Die Angst vor einem Konjunktureinbruch hat am Montag die Anleger an den Aktienmärkten wieder eingeholt. Der Dax fiel bis zum frühen Nachmittag um 1,4 Prozent auf 8728 Punkte, der EuroStoxx50 verlor 1,3 Prozent auf 2924 Zähler. "Zum einen lässt uns die Sorge vor der wirtschaftlichen Entwicklung nicht los, zum anderen enttäuschen jetzt auch noch einige Unternehmen mit ihren Zwischenberichten", fasste ein Börsianer zusammen. SAP hatte für das laufende Jahr am Morgen seine Gewinnprognose gesenkt, und IBM wies am Mittag ein unerwartet schwaches Quartalsergebnis aus.

Am Freitag hatte die Hoffnung auf eine längerfristig lockere Geldpolitik der großen Notenbanken den Dax um 3,1 Prozent nach oben getrieben, nachdem er am Donnerstag noch auf ein 13-Monats-Tief von 8354 Punkte eingebrochen war. Seit Monatsbeginn hat der Dax 6,6 Prozent, der EuroStoxx50 8,2 Prozent verloren. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures ebenfalls eine schwächere Eröffnung.

Die Gegenbewegung sei lediglich Schnäppchenjägern und kurzfristigen Spekulanten geschuldet gewesen, sagte Jens Klatt vom Brokerhaus FXCM. "Fundamental spricht immer noch nicht viel für den Kauf deutscher Aktien." Für Bauchschmerzen sorgten vergangene Woche einige enttäuschende US-Konjunkturdaten, die die Angst vor einer deutlichen Abkühlung der Weltwirtschaft verschärften. In dieser Woche fürchten Investoren neue Hiobsbotschaften aus China und der Euro-Zone. Analysten gehen davon aus, dass sich das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik im dritten Quartal auf 7,2 Prozent von 7,5 Prozent abgeschwächt hat. Die Zahlen werden am Dienstag veröffentlicht. Am Donnerstag stehen dann die Einkaufmanagerindizes für Industrie und Dienstleistungen aus der Euro-Zone auf der Agenda.

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KAUM LICHTBLICKE BEI DEN BILANZEN

Der Zwischenbericht von SAP trübte Händlern zufolge die Stimmung am deutschen Aktienmarkt erheblich: Über 20 der 120 Minus-Punkte im Dax gingen auf das Konto von SAP. Die wachsende Nachfrage nach Cloud-Software zulasten des klassischen Lizenzgeschäfts dämpft die Gewinnerwartung von Europas größter Softwareschmiede. Grund sei der Wechsel von Kunden zur Mietsoftware aus dem Internet, da sich die Erlöse hier auf einen längeren Zeitraum verteilen als beim Lizenz-Verkauf, erklärte SAP. Die Aktien hielten am Nachmittag mit einem Abschlag von 3,8 Prozent 51,96 Euro die rote Laterne im Dax, nachdem sie zuvor um bis zu 5,4 Prozent auf 51,11 Euro abgestürzt waren - dem niedrigsten Kurs seit August 2012.

Schlechte Nachrichten für den Technologie-Sektor gab es auch aus den USA: IBM, die einstige Ikone der Branche, kann den Umsatzschwund nicht stoppen und wies das zehnte Quartal in Folge rückläufige Erlöse aus. Zudem schrumpfte der Gewinn um 16 Prozent. Im Frankfurter Parketthandel fielen IBM um 7,5 Prozent. Lange Gesichter gab es auch bei den Aktionären von Philips, der beim operativen Quartalsgewinn überraschend einen Verlust erlitt. Die Aktien fielen in Amsterdam um 3,8 Prozent.

Überzeugend fanden die Börsianer dagegen den Zwischenbericht von Electrolux. Bei der AEG-Mutter füllte das florierende Geschäft in den USA die Kassen. Der Aktienkurs stieg in Amsterdam um 6,8 Prozent.

Für ein paar Lichtblicke sorgten zudem Spekulationen auf Fusionen oder Übernahmen: So will eine Investorengruppe laut "Wall Street Journal" Adidas für die US-Tochter Reebok 2,2 Milliarden Dollar bieten. Adidas wollte das nicht kommentieren. Börsianern gefiel aber die Aussicht auf einen milliardenschweren Deal. Die Aktien legten 4,5 Prozent zu und standen damit an der Dax-Spitze. Ein Übernahmeangebot trieb in Amsterdam die Aktien des Tierfutterproduzenten Nutreco um fast 40 Prozent auf 39,46 Euro in die Höhe. Die Investmentfirma SHV will das Unternehmen für 40 Euro je Aktie kaufen.

Reuters