In Erwartung wichtiger Konjunkturdaten aus den USA gehen die europäischen Anleger auf Nummer sicher und machen Kasse. Außerdem drückten enttäuschende Zahlen großer Technologiekonzerne auf die Stimmung.

Der deutsche Leitindex Dax lag am Freitagvormittag 0,6 Prozent tiefer bei 15.421 Punkten. Sein europäisches Pendant, der Eurostoxx 50, verlor 0,4 Prozent auf 4226 Zähler. Am Donnerstag hatten Europas Aktienmärkte den höchsten Stand seit rund zwölf Monaten erreicht.

"Die anstehenden US-Arbeitsmarktdaten geben nicht nur die Richtung für heute vor, sondern können den gesamten Monat beeinflussen", sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. Dabei werde die Interpretation der Daten schwierig. Ein überraschend geringer Stellenaufbau könnte einerseits Rezessionssorgen schüren und gleichzeitig die Spekulationen auf weitere Zinserhöhungen dämpfen. Zahlen im Rahmen oder leicht über den Erwartungen würden sicher positiv gewertet. Sie wären für die Notenbank Fed die Bestätigung, dass ihr Plan einer kontrollierten Abkühlung der Konjunktur von Erfolg gekrönt ist.

Analysten erwarten für Januar den Aufbau von 185.000 Jobs außerhalb der US-Landwirtschaft, nach einem Plus von 223.000 im Vormonat. Noch wichtiger seien aber die Zahlen zur Lohnentwicklung, die sich voraussichtlich ebenfalls abgeschwächt hätten, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Das wäre ein gutes und wichtiges Signal dafür, dass die US-Notenbank die gefürchtete Preis-Lohn-Spirale verhindern kann."

SCHWACHE AUSBLICKE VON TECH-WERTEN - BOND-RENDITEN STEIGEN

Kopfzerbrechen bereiteten Börsianern die enttäuschenden Quartalsergebnisse und Ausblicke von Alphabet Amazon und Apple. Die Aktien der Google-Mutter, des Online-Händlers und des iPhone-Anbieters fielen im vorbörslichen US-Geschäft um bis zu 5,5 Prozent. Wenn auch im Detail aus unterschiedlichen Gründen hätten die Zahlen vor Augen geführt, wie unsicher die wirtschaftliche Zukunft in Zeiten hoher Inflation und Rezessionsgefahren sei, sagte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege vom Handelshaus RoboMarkets.

Aus den Depots flogen auch Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite auf 2,137 Prozent, nachdem sie am Donnerstag im Zuge des EZB-Zinsentscheids so stark gefallen war wie seit 2011 nicht mehr. In ihrem Windschatten rentierten vergleichbare Bonds aus Italien ebenfalls höher bei 3,982 Prozent.

rtr