Der Dax stieg auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 11.637,37 Zählern, der EuroStoxx50 notierte mit 3322,88 Stellen so hoch wie zuletzt vor gut einem Jahr. Die Futures auf die US-Indizes deuteten auf eine freundliche Eröffnung der Wall Street hin.
"Die chinesischen Konjunkturdaten sind der Schlüssel", sagte James Hughes, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses GKFX. Sie reihten sich ein in eine Serie ermutigender Zahlen der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Die Industrieproduktion erreichte im Dezember den höchsten Stand seit fast vier Jahren.
Angesichts der rund zehnprozentigen Aktienrally der vergangenen Wochen müsse allerdings mit Kursrücksetzern gerechnet werden, warnte Hughes. Turbulenzen wie Anfang 2016, als enttäuschende China-Daten dem Dax den schlechtesten Jahresauftakt seiner Geschichte bescherten, seien aber nicht zu befürchten, betonte Anlagestratege Jingyi Pan vom Brokerhaus IG Markets. "Schließlich ist die Weltwirtschaft in einer besseren Verfassung als vor einem Jahr."
DOLLAR ERNEUT IM AUFWIND - ÖLPREIS STEIGT
Unterstützung erhielten die europäischen Aktienmärkte am Dienstag zudem vom erneuten Kursverfall des Euro, der Waren heimischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht. Die Gemeinschaftswährung verbilligte sich um mehr als einen halben US-Cent auf 1,0384 Dollar. Wegen der anhaltenden Spekulationen auf rasche US-Zinserhöhungen sagte Richard Grace, Chef-Devisenstratege der Commonwealth Bank of Australia, für die kommenden 18 Monaten eine weitere Aufwertung des Dollar um zehn Prozent voraus.
Unterdessen trieben die geplanten Förderkürzungen den Ölpreis erneut in die Höhe. Die Sorte Brent aus der Nordsee war mit 58,37 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so teuer wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. Investoren warteten nun auf Beweise, dass die Produktion auch gedrosselt werde, sagte Ric Spooner, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses CMC Markets. "Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass sich die Opec- und Nicht-Opec-Staaten an den Deal halten - vor allem zu Beginn." Die weltweite Überproduktion hatten den Ölpreis zwischen Mitte 2014 und Anfang 2016 von gut 115 auf etwa 27 Dollar gedrückt.
FINANZWERTE SIND ERNEUT LIEBLINGE DER ANLEGER
Bei den Einzelwerten standen Banken erneut ganz oben auf den Einkaufszetteln der Investoren. In der Hoffnung auf eine schnelle Sanierung der italienischen Institute, die auf einem rund 360 Milliarden Euro hohen Berg fauler Kredite sitzen, stieg der dortige Branchenindex um zwei Prozent. Spitzenreiter war hier die frisch fusionierte Banco BPM, die nach ihrer gut neunprozentigen Rally vom Montag weitere zehn Prozent zulegte. Die deutsche Commerzbank, die britische Barclays und die französische Societe Generale (SocGen) gewannen bis zu 3,5 Prozent.
TÜRKISCHE BÖRSE NACH ISTANBUL-ANSCHLAG WEITER UNTER DRUCK
Gegen den Trend warfen Investoren türkische Wertpapiere aus ihren Depots. Der Leitindex der Istanbuler Börse sank um 1,3 Prozent, die Währung des Landes fiel auf ein Rekordtief. Ein Dollar kostete zeitweise 3,6038 Lira. Neben der Verunsicherung nach dem Anschlag in Istanbul an Silvester drückte ein überraschend hohe Inflation auf die Stimmung. Da die stark vom Tourismus abhängige Konjunktur in schlechter Verfassung sei, sei zur Stützung des Wechselkurses nicht mit größeren Zinserhöhungen der türkischen Zentralbank zu rechnen, sagte Anlagestratege Paul Fage von der Investmentbank TD Securities.
rtr