An den europäischen Aktienmärkten haben am Dienstag einige Schnäppchenjäger den Ton angegeben. Der Dax stieg bis zum Nachmittag um 1,5 Prozent auf 9985 Punkte, der EuroStoxx50 legte 1,7 Prozent zu. "Ich würde nicht allzu viel auf den Trend geben", sagte ein Händler. "Letztlich ist es eine rein technische Erholung, nachdem gestern die Kurse etwas leichter waren." Unterstützung erhielten die Börsen vom fallenden Euro, der europäische Waren auf dem Weltmarkt billiger macht. Wegen der Spekulationen auf eine nahende US-Zinserhöhung fiel die Gemeinschaftswährung um einen halben US-Cent auf 1,1165 Dollar. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures eine höhere Eröffnung.

Der enttäuschende ZEW-Index, der die Stimmung der Börsianer misst, wurde kaum beachtet. Das Barometer für die Konjunktur-Erwartungen war im Mai überraschend stark gesunken, während das für die Einschätzung der aktuellen Lage stärker als erwartet gestiegen war.

Hauptgesprächsthema auf dem Parkett blieb die Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Mehrere führende Zentralbanker haben zuletzt eine baldige Anhebung signalisiert. Die Fed wird etwa eine Woche vor der Abstimmung in Großbritannien über die Mitgliedschaft in der EU turnusmäßig über die Geldpolitik entscheiden. Dieses Timing macht viele Anleger nervös.

AKTIENPLATZIERUNG DRÜCKT EVONIK - WMF-KÄUFER SEB GEFRAGT



Im Dax holten Bayer 2,2 Prozent auf, nachdem am Vortag die Sorge vor einem zu teuren Übernahmeangebot für Monsanto die Titel um 5,7 Prozent ins Minus gedrückt hatte. Auch Covestro machten Boden gut - die Aktien stiegen um drei Prozent und zählten im MDax zu den Spitzenwerten. Anleger hatten befürchtet, dass sich Bayer schneller als gedacht von der Kunststoff-Tochter trennen könnte, um die Übernahme zu finanzieren.

Angesichts leicht anziehender Metallpreise waren die Aktien von Thyssenkrupp im Dax und Salzgitter im MDax gesucht, die 1,8 und 4,3 Prozent zulegten. Die Titel des in Paris und Amsterdam gelisteten Branchenprimus ArcelorMittal zogen um mehr als drei Prozent an. Händler vermuteten Analystenempfehlungen hinter den Kursgewinnen.

Im MDax fielen Evonik um vier Prozent. Der Finanzinvestor CVC zieht sich nach acht Jahren aus dem Spezialchemie-Konzern zurück und verkaufte sein letztes Aktienpaket. Evonik-Papiere rutschten daraufhin um 4,8 Prozent ab.

Zu den größten Gewinnern im EuroStoxx50 zählten einige Finanzwerte wie Intesa SanPaolo und Societe Generale mit Gewinnen über drei Prozent. Die Deutsche Bank und die Commerzbank lagen allerdings nur leicht im Plus. Börsianer verwiesen auf die Zinsspekulationen in den USA.

Die 1,6 Milliarden Euro schwere Übernahme des Kaffeemaschinen- und Besteck-Herstellers WMF hievte dagegen SEB um 11,6 Prozent auf ein Rekordhoch von 108 Euro. Der bislang größte Deal des Haushaltsgeräte-Herstellers, der seine Produkte unter anderem unter den Markennamen Moulinex und Krups vertreibt, bringe den Franzosen erhebliche Wettbewerbsvorteile, erklärte Analyst Cedric Rossi von der Investmentbank Bryan Garnier. Der Konzern überhole seinen größten Rivalen Philips.

Reuters