"Da die britischen Pubs vor der Wiedereröffnung stehen und die Händler ihr Wochenend-Programm planen, wird es auch im Londoner Finanzdistrikt sehr ruhig sein", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com.
Unterstützung lieferten positive Konjunkturdaten. So stieg das Barometer für die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem chinesischen Dienstleistungssektor im Juni auf 58,4 Punkte. Das ist der höchste Stand seit zehn Jahren. Seine Pendants für Deutschland und die Euro-Zone legten überraschend stark zu und lagen nur noch knapp unter der Schwelle von 50 Zählern, die Wachstum signalisiert.
Außerdem wirkten die überraschend starken US-Arbeitsmarkdaten vom Donnerstag nach, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader. "Die amerikanische Konjunktur befindet sich zwar weiterhin in einer schwierigen Situation, die Anleger sehen aufgrund der soliden Daten aber Licht am Ende des Corona-Tunnels." Die Sorgen wegen des rapiden Anstiegs der Infektionszahlen seien damit zumindest vorübergehend in den Hintergrund gerückt.
ÖLPREIS UNTER DRUCK - GOLD BLEIBT TEUER
Am Rohölmarkt stand dagegen das Wiederaufflackern der Pandemie - vor allem in den USA - im Vordergrund. "Der Markt ist zwar zunehmend zuversichtlich geworden, dass die Lockerung der Beschränkungen für Reisen und das Geschäftsleben die Nachfrage treibt", kommentierten die Analysten der ANZ Bank. "Der Verlauf der Pandemie gefährdet diese Erholung allerdings." Dies drückte den Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee mehr als ein Prozent ins Minus auf 42,60 Dollar je Barrel (159 Liter).
Die "Antikrisen-Währung" Gold blieb gefragt. Das Edelmetall hielt sich mit einem Kurs von 1775,80 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) in Reichweite des jüngsten Acht-Jahres-Hochs. Hier stützten außerdem die wieder wachsenden Spannungen zwischen den USA und China die Preise, sagte Analyst Jeffrey Halley vom Brokerhaus Oanda.
DELIVERY HERO NACH ZAHLEN IM AUFWIND
Zu den Favoriten am deutschen Aktienmarkt zählte Delivery Hero. Die Aktien des Essenlieferanten stiegen um 7,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 105,15 Euro. Der Zuwachs der Bestellungen im zweiten Quartal liege deutlich über ihren Erwartungen, kommentierte Analystin Sarah Simon von der Berenberg Bank. Eine weitere Beschleunigung sei möglich, da in einigen wichtigen Märkten wie Kuwait weiterhin Ausgangsbeschränkungen herrschten. Im Windschatten von Delivery Hero gewannen die Titel der "Lieferando"-Mutter Takeaway in Amsterdam rund zwei Prozent.
Angehobene Produktionsziele für Atomstrom ließen die Titel des französischen Versorgers EDF um rund fünf Prozent ansteigen. Ein Absatz von 315 bis 325 statt 300 Terawattstunden Strom entspreche einem zusätzlichen operativen Gewinn von 400 bis 800 Millionen Euro, rechneten die Analysten der Investmentbank Jefferies vor.
rtr