Erleichtert reagierten Anleger auf den Anstieg des Stimmungsbarometers der europäischen Einkaufsmanager. Mit 53,3 Punkten erreichte es den höchsten Stand seit sieben Monaten. "Insgesamt ist festzuhalten, dass sich die Verunsicherung rund um das 'Brexit'-Votum in Grenzen hält", sagte Helaba-Analyst Ulrich Wortberg.
Ähnliches signalisierten auch die überraschend starken Zahlen des britischen Eigenheimbauers Persimmon, betonte sein Kollege Robin Hardy vom Brokerhaus Shore Capital. Das Unternehmen verbuchte in den vergangenen beiden Monaten ein Auftragsplus von 17 Prozent. Am Tag nach der Entscheidung für einen Ausstieg Großbritanniens aus der EU hatte die Furcht der Anleger vor einem Zusammenbruch des dortigen Immobilienmarkts Persimmon und den Konkurrenten Rekord-Kursstürze eingebrockt. Am Dienstag setzte sich Persimmon mit einem Kursplus von bis zu fünf Prozent an die Spitze des Londoner Auswahlindex FTSE. Die Rivalen Barratt, Taylor Wimpey, Bellway und Berkeley legten bis zu 4,6 Prozent zu.
BÖRSIANER FIEBERN NOTENBANKER-TREFFEN ENTGEGEN
Hauptgesprächsthema auf dem Börsenparkett blieb allerdings die US-Geldpolitik, nachdem mehrere führende Fed-Banker für eine baldige Zinserhöhung plädiert hatten . An den Devisenkursen spiegelte sich dies allerdings nicht wider: Der Euro legte zur US-Währung einen knappen Viertel US-Cent zu und kostete 1,1341 Dollar. "Der immer wieder angekündigte, aber nie umgesetzte zweite Zinsschritt hat die Federal Reserve Glaubwürdigkeit gekostet", sagte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets. "Ein großer Teil des Marktes verweigert die Teilnahme am Ratespiel über die weitere amerikanische Geldpolitik." Entsprechend groß sei die Gefahr, auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Mehr Klarheit über die US-Geldpolitik erhofften sich Investoren von der Rede der Fed-Chefin Janet Yellen auf dem Notebanker-Treffen in Jackson Hole am Freitag.
Unterdessen ging die Talfahrt des Rohöls weiter. Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich um 0,8 Prozent auf 48,78 Dollar je Barrel (159 Liter). Börsianer bezweifelten zunehmend, dass sich die großen Exporteure bei ihrem Treffen im September auf eine Drosselung der Fördermengen einigen werden. Die Experten der US-Bank Goldman Sachs sagen für die kommenden Monate sogar eine Ausweitung des weltweiten Überangebots voraus.
VW FAHREN IM DAX VORNE MIT - UNICREDIT IM AUFWIND
Bei den deutschen Aktienwerten stand Volkswagen erneut im Rampenlicht. Der Autobauer legte seinen Streit mit zwei Zulieferern nach einem mehr als 20-stündigen Verhandlungsmarathon bei. Damit kann die Produktion in verschiedenen Werken des Konzerns wieder anlaufen. VW-Aktien stiegen um bis zu 2,9 Prozent.
An der Mailänder Börse gewannen Unicredit zeitweise sogar mehr als sechs Prozent. Die HVB-Mutter will ihre Anteile an der polnischen Bank Pekao, dem zweitgrößten Geldhaus des Landes, komplett verkaufen. Insidern zufolge wird Unicredit hierüber mit dem führenden polnischen Versicherer PZU verhandeln. Pekao verloren daraufhin an der Warschauer Börse 2,8 Prozent und PZU büßten 3,9 Prozent ein.
rtr