Noch immer ist nicht jeder Anleger dazu bereit, Geld auch in Nebenwerte zu stecken. Das meiste Geld fließt in die Standardwerte. Doch wer als Aktionär Werte aus dem zweiten und dritten Glied links liegen lässt, der vergibt viel Potenzial. In den vergangenen Jahren fuhren kleine und mittlere Unternehmen beispielsweise an den europäischen Börsen eine viel bessere Performance ein als die großen Standardwerte.

Das gilt auch für den deutschen Aktienmarkt. Hier sind die Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX deutlich näher dran an neuen Rekorden als der Leitindex DAX. Folglich macht es wenig Sinn, Small- und Mid-Caps zu meiden. Zumal diese Titel in den vergangenen drei Jahren in Europa sogar eine geringere Volatilität zeigten als die Large Caps.

Zahlreiche europäische Nebenwerte deckt auch die Société Générale ab. In Deutschland ist das von dem französischen Kreditinstitut gecoverte Universum zwar nicht so umfangreich, wie es das etwa für die Aktien des Heimatlandes ist. Unter den abgedeckten Werten finden sich aber auch vier deutsche Nebenwerte, die aktuell mit einer Kaufempfehlung ausgestattet sind. Börse Online stellt diese Titel auf den nachfolgenden Seiten vor.



4 deutsche Nebenwerte-Aktien-Favoriten von Société Générale, Nummer eins: GEA Group AG (WKN: 660200, 48,52 Euro, alle nachfolgenden Angaben beziehen sich auf den Stand vom 08. August)



Der erste deutsche Nebenwerte-Favorit mit einer Kaufempfehlung der Société Générale heißt GEA. Das im Jahr 1990 bei 65,34 Euro aufgestellte Rekordhoch konnte bisher zwar nie wieder erreicht werden, in den vergangenen Jahren hat dieser Titel aber eine sehr gute Entwicklung hingelegt. Nach einer ab April 2015 erlittenen Zwischenkorrektur geht es seit September wieder aufwärts mit den Kursen. Jüngst reichte es sogar zu einem Vorstoß auf neue Mehrjahreshochs. Der langfristige Aufwärtstrend wurde dadurch als völlig intakt untermauert.

Das zuletzt freundliche Kursverhalten signalisiert, dass die am 28. Juli vorgelegten Halbjahreszahlen letztlich auf eine positive Resonanz bei den Marktteilnehmern gestoßen sind. Konkret stieg der Umsatz von April bis Juni zwar nur leicht um 0,6 Prozent auf 1,16 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) kletterte aber um 4,5 Prozent auf 125 Millionen Euro. Die Marge verbesserte sich von 10,4 Prozent auf 10,8 Prozent. Je Aktie verdiente die Gesellschaft 0,43 Euro nach einem durch Kosten für ein Restrukturierungsprogramm verursachten Verlust von 0,11 Euro je Aktie im Vorjahr.

Besonders ermutigend: Der Auftragseingang legte um 6,4 Prozent auf 1,22 Milliarden Euro zu. Nicht gerüttelt wurde an der Jahresprognose. Diese sieht ein moderates Umsatzwachstum und ein operatives Ergebnis vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen zwischen 645 und 715 Millionen Euro vor.

Société Générale-Analyst Sebastion Ubert bezeichnet das präsentierte Zahlenwerk als robust. In einer Telefonkonferenz habe das Management von der Chance auf wieder anziehende Gewinnmargen gesprochen. Die Kaufempfehlung sowie das Kursziel von 53 Euro wurden vor diesem Hintergrund bestätigt. Bei einer Zielerreichung hätte der Titel noch 9,2 Prozent Aufwärtspotenzial. Die Ergebnisse je Aktie werden für die Jahre 2016 bis 2018 auf 2,24, 2,45 und 2,69 Euro taxiert. Auf Basis der Schätzungen für das übernächste Jahr ergibt sich damit ein KGV von rund 18.

Bei den Plänen zu Kostensenkungen sehe sich das Unternehmen auf einem guten Weg. Mehr Informationen dazu dürfte es bei einem Kapitalmarkttag am 05. Oktober geben. Auf der M&A-Ebene beobachte der Vorstand den Markt intensiv. Den Angaben zufolge befinde man sich in Gesprächen mit potenziellen Übernahmekandidaten und im zweiten Halbjahr seien weitere Zukäufe denkbar.

