Es müsse aber mit weiteren Rücksetzern gerechnet werden, warnte Anlagestratege Sebastien Galy von der Vermögensverwaltung der Nordea Bank. "Etwas ist aus dem Gleichgewicht geraten. Die Furcht vor einer Inflation wird europäische Aktien beeinflussen. Die Korrektur wird aber geringer und kürzer ausfallen, da sie im Vergleich zu den USA nicht so teuer sind."
Balsam für die Seelen der Investoren waren die Protokolle der geldpolitischen Beratungen der US-Notenbank im April. Darin hatte die Fed-Führung zwar die Tür für eine Diskussion um eine Drosselung ihrer Wertpapierkäufe geöffnet. "Das Eingeständnis, dass die aktuelle Geldpolitik überprüft werden muss, bedeutet aber nicht, dass die Notenbank ihre aktuelle lockere Geldpolitik aufgibt", gab Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades zu bedenken. Vor diesem Hintergrund büßte der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, 0,2 Prozent ein.
Europäische Anleger könnten sogar noch entspannter sein, sagte Anlagestratege Andy Cossor von der DZ Bank. Die Europäische Zentralbank (EZB) sei von einer Verringerung ihrer Anleihekäufe noch weiter entfernt als die Fed. Dennoch zogen sich Investoren aus Bundesanleihen zurück und trieben die Rendite der zehnjährigen Titel auf minus 0,096 Prozent.
SCHNÄPPCHENJÄGER AUF DER PIRSCH
Auch bei Kryptowährungen griffen Investoren wieder zu. Einige von ihnen sähen dies offenbar als letzte Chance, günstig an Bitcoin und Ethereum zu kommen, sagte Ruud Feltkamp, Chef der Kryptowährungshandelsplattform Cryptohopper. "Die nächsten Monate werden entscheiden, ob die Hausse weitergeht oder ob es der Anfang vom Ende ist." Die beiden wichtigsten Cyber-Devisen verteuerten sich um jeweils etwa zehn Prozent auf 41.904 beziehungsweise 2905 Dollar. Am Mittwoch waren ihre Kurse zeitweise um 30 und fast 50 Prozent eingebrochen.
Spekulationen auf die Rückkehr iranischen Rohöls auf den Weltmarkt drückten unterdessen die Energiepreise. Die Ölsorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um ein Prozent auf 65,97 Dollar je Barrel (159 Liter). Zuvor hatten sich Russland und einige europäische Staaten optimistisch über den Ausgang der Atomverhandlungen mit der Islamischen Republik geäußert. Bei einer Wiederbelebung des Abkommens von 2015 könnten die US-Sanktionen gegen das Land gelockert werden. Dank der erwarteten Erholung der Nachfrage in den kommenden Monaten, bringe das zusätzliche Angebot den Markt aber nicht aus dem Gleichgewicht, schrieben die Analysten des Brokerhauses PVM Oil Associates.
DAIMLER TRUCK WILL ERTRAGSKRAFT STEIGERN
Am deutschen Aktienmarkt gehörte Daimler mit einem Kursplus von knapp drei Prozent zu den Favoriten. Daimler Truck, die Nutzfahrzeug-Tochter des Autobauers, will ihre Rendite bis 2025 auf mindestens zehn von derzeit sechs Prozent steigern.
In London brockte eine geplante Bahnreform in Großbritannien Trainline den größten Kurssturz der Firmengeschichte ein. Die Aktien des Anbieters einer Plattform für den Kauf von Zugtickets brachen um knapp 33 Prozent auf 288,6 Pence ein. Die Regierung in London will einen neuen Bahnbetreiber schaffen und dem Wirrwarr aus komplizierten und oft teuren Tarifen ein Ende setzen. Dies sorge bei Trainline-Anlegern für Nervosität, sagten Börsianer.
rtr