"Die Aussicht auf höhere US-Zinsen lastet auf dem Markt, zudem fehlen nach dem Ende der Bilanzsaison erst einmal die Impulsgeber", sagte ein Händler. Nachdem der Brexit-Schock verdaut und die Nervosität an den Finanzmärkten abgeebbt ist, halten immer mehr Börsianer eine Zinserhöhung in diesem Jahr für wahrscheinlich.
Auch innerhalb der Fed mehren sich die Stimmen der Befürworter einer Straffung. John Williams vom Fed-Ableger aus San Francisco sagte, ein zu langes Zögern der Notenbank könne negative Folgen für die USA haben. Eine Zinserhöhung solle lieber "früher als später" erfolgen. Der Chef der New Yorker Zentralbank, William Dudley, betonte die starke Erholung am US-Arbeitsmarkt. Ein Lohnzuwachs von rund 2,5 Prozent deute darauf hin, dass die Wirtschaft auf dem Weg zur Vollbeschäftigung sei. Die Spekulationen über die künftige Zinspolitik ließ den Dollar wieder steigen, nachdem er am Donnerstag deutlich Federn gelassen hatte. Der Euro sank im Gegenzug um einen halben Cent auf 1,1305 Dollar.
INFINEON PROFITIEREN VON GEWINNSPRUNG BEI US-RIVALEN
Am deutschen Aktienmarkt kamen Aktien aus der Autobranche unter die Räder. Experten von Goldman Sachs stuften BMW und den Zulieferer Hella herunter. BMW verloren 2,4 Prozent, Hella waren mit einem Minus von 2,3 Prozent einer der größten Verlierer im MDax. Im Autosektor gebe es "dunkle Wolken am Horizont", schrieben die Experten der US-Investmentbank in einer Kurzstudie.
Zudem belastete der Streit zwischen Volkswagen und einem Lieferanten die Stimmung in der Branche. Weil ein Zulieferer keine Teile mehr liefert, stehen bei VW Bänder still und der Konzern prüft Kurzarbeit. VW-Aktien verloren rund zwei Prozent. Auch Continental gehörten mit einem Minus von einem Prozent zu den Dax-Verlierern. Die rote Laterne hielten Deutsche Bank mit einem Minus von 3,5 Prozent.
Infineon -Investoren ließen sich vom Gewinn- und Umsatzsprung bei Applied Materials anstecken. Die Aktien des Münchner Chipherstellers legten um 1,8 Prozent zu. Der Konkurrent aus den USA verdiente wegen einer starken Nachfrage nach Speicher- und Smartphone-Halbleitern im vergangenen Quartal deutlich mehr.
GESCHEITERTER ÜBERNAHMEVERSUCH FREUT WILLIAM-HILL-ANLEGER
An der Londoner Börse kletterten Easyjet wegen Übernahmegerüchten um zwei Prozent nach oben. In einem Marktbericht der "Times" hieß es, die Fluggesellschaft sei ein potenzielles Kaufziel für die US-Leasingfirma AerCap. Ebenfalls in London richteten Anleger ihre Blicke auf den Wettanbieter William Hill, dessen Aktien um gut drei Prozent zulegten. Die Rivalen Rank und 888 zogen ihre 3,7 Milliarden Euro schwere Offerte für den Buchmacher zurück. Zudem stellte William Hill einen Jahresgewinn am oberen Ende des Zielkorridors von 260 bis 280 Millionen Pfund in Aussicht.
Mehr als fünf Prozent zulegen konnten Aktien des Fußballvereins Borussia Dortmund im SDax. Transfererlöse brachten den Schwarz-Gelben Rekordumsätze und einen Gewinnanstieg ein.
rtr