Europas Aktienanleger haben am Freitag nach einer turbulenten Woche Kasse gemacht. Der Dax verlor bis zum späten Vormittag 0,5 Prozent auf 9980 Zähler, der EuroStoxx büßte 0,3 Prozent auf 3147 Zähler ein. Auf Wochensicht haben beide Indizes aber rund drei Prozent gewonnen. "Der Kursanstieg von Dax und EuroStoxx ist allein der Erwartung eines großen EZB-Ankaufprogramms für Staatsanleihen geschuldet", sagte ein Händler. Fundamentale Gründe für die Kursgewinne gebe es nicht. "Der Markt setzt lediglich auf eine weitere Geldschwemme." Vor allem der andauernde Absturz der Schweizer Börse und die schwächere Tendenz an der Wall Street belasteten die Stimmung.
Die Schweizer Notenbank (SNB) hatte am Vortag völlig überraschend den Euro-Mindestkurs aufgehoben und damit einen Run auf den Franken und eine Flucht aus Schweizer Aktien ausgelöst. Anleger in der Euro-Zone setzen darauf, dass die EZB bei ihrer Sitzung am nächsten Donnerstag die Geldschleusen sperrangelweit öffnet.
Mit Spannung verfolgten die Investoren zudem die Entwicklung am Devisenmarkt, wo der Euro zum Franken nahe der Parität verharrte. Die Gemeinschaftswährung lag zum Dollar mit 1,1630 Dollar in der Nähe ihres am Vortag erreichten Elf-Jahres-Tiefs von 1,1567 Dollar.
Die US-Börsen haben in dieser Woche schwächer tendiert: Der Dow-Jones-Index schloss am Donnerstag gut zwei Prozent unter dem Vorwochenschluss, viele Händler rechnen für Freitagnachmittag mit weiteren Kursverlusten. Der Verlauf der US-Bilanzsaison sei nicht überzeugend, was Zweifel an der Stärke des US-Konjunkturaufschwungs ausgelöst habe, sagten sie. Zudem hätten einige US-Großbanken in den vergangenen Tagen mit ihren Bilanzen die Anleger enttäuscht. Am Freitag standen die Geschäftszahlen von Goldman Sachs auf der Agenda. Die Intel-Aktionäre reagierten derweil verschnupft auf den Geschäftsbericht des Chip-Herstellers vom Vorabend. Die Aktien verloren im außerbörslichen US-Handel knapp drei Prozent und lagen auch in Frankfurt drei Prozent im Minus.
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LUFTHANSA-AKTIEN NACH ANALYSTENKOMMENTAR IM SINKFLUG
Im Dax gaben die Aktien der Lufthansa 2,9 Prozent nach. Die Analysten der Credit Suisse hatten die Aktien zum Verkauf empfohlen und dies unter anderem damit begründet, dass die Gesellschaft die niedrigeren Kerosinpreise im großen Stil an ihre Kunden weitergebe. Ebenfalls unter Druck waren die Aktien der Banken: Commerzbank verloren zwei Prozent, Deutsche Bank 1,4 Prozent. Auf der Gewinnerseite standen einige Aktien der Automobilindustrie, die vom Anstieg der Pkw-Neuzulassungen in Europa profitierten und gegen den Trend leicht zulegten.
In Paris gewannen Carrefour ein Prozent. Der weltweit zweitgrößte Einzelhändler hat sich im Weihnachtsquartal in seinem wichtigsten und zuletzt schwierigsten Markt in Europa wieder gefangen.
Im Fokus vieler Anleger stand auch der kleine Verfallstermin von Aktien- und Indexoptionen an den Terminbörsen.
Reuters