorteils wieder auf.

Reuters