GEA sieht sich als einer der größten Anbieter von Prozesstechnik für die Nahrungsmittelindustrie und ein breites Spektrum weiterer Branchen. Als internationaler Technologiekonzern legt das Unternehmen seinen Schwerpunkt auf weltweit führende Prozesslösungen und Komponenten für anspruchsvolle Produktionsprozesse. Im Jahr 2015 erwirtschaftete GEA einen Konzernumsatz von rund 4,6 Milliarden Euro. Davon entfielen mehr als 70 Prozent auf die langfristige Wachstumsbranche Nahrungsmittel. Zum 31. Dezember 2015 beschäftigte der Konzern weltweit über 17.000 Mitarbeiter. GEA zählt in seinen Geschäftsfeldern zu den Markt- und Technologieführern.





4 deutsche Nebenwerte-Aktien-Favoriten von Société Générale, Nummer eins: Fraport AG (WKN: 577330, 49,13 Euro)



Beim nächsten Favoriten Fraport sieht das Chartbild deutlich weniger einladend aus als bei GEA. Zum einen steckt dieser Nebenwert seit Mai in einem mittelfristigen Abwärtstrend. Zum anderen dümpelt die Notiz nach volatilen Schwankungen in den vergangenen Jahren aktuell nur auf einem bereits Anfang 2006 erreichten Niveau herum.

Die Tatsache, dass die Aktie des Flughafenbetreibers nicht richtig in den Vorwärtsgang schalten kann, überrascht deshalb, weil Flugreisen eigentlich ein Wachstumsmarkt sind. Vielleicht liegt es auch an der verfolgten Strategie. Als Kunde schwer nachzuvollziehen sind beispielsweise die erheblich über dem Landesdurchschnitt liegenden Verkaufspreise, die in den Geschäften der bulgarischen Schwarzmeer-Flughäfen Burgas und Varna verlangt werden.

Die geschäftlichen Probleme in diesem Jahr haben eigenen Angaben zufolge aber eher mit externen Herausforderungen zu tun. Angeführt werden als Belastungsfaktoren die Terrorangst und die damit einhergehende Zurückhaltung bei Flugreisen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an die Aktivitäten am Antalya Airport in der Türkei, die von den dortigen politischen Turbulenzen beeinträchtigt werden. Aber auch am Frankfurter Flughafen führt der Terror dazu, dass im laufenden Jahr nun mit einer leicht rückläufigen Entwicklung des Passagierverkehrs gerechnet wird statt wie bisher mit einer Zunahme um 1-3 Prozent.

Im ersten Halbjahr 2016 sank der Umsatz um 1,4 Prozent auf gut 1,2 Milliarden Euro, wobei auf bereinigter Basis aber ein Plus von 1,6 Prozent zu Buche stand. Das Konzernergebnis ging bei einem leicht verbesserten Finanzergebnis sowie geringeren Ertragsteuern um 3,2 Prozent auf 99,7 Millionen Euro zurück. Anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen bestätigte der Vorstand die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr. Allerdings war bereits zuvor beim Gewinnversprechen für 2016 zurückgerudert worden. Der aktuellen Vorgabe zufolge soll der Umsatz leicht auf 2,65 Milliarden Euro steigen und das Konzernergebnis das Vorjahresniveau von 297 Millionen Euro erreichen oder leicht darüber liegen.

Mit Blick auf das im zweiten Quartal erzielte Ergebnis sprach Société Générale-Analyst Michael Kuhn von übertroffenen Erwartungen. Ermöglicht habe das ein starkes Abschneiden im Einzelhandels- und im Immobiliengeschäft. Das Kaufen-Urteil und das Kursziel von 60 Euro wurden bekräftigt. Allerdings war die Kurszielvorgabe bereits kurz zuvor deutlich von 70 Euro auf 60 Euro gesenkt worden. Doch auch auf dieser niedrigeren Basis beträgt das Aufwärtspotenzial noch immer gut 22 Prozent.

Die Kaufempfehlung für Fraport beruht nicht zuletzt auf der Annahme, an der Nachrichtenlage könnte nach sehr vielen schlechten Meldungen in der jüngeren Vergangenheit das Tal erreicht sein. Im zweiten Quartal seien auch wieder bessere Nachrichten denkbar, wie etwa ein Abschluss beim Zukauf von griechischen Flughäfen und damit in einem Land, in dem sich die Flughäfen dank einem Touristenboom gut schlagen würden. Auf Basis eines geschätzten KGVs von gut 16, das sich gemessen an dem für 2017 prognostizierten Gewinn je Aktie von 3,06 Euro ergibt, sei der Titel im Branchenvergleich außerdem mit einem Bewertungsabschlag ausgestattet.

