Nur 25 Institute patzten, bei ihnen ergab sich ein Kapitalloch von insgesamt 25 Milliarden Euro. Doch dieses ist zum größten Teil schon gestopft. Krisenfälle gab es vor allem in den südlichen Euro-Staaten: Allein in Italien fielen neun Institute durch, in Griechenland und Zypern je drei. In Deutschland riss wie erwartet nur die Immobilienbank MünchenerHyp die Latte, sie hat die Kapitallücke aber schon geschlossen. Die anderen 23 deutschen Teilnehmer kamen durch, darunter Deutsche Bank, Commerzbank und die Landesbanken.

Exakt um 12.00 Uhr mittags veröffentlichte die EZB am Sonntag die mit Spannung erwarteten Ergebnisse. Die Notenbank wollte mit dem Gesundheitscheck sicherstellen, dass keine Altlasten mehr zum Vorschein kommen, wenn sie am 4. November die Aufsicht über die wichtigsten Banken in der Euro-Zone übernimmt. Vizepräsident Vitor Constancio zog eine positive Bilanz: "Diese bislang nicht dagewesene tiefgehende Prüfung der Bilanzen der Großbanken wird das Vertrauen der Öffentlichkeit in den Bankensektor stärken." Er hofft, dass die Institute jetzt auch wieder mehr Geld in die schwächelnde Wirtschaft im Euro-Raum pumpen.

Ob diese Rechnung aufgeht, ist allerdings ungewiss. Experten weisen darauf hin, dass Unternehmen schlichtweg zu wenig Kredite nachfragen. Es sei daher "extrem unwahrscheinlich", dass hier mehr Bewegung reinkomme, sagte etwa Erik Nielsen, Chefvolkswirt der Großbank Unicredit. Außerdem zeigte sich bei der Prüfung, dass in den Büchern der Institute noch 136 Milliarden Euro mehr faule Kredite schlummern als angenommen. Die Aufräumarbeiten sind also längst nicht vorbei, wie auch der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, einräumte. Es liege noch "eine Menge Arbeit vor den europäischen Banken, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken", erklärte er. Auch die Chefin der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Elke König, sieht noch keinen Grund zur Entspannung für die hiesigen Institute: "Alle Teilnehmer stehen solide da - auch wenn sie sich auf ihren Lorbeeren nicht ausruhen dürfen."

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KERNSCHMELZE IN ITALIEN

Der Gesundheitscheck bestand aus einer intensiven Prüfung riskanter Positionen in den Bilanzen und einem Stresstest. Bei diesem mussten die Institute beweisen, dass sie auch einen schweren Einbruch der Konjunktur überstehen könnten, ohne mit Steuergeld aufgefangen zu werden. Beim Stresstest zeigte sich nach Angaben der EZB, dass das Eigenkapital aller geprüften Banken zusammen im schlimmsten simulierten Krisenfall um 263 Milliarden Euro abschmelzen würde. Dies entspricht einem Rückgang der Eigenkapitalquote von 12,4 Prozent auf 8,3 Prozent. Beim Bilanzcheck (Asset Quality Review) zeigte sich laut EZB, dass in den Büchern der Banken faule Kredite im Volumen von insgesamt 879 Milliarden Euro schlummern.

Das größte Loch in der Bilanz hätte in der simulierten Wirtschaftskrise die traditionsreiche Banca Monte dei Paschi aus Italien mit allein 2,1 Milliarden Euro. Dahinter folgen die griechische Eurobank (1,76 Milliarden Euro) und die portugiesische Millennium BCP (1,15 Milliarden Euro). Durchgefallen sind zudem jeweils drei Geldhäuser aus Griechenland und aus Zypern, Dexia und Axa Bank Europe aus Belgien sowie zwei Banken aus Slowenien. In Österreich fiel die Krisenbank ÖVAG durch. Das Institut hatte das bereits erwartet und vor drei Wochen seine Abwicklung angekündigt.

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AUFATMEN BEI DEN LANDESBANKEN

Die deutschen Banken kamen im Krisen-Szenario im Schnitt auf eine harte Kernkapitalquote von 9,1 Prozent, wie BaFin und Bundesbank mitteilten. Mindestens nötig waren 5,5 Prozent. Die Latte gerissen hat hierzulande wie erwartet nur die Münchener Hyp. Denn sie hatte schon Ende 2013 nicht genügend Kapital, um die zu diesem Zeitpunkt geforderten acht Prozent Quote zu erreichen. Nach einer rund 400 Millionen Euro schweren Kapitalerhöhung 2014 ist das Kapitalloch aber bereits gestopft. "Die Ergebnisse bestätigen meinen Eindruck, dass die deutschen Banken gut vorgesorgt haben", sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Auch viele andere Durchfaller haben ihre Kapitaldecke in der Zwischenzeit aufgebessert: Europaweit müssen noch 13 Geldhäuser eine Kapitallücke von insgesamt zehn Milliarden Euro schließen. Sie haben nun zwei Wochen Zeit, der EZB einen Plan vorzulegen, wie sie das tun wollen.

Von den Landesbanken galt zuletzt vor allem die HSH Nordbank als Wackelkandidatin. Sie wurde im Stresstest zwar kräftig durchgeschüttelt, kam am Ende aber knapp durch. Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon zeigte sich angesichts der Ergebnisse aller Landesbanken erleichtert. Die Ergebnisse zeigten, dass die Institute seit der Finanzkrise kräftig umgebaut hätten und heute deutlich stabiler seien als auf dem Höhepunkt der Krise 2008.

An der größten Bankenprüfung in Europa aller Zeiten waren tausende Bankaufseher, Wirtschaftsprüfer und Juristen in ganz Europa beteiligt. Laut EZB analysierten sie alleine beim Stresstest etwa 40 Millionen Daten, die ihnen von den Banken geliefert wurden. Die Prüfung der Bilanzen erstreckte sich auf 82 Prozent der Posten in den Bilanzen aller Banken in der Euro-Zone sowie dem ab Januar zur Währungsunion gehörenden Litauen.

Reuters