Mit Steuererhöhungen und einer Rentenreform will Griechenland die internationalen Gläubiger zu weiteren Milliardenhilfen bewegen und eine Staatspleite abwenden. Die europäischen Partner werteten die Reformliste als Signal der Annäherung. Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone wollen am Sonntag über die Vorschläge beraten.
"Der Markt schöpft Hoffnung aus der Tatsache, dass Bewegung in die Sache kommt", sagte Aktienhändler Paul Chesterton vom Brokerhaus Peregrine & Black. "Aber der Teufel steckt im Detail." Außerdem müssten das griechische Parlament und der Bundestag eine mögliche Einigung absegnen. "Es müssen noch viele Hürden überwunden werden", betonte Chesterton.
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FINANZWERTE UND SÜDEUROPA-BONDS STARK GEFRAGT
Die Optimisten waren am Freitag allerdings in der Überzahl. Sie griffen vor allem bei Finanzwerten zu, die besonders sensibel auf Nachrichten rund um Griechenland reagieren. Der Index für die Banken der Euro-Zone stieg um 4,1 Prozent. Deutsche Bank gewannen ebenfalls 4,1 Prozent, Commerzbank 2,8 Prozent.
Gefragt waren auch die Anleihen Italiens und Spaniens, die zuvor unter Spekulationen auf ein Überschwappen der Griechenland-Krise gelitten hatten. Am Freitag drückten die Käufe der Investoren die Renditen der italienischen und spanischen zehnjährigen Titel um jeweils knapp 0,2 Prozentpunkte auf 2,017 beziehungsweise 2,014 Prozent. Noch drastischer war die Bewegung bei den vergleichbaren griechischen Bonds. Sie rentierten fast fünf Prozentpunkte niedriger bei 14,117 Prozent.
Für diese Investitionen zogen einige Anleger ihr Geld aus den als sicher geltenden, aber renditeschwachen Bundesanleihen ab. Dies schickte den Bund-Future 120 Ticks in den Keller auf 151,45 Punkte. Die Athener Aktienbörse blieb dagegen geschlossen, ebenso wie die griechischen Banken.
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CHINAS BÖRSEN STABILISIEREN SICH - DOCH FÜR WIE LANGE?
Für Erleichterung sorgte auch die anhaltende Erholung des chinesischen Aktienmarktes. Der Shanghaier Leitindex baute sein sechsprozentiges Vortagesplus um 4,5 Prozent aus. Börsianer bezweifelten allerdings, dass die drastischen Maßnahmen der Regierung die Talfahrt dauerhaft aufhalten können.
In China ist unter anderem fast die Hälfte aller Aktien vom Handel ausgesetzt. Außerdem werden Banken, Versicherer und andere institutionelle Anleger gedrängt, Aktien aufzukaufen. "Von einem funktionierenden Kapitalmarkt, auf dem sich die Preise im Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bilden, kann somit also keine Rede mehr sein", betonten Analysten der Commerzbank. "Das Vertrauen in das reibungslose Funktionieren der Börse ist erst einmal tief erschüttert."
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SMA SOLAR NACH PROGNOSEANHEBUNG IM HÖHENRAUSCH
Unter den deutschen Aktienwerten sorgte SMA Solar mit einem Kursplus von bis zu 24,4 Prozent für Furore. Der Solartechnik-Konzern hatte dank einer starken Nachfrage seine Ergebnisziele für das Gesamtjahr angehoben. Bei United Internet gefielen die Plänen für einen Börsengang der Webhosting-Sparte und ein Zukauf in Polen. Die ebenfalls im Technologie-Index TecDax notierten Papiere kletterten um 6,9 Prozent.
Reuters