Das wichtigste Asset von Fraport ist der Flughafen Frankfurt, der eines der wichtigsten Luftverkehrsdrehkreuze weltweit ist. Als Eigentümerin des Geländes stellt die Fraport AG den Fluggesellschaften sowie anderen Nutzern ihre Einrichtungen zur Verfügung. Neben den Airlines gehören dazu beispielsweise die Deutsche Flugsicherung, eine Vielzahl von Behörden und die Konzessionäre - insgesamt über 500 Firmen und Institutionen. Mit Beteiligungen und Tochtergesellschaften ist die Fraport AG an mehr als 35 Standorten im In- und Ausland tätig und vermarktet dort ihr in Frankfurt über Jahrzehnte erworbenes Know-how.





4 deutsche Nebenwerte-Aktien-Favoriten von Société Générale, Nummer eins: Evonik Industries AG (WKN: EVNK01, 29,08 Euro)



Erst seit April 2013 ist Evonik börsennotiert. Die Erstnotiz betrug 33 Euro. Aktuell bewegt sich der Kurs somit unter diesem Niveau, womit getrost das Fazit erlaubt ist, dass der Börsengang bislang aus Anlegersicht alles andere als eine Erfolgsstory gewesen ist. Aber immerhin hat sich der Titel deutlicher vom Jahrestief von 24,71 Euro gelöst und jüngst ist es sogar gelungen, den ab August 2015 aufgenommenen Abwärtstrend zu überwinden.

Zur jüngsten Kurserholung passen die nach dem ersten Halbjahr gemachten Angaben zum Geschäftsverlauf. Umsatz und Gewinn gingen zwar auch im zweiten Quartal belastet von rückläufigen Verkaufspreisen zurück, die Zahlen fielen aber besser aus als befürchtet. In den Monaten April bis Juni sank der Konzernumsatz um sieben Prozent auf knapp 3,3 Milliarden Euro. Mit 165 Millionen Euro verdiente der nach BASF zweitgrößte deutsche Chemiekonzern 61 Prozent weniger als in der Vorjahresperiode.

Für das Gesamtjahr wird weiter mit einem leichten Umsatzminus und einem Rückgang des bereinigten operativen Ergebnisses gerechnet. Allerdings wird nach 2,47 Milliarden Euro im Vorjahr jetzt die obere Hälfte der bislang genannten Spanne von 2,0 bis 2,2 Milliarden Euro angepeilt. Diese neue Vorgabe hat mit zuletzt in allen Chemiesegmenten gestiegenen Absatzmengen zu tun, die den Vorstand zuversichtlicher auf das Gesamtjahr blicken lassen.

Die geplante Übernahme des Spezialadditiv-Geschäfts von Air Products hat im zweiten Quartal bei Evonik zu Projektaufwendungen sowie Finanzierungs- und Währungssicherungskosten von 49 Millionen Euro geführt. Der Konzern hatte im Mai angekündigt, die Sparte des US-Konzerns für umgerechnet rund 3,5 Milliarden Euro zu kaufen. Für Evonik ist es die größte Übernahme in der Firmengeschichte. Mit dem Erwerb steigen die Essener in dem hoch attraktiven Segment zu einem führenden Anbieter auf und gestalten zudem ihre Präsenz auf den Weltmärkten ausgewogener. Die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden steht noch aus. Mit einem Abschluss der Transaktion rechnet Evonik bislang noch in diesem Jahr.

Bei der Société Générale bekräftigte Analyst Thomas Swoboda nach der Zahlenvorlage sein Kaufurteil für die Aktie sowie das Kursziel von 33 Euro. Das lässt dem Titel theoretisch 13,5 Prozent Luft nach oben. Neben einer als günstig eingestuften Bewertung wird von ihm positiv gewertet, dass der Finanzinvestor und bisherige Großaktionär CVC Capital Partners inzwischen bei Evonik ausgestiegen sei, weil dadurch aus dieser Ecke nun kein Abgabedruck mehr entstehen könne.

Auf Basis der Société Générale-Gewinnschätzungen von 1,89 Euro ergibt sich für 2018 ein geschätztes KGV von 15,4. Gemessen am Verhältnis von Unternehmenswert zum Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen sei der Titel zudem im Vergleich mit anderen kleineren europäischen Konglomeraten mit einem deutlichen Bewertungsabschlag ausgestattet.

