Die Kursrally der vergangenen beiden Wochen haben Aktienanleger am Dienstag für Gewinnmitnahmen genutzt. Außerdem lasteten enttäuschende Konjunkturdaten aus Deutschland auf der Stimmung. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils etwa ein Prozent auf 9957 und 2922 Punkte. Dank überraschend starker Zahlen stiegen die Aktien von Zalando dagegen so stark wie noch nie.

Der ZEW-Index, der die Stimmung der deutschen Börsianer widerspiegelt, fiel im Juli auf minus 6,8 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit November 2012. Von Reuters befragte Analysten hatten einen Wert von plus neun Zählern vorausgesagt. "Mit den ersten Konjunkturausblicken, die Brexit -Bremsspuren erkennen lassen, drohen die unterdrückten Sorgen um die Austrittsfolgen und die Schieflage der italienischen Banken zum Vorschein zu kommen", sagte Niall Delventhal, Analyst des Brokerhauses DailyFX.

Dies trieb einige Anleger wieder in "sichere Häfen" wie Gold oder Bundesanleihen. Das Edelmetall verteuerte sich um bis zu 0,5 Prozent auf 1334,88 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Bund-Future, der auf den zehnjährigen deutschen Bonds basiert, näherte sich bis auf etwa zwei Punkte seinem bisherigen Rekordhoch von 168,86 Zählern.

ZALANDO ÜBERZEUGT MIT "SUPER-ZAHLEN"



Bei den deutschen Aktienwerten sorgte Zalando mit einem Kurssprung von gut 22 Prozent für Furore. Mit 32,70 Euro waren die im Nebenwerte-Index MDax notierten Papiere des Online-Modehändlers so teuer wie zuletzt vor einem halben Jahr. "Erstaunlicherweise gelang es Zalando, im zweiten Quartal sowohl ein starkes Umsatzwachstum als auch eine hohe Profitabilität zu erzielen", urteilte DZ Bank-Analyst Thomas Maul. Auf Basis der dieser Zwischenbilanz setzt sich das Unternehmen für das Gesamtjahr höhere Ziele. Im Windschatten des Zalando-Kursfeuerwerks gewannen die Titel des britischen Rivalen Asos 3,1 Prozent.

Ein zurückhaltender Ausblick schickte dagegen AkzoNobel auf Talfahrt. Der niederländische Chemiekonzern warnte vor Belastungen für sein Geschäft durch den geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der EU. Seine Aktien brachen daraufhin an der Amsterdamer Börse um bis zu 7,2 Prozent ein.

Unter Verkaufsdruck standen zudem Finanzwerte, allen voran italienische Banken. Sie sind die Sorgenkinder Europas, weil sie auf einem 360 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite sitzen. Das ist rund ein Drittel aller Problem-Darlehen in der Euro-Zone. Die italienischen Institute Unicredit und Intesa Sanpaolo belegten gemeinsam mit der Deutschen Bank die letzten Plätze im EuroStoxx50. Die Papiere der drei Geldhäuser verbilligten sich um bis zu 3,2 Prozent.

ISTANBULER BÖRSE STABILISIERT SICH



Vier Tage nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei wagten sich erste Anleger wieder in den dortigen Finanzmarkt zurück. Der Leitindex der Istanbuler Börse stieg um 1,7 Prozent. Am Montag hatte er mit einem Minus von 7,1 Prozent den größten Tagesverlust seit etwa drei Jahren eingefahren. Unterstützung erhielten die Aktien von einer Zinssenkung. Die türkische Zentralbank wandele auf einem schmalen Grat, betonte Anlagestrategin Roxana Hulea von der Bank Societe Generale (SocGen). Einerseits wolle sie ein Signal für eine Rückkehr zur Normalität liefern. Andererseits müsse sie darauf achten, dass die Lockerung der Geldpolitik keinen umfassenden Abzug dringend benötigten ausländischen Kapitals auslöse. rtr