Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft kletterte um 0,8 auf 54,1 Punkte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten hier lediglich 53,3 Zähler erwartet. Das Barometer signalisiert ab Werten über 50 Wachstum. "Vieles deutet darauf hin, dass sich das Wachstum weiter beschleunigen wird", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.

"Es sieht danach aus, als ob die europäische Konjunktur auch die Wahl von Donald Trump wegsteckt, nachdem bereits das Brexit-Referendum die Stimmung nicht nachhaltig gedrückt hat", sagte ING-Ökonom Peter Vanden Houte. Viele Experten befürchten, dass Trump einen Handelskrieg vom Zaun brechen und damit die Weltkonjunktur beschädigen könnte. "Kein Trump-Schock", kommentierte auch BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. So legten die Bestellungen den dritten Monat in Folge zu und das so kräftig wie seit Ende 2015 nicht mehr. Die Auftragsbestände kletterten sogar so stark wie seit Mai 2011 nicht mehr. "Wegen steigender Auftragspolster weiteten immer mehr Unternehmen ihre Kapazitäten aus, was für den zweithöchsten Beschäftigungszuwachs seit der globalen Finanzmarktkrise sorgte", sagte Williamson. Gleichzeitig nehme der Inflationsdruck zu. Die Einkaufs- und Verkaufspreise wuchsen so kräftig wie seit über fünf Jahren nicht mehr, bleiben aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Wachstumslokomotive ist Deutschland, auch wenn der Index hier um 0,2 auf 54,9 Punkte nachgab. "Die deutsche Wirtschaft bleibt in guter Form", sagte Markit-Ökonom Oliver Kolodseike. Das Bruttoinlandsprodukt könne im vierten Quartal um 0,5 Prozent zulegen - nach 0,2 Prozent im Vorquartal. Aber auch Frankreich kommt besser in Fahrt: Aufträge und Beschäftigung stiegen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone so kräftig an wie seit fast anderthalb Jahren nicht mehr. Auch in den anderen Ländern gab es hier Zuwächse.

Die Commerzbank warnt allerdings vor Rückschlägen. "Wir bezweifeln weiterhin, dass das höhere Wachstum nachhaltig sein wird", sagte Ökonom Christoph Weil. "Die etwas stärkere globale Nachfrage kann kaum darüber hinwegtäuschen, dass die Schwellenländer weiterhin mit erheblichen Problemen zu kämpfen haben." In der Euro-Zaum mahne die hohe private Verschuldung zur Vorsicht. Deshalb werde das derzeit etwas stärkere Wachstum die Europäische Zentralbank nicht davon abhalten, ihr Anleihenkaufprogramm im Dezember zu verlängern. Die EZB und die nationalen Notenbanken erwerben seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen der Euro-Länder. Damit wollen die Währungshüter Geld ins Bankensystem pumpen, um zur Stützung der Wirtschaft die Kreditvergabe anzukurbeln und die niedrige Inflation näher an ihren konjunkturellen Idealwert von knapp zwei Prozent zu führen.

rtr