Mit einem Kursplus von insgesamt mehr als sechs Prozent steuerte der Dax auf den größten Wochengewinn seit rund einem Jahr zu. Auch an der Wall Street zeichnete sich am Nachmittag eine Fortsetzung der Rekordjagd an.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will ab April 2017 das Volumen ihrer monatlichen Wertpapierkäufe auf 60 von 80 Milliarden Euro reduzieren, gleichzeitig verlängerte sie das sogenannte Quantitative Easing (QE) aber überraschend deutlich um neun Monate. Schon die Aussicht auf Steuergeschenke unter einem US-Präsidenten Donald Trump habe die Märkte begeistert, nun seien für das kommende Jahr zusätzlich nach monetäre Anreize zu erwarten, sagte Analyst Mike van Dulken von Accendo Markets. "Das vereint aus Investorensicht das Beste aus zwei Welten."

EURO TRUDELT AUF PARITÄT ZU - GEWINNMITNAHMEN BEI BANKEN



Auch ein schwächerer Euro half Aktien auf die Sprünge. Der Euro verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 1,0570 Dollar. Dadurch werden Waren einheimischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger. Die Talfahrt der Gemeinschaftswährung sei noch nicht beendet, betonte Derek Halpenny, Chef-Analyst für Europa bei der Bank Mitsubishi UFJ. "Der Rutsch unter die Parität bleibt unsere Prognose." Damit würde ein Euro erstmals seit 2002 weniger als ein Dollar kosten.

Am Aktienmarkt standen Gesundheitsaktien ganz oben in der Gunst der Anleger. Die Analysten von Morgan Stanley sehen 2017 Potenzial für Medizintechnik-Titel. Aktien des Brillenglasherstellers Essilor, Smith & Nephew und Straumann legten bis zu 4,4 Prozent zu. Im Dax waren die Titel von FMC und Fresenius die Favoriten.

MONTE PASCHI IM ABWÄRTSSTRUDEL



Hingegen warfen Anleger Aktien der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi aus den Depots. Die Titel fielen um mehr als sieben Prozent auf 20,20 Euro. Die EZB will einem Insider zufolge dem Geldhaus nicht mehr Zeit einräumen, um sich frisches Kapital bei Investoren zu besorgen.

Der italienische Branchenindex gab seine dank der EZB-Geldflut erzielten Vortagesgewinne vollständig ab und lag knapp vier Prozent im Minus. Deutsche Bank waren mit einem Minus von 2,6 Prozent Schlusslicht im Dax, nachdem sie am Vortag 2,8 Prozent gewonnen hatten.

MÖGLICHES AUS FÜR ÜBERNAHME DURCH CHINESEN DRÜCKT SILTRONIC



Den größten Tagesverlust in der Firmengeschichte mussten Siltronic hinnehmen, die im TecDax bis zu 12,2 Prozent auf 39,16 Euro abstürzten. Der Nachrichtenagentur dpa zufolge haben chinesische Investoren ihren Plan zur Übernahme des Chipindustrie-Zulieferers aufgegeben. Die Titel der Muttergesellschaft Wacker Chemie, die nach früheren Aussagen von Insidern mit Interessenten über den Verkauf von Anteilen verhandelt hatte, büßten 2,2 Prozent ein.

An der Amsterdamer Börse legten Gemalto dagegen dank eines Zukaufs bis zu 9,7 Prozent zu. Der Anbieter von Produkten zur digitalen Sicherheit übernimmt vom "Post-it"-Hersteller 3M dessen Geschäft zur Personen-Identifizierung für 850 Millionen Dollar und verspricht sich davon ab dem ersten Jahr einen Gewinnzuwachs.

rtr