Vor dem Showdown für Griechenland haben die Anleger an den europäischen Aktienbörsen kalte Füße bekommen. Die Athener Regierung schürte am Mittwoch Zweifel an einer Einigung mit ihren Gläubigern. Dax und EuroStoxx50 gaben rund ein Prozent auf 11.408 beziehungsweise 3593 Punkte ab. Nach dem Höhenflug der vergangenen Tage machten die Investoren sicherheitshalber Kasse. Die Hoffnung auf ein Happy End im Schuldenstreit hatte die Börsen seit Montag rund vier Prozent nach oben getrieben.

Doch aus Athen hieß es zuletzt, die Euro-Zone und der IWF hätten die jüngsten Reformvorschläge Griechenlands nicht akzeptiert. Laut EU-Vertretern gibt es bei den Verhandlungen keine großen Fortschritte. Hauptstreitpunkte bleiben die Reform der Mehrwertsteuer, des Rentensystems und der Unternehmensbesteuerung. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras wollte am Mittwoch mit den Chefs von EU-Kommission, EZB und IWF eine mögliche Lösung beraten.

Am Abend steht dann ein neues Treffen der Euro-Finanzminister an und am Donnerstag und Freitag folgt ein EU-Gipfel. Gelingt keine Einigung, verfallen die Milliardenhilfen aus dem in einer Woche endenden Hilfspaket für Griechenland - damit stünde eine Staatspleite kurz bevor. Auch an der Athener Börse herrschte Skepsis: Der Leitindex fiel um mehr als vier Prozent, die Bankentitel rauschten mehr als acht Prozent nach unten.

Der leichte Rückgang des Ifo-Index drückte zusätzlich auf die Stimmung am Gesamtmarkt. Investoren griffen verstärkt zu Bundesanleihen, die als "sicherer Anlagehafen" gelten. Der Bund-Future ging 88 Ticks in die Höhe auf 151,57 Punkte.

Auf Seite 2: VERSORGER PROFITIEREN VOM MÖGLICHEN AUS FÜR KOHLEABGABE



VERSORGER PROFITIEREN VOM MÖGLICHEN AUS FÜR KOHLEABGABE



Nach Kurszielsenkungen durch Goldman Sachs wandten sich Anleger von den im Dax gelisteten Autoaktien ab. BMW gaben 1,7 Prozent nach, Volkswagen und Daimler verloren jeweils 1,6 Prozent.

Spekulationen auf eine Abschaffung der geplanten Kohleabgabe hievten die Aktien von RWE und E.ON zeitweise deutlich nach oben. Nach Informationen aus Regierungskreisen ist die von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel anvisierte Kohleabgabe vom Tisch. Das Bundeswirtschaftsministerium dementierte dagegen, dass eine Entscheidung gefallen sei. "Der Wegfall der Klimaabgabe wäre natürlich eine sehr gute Nachricht für die Versorger", sagte ein Händler. Er warnte aber vor zu viel Euphorie: Die Frage sei, was statt der Kohleabgabe nun vielleicht im Raum stehe.

Auf Seite 3: TELEKOM-HOCHZEIT IN FRANKREICH DROHT ZU PLATZEN





TELEKOM-HOCHZEIT IN FRANKREICH DROHT ZU PLATZEN



Unter den europäischen Einzelwerten sorgte die schwindende Aussicht auf eine Fusion der französischen Telekomfirmen Bouygues und Numericable-SFR für lange Gesichter: Bouygues verloren bis zu 8,6 Prozent, Numericable-SFR büßten zwölf Prozent ein. Nach dem Widerstand der französischen Regierung hatte der Bouygues-Verwaltungsrat den Übernahmeplänen eine Absage erteilt. Unter Verkaufsdruck gerieten auch die Papiere von Iliad mit einem Minus von 7,3 Prozent. Der Mobilfunker hätte bei einer Fusion einige Bouygues-Geschäftsbereiche erhalten, um Kartell-Bedenken auszuräumen.

Zudem stand die Übernahme der belgischen Supermarktkette Delhaize durch den niederländischen Konkurrenten Ahold im Fokus: Ahold legten bis zu 4,7 Prozent zu, Delhaize fielen bis zu 6,5 Prozent auf 82,32 Euro abgaben. Ahold bietet 4,75 eigene Aktien je Delhaize-Papier, was einer Offerte von rund 90 Euro je Delhaize-Aktie entspricht. Vor allem in London schürte der Zusammenschluss Fantasien. Sainsbury und Morrison gewannen in der Spitze drei beziehungsweise vier Prozent.

Reuters