Evonik bezeichnet sich als weltweit führendes Unternehmen der Spezialchemie und als kreativer Industriekonzern. Die Aktivitäten des Konzerns sind auf die Megatrends Gesundheit, Ernährung, Ressourceneffizienz sowie Globalisierung konzentriert. Rund 80 Prozent des Umsatzes werden aus führenden Marktpositionen heraus erwirtschaftet. Der Konzern ist in mehr als 100 Ländern weltweit aktiv. Mehr als 33.500 Mitarbeiter erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von rund 13,5 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von rund 2,47 Milliarden Euro. Der Umsatzanteil außerhalb Deutschlands belief sich auf 82 Prozent.





4 deutsche Nebenwerte-Aktien-Favoriten von Société Générale, Nummer eins: Dürr AG (WKN: 556520, 77,14 Euro)



Getrost als sensationell darf die Performance bezeichnet werden, welche die Dürr AG von März 2009 bis April 2015 Euro auf das Börsenparkett gezaubert hat. Denn der Kurs stürmte da nach einem zuvor langem Siechtum ausgehend von einem Tief bei 3,63 Euro bis auf ein Rekordhoch von 109,25 Euro nach oben. Daran schloss sich dann zwar wieder eine heftige Korrektur an, die den Kurs bis auf gut 51 Euro zurückwarf, doch ein Teil davon ist inzwischen wieder ausgebügelt und charttechnisch gesehen ist es vor allem gelungen, den damit verbundenen mittelfristigen Abwärtstrend wieder zu überwinden.

Einher geht die vollzogene Kurstrendwende mit wieder besseren Nachrichten zum Geschäftsverlauf, nachdem diese Meldungen zeitweise nicht mehr alle Erwartungen erfüllt hatten. In der Vorwoche hat der Lackieranlagenspezialist aber die Jahresprognose für den Ordereingang nach einem gut verlaufenen ersten Halbjahr angehoben. Für 2016 gehen die Verantwortlichen nun von Aufträgen im Wert von 3,5 bis 3,7 Milliarden Euro aus, statt wie zuletzt unterstellt von 3,3 bis 3,6 Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal musste allerdings beim Umsatz noch ein Minus von 4,6 Prozent auf 881,7 Millionen Euro hingenommen werden, was unter dem Analystenkonsens von 889 Millionen Euro lag. Beim Gewinn blieben 7,3 Prozent mehr hängen, wobei die erzielten 39,2 Millionen Euro den Erwartungen der Analysten entsprachen. An den Vorhersagen für das Gesamtjahr für Umsatz und Gewinn vor Steuern und Zinsen wurde nicht gerüttelt.

Der zuständige Société Générale-Analyst Sebastian Ubert reagierte auf die Quartalszahlen dennoch mit einer leichten Anhebung der Gewinnschätzungen. Konkret rechnet er beim angepassten Ergebnis vor Steuern und Zinsen mit 276,9 Millionen Euro, nachdem es bisher 267,8 Millionen Euro waren. Die neue Gewinnreihe für die Jahre 2016 bis 2018 sieht wie folgt aus: 5,41 Euro statt 5,23 Euro für das laufende Jahr, 5,93 Euro statt 5,73 Euro im kommenden Jahr und 6,25 Euro statt 6,61 Euro im übernächsten Jahr.

Für 2018 errechnet sich daraus ein geschätztes KGV von 12,3. Leicht angehoben hat Ubert das mit der Kaufempfehlung für den Titel ausgestattete Kursziel und zwar von 93 Euro auf 95 Euro. Diese Vorgabe bewegt sich um gut 23 Prozent über den aktuell gültigen Notierungen.

Dürr bezeichnet sich als ein weltweit führender Maschinen- und Anlagenbauer mit ausgeprägter Automatisierungskompetenz. Produkte, Systeme und Services von Dürr ermöglichen hocheffiziente Fertigungsprozesse in unterschiedlichen Industrien. Rund 60 Prozent des Umsatzes entfallen auf das Geschäft mit Automobilherstellern und -zulieferern. Weitere Abnehmerbranchen sind zum Beispiel der Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie und - seit der Übernahme der HOMAG Group AG im Oktober 2014 - die holzbearbeitende Industrie.

Der Konzern agiert mit fünf Divisionen am Markt: Lackierereien und Endmontagewerke für die Automobilindustrie, Robotertechnologien für den automatischen Auftrag von Lack sowie Dicht- und Klebstoffen, Auswucht- und Reinigungsanlagen sowie Montage-, Prüf- und Befülltechnik, Abluftreinigungsanlagen und Energieeffizienztechnik sowie Maschinen und Anlagen für die holzbearbeitende Industrie. Dürr ist in 28 Ländern direkt vertreten und erzielte 2015 einen Umsatz von 3,77 Milliarden Euro.